Samstag, 23. Oktober 2010

Wenn ökonomische Spitzen nachdenken ...



Humbug aus der Denker-Szene

Da hat doch ein „Spitzenökonom“ nachgedacht, so jedenfalls die WELT online, dass die Deutschen in Zukunft länger im Büro sitzen müssen. Damit meint er aber nicht jene die schon im Büro sitzen, sonder Arbeitnehmer im Alter zwischen 50 und 55 Jahren, die dann für diese Bürojobs umgeschult werden müssen Als Beispiel wird der Dachdecker genannt, der zum Altenpfleger (mit 55 (!) Jahren) umgeschult werden kann. Hintergrund ist nach Herrn Spitzenökonom, der Anstieg der Arbeitszeit auf die Rente mit 67. Da aber der Staat, nach Herrn Blum, nicht in der Lage ist diese Arbeitnehmer während der Umschulungszeit zu unterstützen, muss der Arbeitnehmer aus den vorangegangenen Jahren sein Arbeitszeitkonto dafür einsetzen. Der Herr Ökonom fordert daher (schon wieder ein der nur fordern kann) die Einführung (noch mehr Bürojobs, noch mehr Büroverwaltung) und versicherungstechnische Absicherung (noch mehr Versicherungen, die der Arbeitnehmer zahlen kann) von „Lebensarbeitskonten“. Hurra, wir leben noch.
Merkwürdig ist bei allen Experten, sobald Arbeitnehmer in ihren Überlegungen und Forderungen vorkommen, wird das erdachte Problem einfach auf den Leistungsträger abgewälzt. Dabei übersieht Herr Spitzenökonom eine Kleinigkeit. Das Problem liegt nicht beim Leistungsträger, es liegt in der Vernetzung von Politik, Finanzwelt und Konzern-Lobby, auch als Wall-Street/Pentagon-Komplex bekannt, nur eben: Ausgabe Germany.
Mal nachdenken von solchen Experten, warum es eine Finanzkrise und Wirtschaftskrise gab, wäre echt klasse. Und wo wir schon dabei sind, wie wäre es mit Forderungen und Vorschlägen an die Politik, an die Wirtschaft und an die Finanzwelt, etwas zu ändern. Zum Beispiel mit Strafpunktkonto für Banken. Wer sein Konto überzieht, aus den vorangegangenen Jahren zusammengerechnet, verliert seine Bank-Lizenz. Aber das geht ja nicht, denn da ist ja alles Systemrelevant und braucht dann Rettungsschirme, Hilfspakete und Abgaben für den Leistungsträger, damit damit jenen geholfen wird die das alles verursacht haben.
Wenn das alles so einfach wäre und logisch, wie uns Herr Blum da weiß machen will, dann würden wir im Blum-Universum leben.
Wo er allerdings die vielen 55 Jährigen sieht ist uns schleierhaft, denn die wurden im Zuge der Finanzkrise, Wirtschaftskrise schon längst entsorgt. Und den Dachdecker möchte ich sehen, der mit 55 Jahren eine Umschulung zum Krankenpfleger beginnt, und den Träger der diesen dann 57/58 Jährigen dann in seinem Pflegebereich einstellt, denn möchte ich auch sehen.
Ich weiß nicht wie lange Herr Blum in der Woche arbeitet, aber er sollte mal sich im Lande genau umsehen, dann wird er feststellen, dass die Mehrheit bereits bis 45 Stunden arbeitet.
Wir machen einen Schritt nach vorne und schauen ob sich etwas regt, wenn nicht, dann machen wir den nächsten Schritt.
So gesehen ist Herr Blum ein wahrlicher Schrittmacher.
Dabei hat er schon im Mai 2009 nachgedacht angesichts der Wirtschaftskrise. Damals sagte der 56-jährige: In der Krise werde die Erwerbstätigkeit erheblich sinken, sagte Herr Blum der „Bild“-Zeitung. „Warum nutzen wir dies nicht familienpolitisch, indem sich junge Paare jetzt den Kinderwunsch erfüllen?“.
Und im Dezember 2009 hat er über folgendes nachgedacht: Um die Austrittswelle aus der Kirche zu bremsen. Durch die Einführung einer „Ethiksteuer“ mit sieben Prozent der Lohn- und Einkommensteuer wäre dann jeder Konfessionslose dabei.

Nichts als Approximative Theorien

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

heute erschien gegen 8.00 uhr in welt-online ein artikel, der einen experten pro 48h-woche argumentieren ließ. gegen 15.00 uhr hatte er weit über 500 kommentare, die sich zu schätzungsweise 99% gegen diesen experten äußerten und genau in der form, wie oben im artikel hier beschrieben, dessen aussagen regelrecht verrissen. das angebot reichte von bissiger, treffsicherer satire bis hin zu ehrlicher, spürbar authentischer wut. der volkszorn kocht. allerdings muss ich einschränken: dieser volkszorn beschränkt sich leider nach wie vor nur auf die internet-affinen menschen. der rest ist weiterhin im hypnotischen sog der massenmedien gefangen.
die kommentarfunktion zum welt-online artikel wurde übrigens gegen 15.00 uhr geschlossen!