Rede von
Gregor Gysi ( Die Linke) im Bundestag 29.3.2012
ESM
und Fiskalvertrag: Merkel und Schäuble unterschreiben
grundgesetzwidrige Verträge
Herr
Präsident! Meine Damen und Herren!
Herr
Brüderle, ich staune, dass Sie Lenin intensiver gelesen haben als
ich.
(Heiterkeit
bei Abgeordneten der LINKEN - Renate Künast (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN): Oh! Jetzt aber mal nicht kokettieren!)
Der
EU-Gipfel am 30. Januar 2012 hat den Fiskalvertrag für 17
Euro-Staaten und acht weitere Staaten mit Ausnahme Großbritanniens
und Tschechiens beschlossen. Der Vertrag soll bis zum 1. Januar 2013
ratifiziert werden. Aber er ist kein gewöhnlicher Vertrag der
Europäischen Union, sondern er befindet sich außerhalb des
EU-Rechts. Es geht um verbindliche Regelungen für die Staaten zum
Schuldenabbau, um die sogenannte Schuldenbremse in den Staaten, um
Sanktionen gegen Staaten, die gegen Regelungen verstoßen. Mithin
geht es um deutliche Einschränkungen der Budgethoheit der Staaten
und ihrer frei gewählten Parlamente. Dieser Vertrag wird die
Situation in den EU-Staaten grundlegend verändern, auch und in
besonderer Weise in Deutschland.
Zunächst
zur Frage des Grundgesetzes. Im Vertrag ist keine
Kündigungsmöglichkeit vorgesehen. Dann ist eine Kündigung nur nach
Völkervertragsrecht, das heißt nach der Wiener
Vertragsrechtskonvention zulässig. Die dort geregelten
Voraussetzungen wie die Unmöglichkeit der von Deutschland
geforderten Leistung oder die grundlegende Änderung sämtlicher
Umstände werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
niemals eintreten. Damit bliebe nur die Möglichkeit, dass sich alle
Unterzeichnerstaaten auf eine Aufhebung verständigten
eine Variante, über die wir ebenso wenig nachzudenken brauchen.
Die
Unkündbarkeit des Vertrages bedeutet, dass die Artikel, die bei uns
die sogenannte Schuldenbremse regeln, die uns an EU-Recht und
Sanktionen binden die Art. 109, 115 und 143 d des
Grundgesetzes , niemals mehr verändert werden dürfen;
ansonsten würde der Fiskalpakt verletzt werden. Das Grundgesetz
regelt aber in Art. 79 Abs. 1 und 2 die Zulässigkeit und die
Bedingungen für die Änderung des Grundgesetzes. Eine Ausnahme
bildet das Verbot von bestimmten Änderungen des Grundgesetzes nach
Art. 79 Abs. 3; dazu später.
Die
Art. 109, 115 und 143 d des Grundgesetzes zur Schuldenbremse und zu
den anderen genannten Fragen fallen nicht unter die Voraussetzungen
des Art. 79 Abs. 3 Grundgesetz. Ihre Änderung ist also nach Art. 79
Abs. 1 und 2 des Grundgesetzes zulässig. Wenn das Grundgesetz aber
die Zulässigkeit der Änderung dieser Artikel ausdrücklich zulässt
und ein zu ratifizierender Vertrag diese Möglichkeit dann
tatsächlich ausschließt, ist der Vertrag grundgesetzwidrig.
(Beifall
bei der LINKEN)
Es
gibt einen weiteren, vielleicht noch wichtigeren Punkt. Jeder Staat
darf nach dem Vertrag nur Schulden in Höhe von 60 Prozent seiner
Wirtschaftsleistung haben. Wir aber haben Schulden von 83 Prozent
unserer Wirtschaftsleistung, nämlich über 2 000 Milliarden Euro.
Wir werden durch den Vertrag verpflichtet, den überschießenden
Betrag von etwa 500 Milliarden Euro jährlich um 5 Prozent abzubauen.
Das heißt, der Bundestag wird völkerrechtlich gezwungen, 20 Jahre
lang jeweils 25 Milliarden Euro an Schulden abzubauen. Trotzdem
dürfen wir noch eine Neuverschuldung von zunächst 0,5 Prozent und
dann nur noch von 0,35 Prozent des Bruttoinlandsproduktes
beschließen. Es handelte sich um 12 bzw. knapp 9 Milliarden
Euro.
Die Regelung einer Neuverschuldung von 1 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes gilt nur für gering verschuldete Staaten,
also nicht für Deutschland.
Kommt
es zu der berechneten Neuverschuldung, dann ist ja auch dieser Betrag
eine überschüssige Schuld und erhöht die abzubauenden 5 Prozent,
sodass es dann um mehr als um 25 Milliarden Euro Schuldenabbau pro
Jahr geht. Das alles greift tief in die Budgethoheit des Bundestages
ein.
Zusätzlich
hat dann ja noch die EU-Kommission zu prüfen, ob die Kriterien des
Vertrages eingehalten wurden und kann Korrekturen und, wie auch Herr
Schäuble gesagt hat, verbindlich geregelte Strafen festlegen. Der
Europäische Rat, der aus den Regierungschefs besteht, kann nur mit
qualifizierter Mehrheit solche Festlegungen wieder aufheben. Für
Griechenland wird es diese qualifizierte Mehrheit nie geben, für
Deutschland vielleicht gerade noch.
Hier
wird nicht nur europäisch in die Haushaltshoheit der Staaten
eingegriffen, sondern die Regierungschefs werden auch noch über die
Parlamente gestellt, was unser Grundgesetz ebenfalls ausschließt.
(Beifall
bei der LINKEN)
Die
Kernfrage im Verhältnis zum Grundgesetz ist folgende: Art. 79 Abs. 3
Grundgesetz regelt, dass bestimmte Teile des Grundgesetzes nie
verändert werden dürfen. Dazu gehören die Grundsätze des Art. 20
Grundgesetz. Aus ihnen ergibt sich, dass die Staatsgewalt von unserem
Volk ausgeht und dass nur die im Grundgesetz geregelten Organe für
Gesetzgebung zuständig sind. Es ist eine bestimmte demokratische
Ordnung festgelegt. Das schließt nach allen Kommentaren die
Budgethoheit des Bundestages ein. Im Lissabon-Urteil vom 30. Juni
2009 bestimmte das Bundesverfassungsgericht diese
Verfassungsidentität wörtlich wie folgt:
Zu wesentlichen
Bereichen demokratischer Gestaltung gehören … Einnahmen und
Ausgaben einschließlich der Kreditaufnahme ...
des Bundes.
Herr
Präsident, Frau Bundeskanzlerin, meine Damen und Herren von Union,
SPD, FDP und Grünen, mit diesem Vertrag beginnen Sie die Gründung
einer europäischen Föderation, der Vereinigten Staaten von Europa,
und zwar über eine Fiskalunion. Das aber lässt das Grundgesetz so
nicht zu, wie man im Lissabon-Urteil des Bundesverfassungsgerichts
nachlesen kann.
(Beifall
bei der LINKEN)
Dafür
gäbe es nur einen Weg, nämlich den, endlich Art. 146 Grundgesetz zu
erfüllen, also das Grundgesetz durch eine durch Volksentscheid
angenommene Verfassung zu ersetzen. Dann müssten wir einen neuen
Verfassungsentwurf erarbeiten, in den natürlich wichtige
Bestandteile des Grundgesetzes übernommen werden müssten, und ihn
dem Volk zur Entscheidung vorlegen.
Undemokratisch haben Sie, Herr
Schäuble, zu einem Gespräch über den Fiskalvertrag nur Union, SPD,
FDP und Grüne eingeladen. Die waren mit unserer Ausgrenzung wie
immer einverstanden. Vielleicht lohnte es sich auch für Sie, über
diese Verfassungsfragen ernsthaft nachzudenken.
(Beifall
bei der LINKEN)
Höchstwahrscheinlich
werden Sie meine diesbezüglichen Ausführungen ignorieren, aber es
könnte sein, dass wir das eines Tages, dann aber alle zusammen, sehr
teuer bezahlen müssen.
Über föderative europäische Strukturen
darf man selbstverständlich nachdenken, aber dann muss es sich um
ein soziales, ein freiheitliches, ein demokratisches und ein
ökologisches Europa der Bevölkerungen handeln.
(Beifall
bei der LINKEN)
Sie
aber zerstören in Europa den Sozialstaat. Sie zerstören wichtige
demokratische Grundsätze, einschließlich der Rechte des
Europaparlaments. Sie bauen ein Europa für die Banken und Hedgefonds
und nicht für die Bevölkerungen.
(Beifall
bei der LINKEN)
Alle
anderen Fraktionen sprechen absichtsvoll und falsch von einer
Staatsschuldenkrise. Hier findet aber eine Verwechslung der Ursachen
mit den Folgen statt. Die Ursache ist ganz eindeutig die Bankenkrise.
Hier in Deutschland mussten wir einen Rettungsschirm von 480
Milliarden Euro aufstellen.
Der
EU-Wettbewerbskommissar Almunia falls Sie mir nicht
glauben stellte jetzt fest: Allein von 2008 bis 2010
haben die EU-Staaten mehr als 1 600 Milliarden Euro bzw. 13 Prozent
ihrer gesamten Wirtschaftsleistung, also der Wirtschaftsleistung der
27 EU-Staaten, für die Rettung von Banken ausgegeben. Aber Sie
sprechen von einer Staatsschuldenkrise, damit die Leute glauben, sie
hätten zu viel verbraucht oder, wie Frau Merkel sagt, über ihre
Verhältnisse gelebt. Sie wollen die Banken, Hedgefonds und
Spekulanten aus dem öffentlichen Blick verdrängen. Das können wir
nicht zulassen.
(Beifall
bei der LINKEN)
Wenn
man an diese Summen denkt, die für Banken zur Verfügung gestellt
bzw. einfach so verschenkt wurden, und jetzt dieses Affentheater
wegen einer Bürgschaft von 70 Millionen Euro für 11 000 und mehr
Beschäftigte des Schlecker-Unternehmens erlebt, damit diese in eine
Auffanggesellschaft überführt werden können, dann ist das wirklich
unerträglich und nicht hinnehmbar.
(Beifall
bei der LINKEN)
Was
entscheiden Sie weiter? Sie wollen jetzt die europäischen
Rettungsschirme zusammenlegen, was Sie früher immer abgelehnt haben.
Dann handelt es sich um einen Betrag von 700 Milliarden Euro. Die
deutschen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler haften dann für bis zu
400 Milliarden Euro.
Jetzt
kommt aber die OECD und sagt: 700 Milliarden Euro reichen nicht aus.
Der Betrag muss aufgestockt werden auf 1 Billion Euro. - Dann
hafteten wir übrigens schon für fast 600 Milliarden Euro; das
möchte ich nur nebenbei einmal sagen. Dann tun Sie so, als ob der
Haftungsfall nicht eintritt. Aber ich sage Ihnen: Dieser kommt
schneller und unerwarteter, als Sie das jetzt glauben. Die ganze
Entwicklung spricht dafür.
Dann
frage ich Sie: Wie wollen Sie das eigentlich bezahlen? Wovon
eigentlich? Wollen Sie einen ganzen Bundeshaushalt ausfallen lassen?
Wollen Sie alle Einrichtungen schließen? Merken Sie eigentlich noch,
welche irrealen Absurditäten Sie festlegen und unterschreiben? Es
ist doch überhaupt nicht verantwortbar, was auf dieser Schiene
passiert.
(Beifall
bei der LINKEN)
Wissen
Sie, was mich am meisten stört? Dass die Banken und Hedgefonds
aufgrund Ihrer Politik nicht das geringste Risiko eingehen. Wenn die
Deutsche Bank und andere riesige Profite machen, verteilen sie die an
ihre Großaktionäre und in Form von Boni an ihre leitenden
Angestellten. Aber wenn sie Verluste machen? Na und! Das bezahlen
alles die deutschen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Die Banken
haben nichts damit zu tun. Sie haften noch nicht einmal für ihre
schlechte Politik. Ich finde das nicht hinnehmbar.
(Beifall
bei der LINKEN)
Erklären
Sie das einmal den Bürgerinnen und Bürgern, den Handwerkerinnen und
Handwerkern sowie sämtlichen Wirtschaftsunternehmen, die für alle
Verluste haften müssen, nur die Banken und die Hedgefonds nicht.
Dafür haben wir immer die deutschen Steuerzahlerinnen und
Steuerzahler, die alles übernehmen.
Nein,
das ist nicht länger hinnehmbar. Wirklich wahr, Sie haben sich
erpressbar gemacht durch die Banken. Deshalb sage ich: Sie müssen
verkleinert werden. Wir müssen uns endlich auch eine Insolvenz einer
Bank leisten können. Das Sparguthaben der Bürgerinnen und Bürger
können wir trotzdem retten. Aber wir müssen die Banken nicht mehr
retten.
(Volker
Kauder (CDU/CSU): Lehman Brothers lässt grüßen!)
Dann
müssen wir die Banken öffentlich-rechtlich gestalten, und dann
hätten wir die Sache im Griff, Herr Kauder, aber nicht mit Ihrer
Politik.
(Beifall
bei der LINKEN Volker Kauder (CDU/CSU): Landesbanken!)
Erklären
Sie mir doch einmal, warum die Europäische Zentralbank
übrigens auch wieder durch Steuergelder finanziert den
großen privaten Banken 1 Billion Euro für drei Jahre zu 1 Prozent
Zinsen zur Verfügung gestellt hat. Dann hätten Sie das Geld den
Banken auch gleich schenken können. Es ist doch geradezu absurd, was
dort getrieben wird. Wenn die jetzt Kredite an Italien, Spanien,
Portugal oder Griechenland vergeben, verlangen sie mindestens 4
Prozent Zinsen, meistens mehr. Durch eine Überweisung machen die
einen Riesengewinn.
Wieso
eigentlich? Warum können wir nicht in solchen Situationen sagen:
„Dann machen wir das doch lieber direkt mit einer
öffentlich-rechtlichen Bank und geben Staaten in Notsituationen
zinsgünstig Kredite“? So würde man nicht noch für einen
Verdienst von Banken und Hedgefonds sorgen, wie Sie das organisieren.
(Beifall
bei der LINKEN - Zuruf von der CDU/CSU: Das ist Inflationspolitik,
was Sie hier machen!)
Wir
müssen die Finanzmärkte endlich regulieren. Wir brauchen weder
Leihverkäufe noch Hedgefonds; das alles brauchen wir nicht. Banken
müssen reine Dienstleister für die Wirtschaft sowie die Bürgerinnen
und Bürger werden. Davon sind sie heute meilenweit entfernt.
(Beifall
bei der LINKEN)
Da Sie
immer von der Schuldenbremse reden, schlage ich Ihnen eine
Millionärssteuer als Schuldenbremse vor. Was haben Sie eigentlich
dagegen? Weshalb müssen die Handwerker, die Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer, die Rentnerinnen und Rentner und selbst die
Hartz-IV-Empfänger das Ganze bezahlen, aber die Vermögenden bleiben
mit ihrem Vermögen vollständig verschont? Sie müssen davon nicht
einen Euro abgeben.
Zwei
Beispiele. 2 000 griechischen Familien gehören 80 Prozent des
gesamten Vermögens Griechenlands. Davon müssen sie nicht einen
einzigen Euro für die ganze Krise zahlen. Das erklären Sie einmal
den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie den Rentnerinnen und
Rentnern in Griechenland.
(Beifall
bei der LINKEN)
Schauen
wir nach Deutschland. Die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung
besitzen ein Vermögen von 3 Billionen Euro. Die gesamten
Staatsschulden von Bund, Ländern und Kommunen liegen bei 2 Billionen
Euro. Dann sagen Sie aber diesen 10 Prozent: Um Gottes Willen, von
euch wollen wir keinen halben Cent! Wir streichen lieber das
Elterngeld für Hartz-IV-Empfänger, bevor wir von euch auch nur
einen Euro nehmen.
Herr
Steinmeier, Sie haben sich hier hingestellt und gesagt, die FDP
stecke heute deshalb nicht im Dreck, weil Sie mit der Agenda 2010
eine unsoziale Politik gemacht haben. Seien Sie doch als SPD nicht
auch noch stolz darauf! Sie haben damit übrigens auch noch die
Binnenwirtschaft geschwächt.
(Beifall
bei der LINKEN)
Abgesehen
davon ist Ihre Aussage falsch; denn die FDP steckt ja nun besonders
im Dreck.
Kommen wir zu Griechenland. Griechenland ist der
Vorreiter für eine verheerende, sozial zerstörerische europäische
Politik. Kein Rettungsschirm hat bisher einer Griechin oder einem
Griechen etwas genutzt, nur den Banken und Hedgefonds. Dazu nur ganz
wenige Zahlen: Seit drei Jahren gibt es bei den Investitionen einen
Rückgang von 50 Prozent. Die Arbeitslosigkeit liegt jetzt bei 21
Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland liegt jetzt bei
50 Prozent. Es gibt weniger Steuereinnahmen. Es gibt ein
Minuswachstum. Es ist ein Schuldenanstieg von 50 Milliarden Euro zu
verzeichnen. Die Schulden Griechenlands machen nicht mehr 130,
sondern jetzt 170 Prozent der Wirtschaftsleistung aus.
Was
soll das? Wo bleibt denn endlich ein Marshallplan zum Aufbau des
Landes? Die Gelder aus dem Rettungsfonds gibt es jetzt nur, wenn der
Mindestlohn von 751 auf 586 Euro pro Monat reduziert wird, wenn die
Löhne um 22 Prozent gesenkt werden, wenn in diesem Jahr 15 000 Leute
aus dem öffentlichen Dienst und bis 2014 150 000 Leute entlassen
werden. In den nächsten drei Jahren werden die Renten um 14
Milliarden Euro gekürzt. Nein, das, was dort passiert,
ist nicht mehr nachvollziehbar. Wollen Sie, dass das Land verelendet?
Woher sollen denn Steuereinnahmen kommen, mit denen die Kredite
zurückgezahlt werden? Das ganze Geld ist doch in den Sand gesetzt.
Ich
glaube, dass Sie Griechenland zahlungsunfähig machen und aus dem
Euro drängen wollen; Bundesminister Friedrich hat das schon gesagt.
Ich kann Ihnen nur sagen: Wenn die amerikanischen Ratingagenturen,
die den Euro nicht mögen, weil Saudi-Arabien und China anfangen
wollten, in den Euro und nicht mehr in den Dollar zu investieren,
feststellen, dass es Ihnen gelungen ist, Griechenland aus dem Euro zu
drängen, dann greifen sie sich Portugal. Dann ist der Euro zerstört.
Die deutsche Wirtschaft verkauft am meisten in die Euro-Länder.
Stellen Sie sich einmal vor, was geschehen würde, wenn die
europäischen Länder wieder nationale Währungen hätten und diese
abwerten würden, sodass wir immer weniger verkaufen könnten: Dann
bricht doch unsere Wirtschaft zusammen. Was richten Sie hier
eigentlich an? Das ist wirklich nicht nachvollziehbar.
(Beifall
bei der LINKEN)
Darf
ich nur daran erinnern, dass Griechenland der Erfinder der Demokratie
ist, dass wir Griechenland die größten Philosophen der Antike
verdanken, von denen wir alle noch heute zehren?
Präsident
Dr. Norbert Lammert:
Herr Kollege, Sie wissen, dass Sie diese
nicht einzeln mit ihren wichtigsten Werken vorstellen können.
Dr.
Gregor Gysi (DIE LINKE):
Das verstehe ich. Ich höre auf. Ich
fange nicht noch an, die Philosophen zu zitieren. Das würde die
meisten hier überfordern. Das lasse ich weg.
(Zurufe
von der CDU/CSU, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh!
Volker Kauder (CDU/CSU): Arroganter Kerl!)
- Ich
danke für Ihre Bestätigung.
(Heiterkeit
bei Abgeordneten der LINKEN Renate Künast (BÜNDNIS
90/DIE GRÜNEN): Die Zeit ist um!)
Ich
sage Ihnen: Hören Sie auf, uns auszugrenzen. Es lohnt sich, über
all das, was ich gesagt habe, zu diskutieren und nachzudenken. Wenn
Sie schon früher auf unsere Argumente gehört hätten, wären wir
jetzt nicht in einer so verdammt schwierigen, fast schon elenden
Situation.
Danke.