Montag, 3. Januar 2011

"Die Zionisten machen große Anstrengungen, die ganze Welt zu überzeugen, dass Israel ein anständiges Land ist"



Israel ist ein widerspenstiger krimineller Staat, dessen Existenz ein Affront für die Menschheit und eine Gefahr für den Weltfrieden ist


Antwort auf einen Brief von Herrn Schutz, Israels Botschafter in Spanien

Augstin Velloso
Übersetzt von Einar Schlereth


Herr D. Raphael Schutz
Botschafter von Israel in Spanien
via Email
Madrid, den 30.Dezember 2010
Verehrter Herr Botschafter!
Ich beziehe mich auf Ihren Brief – vom 27. Dezember, geschickt per Email am Nachmittag des 29.* - in dem sie einige Kommentare zu meinem Artikel En estas Navidades (no) siente a un sionista a su mesa (Setzt diese Weihnachten (nicht) einen Zionisten an euren Tisch).
Obwohl es keine große Bedeutung hat, will ich Ihnen zuerst sagen, dass er nicht auf einem persönlichen Blog veröffentlicht wurde, sondern auf etwa zwanzig nationalen und internationalen angesehenen Webseiten, vor allem in Lateinamerika.
Sie beginnen ihr Schreiben mit „ich habe nicht die Absicht, auf die zahlreichen Irrtümer zu deuten, die er enthält“.Nur zu, Sie sind frei, dies zu tun. In dem Fall sage ich, wie Job zu denen, die ihn verunglimpften, dass „auch wenn es wahr ist, dass ich geirrt habe, so fällt mein Irrtum auf mich“.
Sie fahren fort mit einer Einladung: „Der Vorschlag dieser Zeilen ist einfach, sie zu einem persönlichen Treffen einzuladen, in der Botschaft oder an irgendeinem Ort Ihrer Wahl.
Ich kann Ihnen versichern, dass niemand von diesemTreffen erfahren wird, wenn Sie das wollen. Ich suche nicht die Öffentlichkeit, sondern die Verständigung und außerdem habe ich kein Problem damit, mich mit einem Antizionisten an einen Tisch zu setzen.“
Ich bedanke mich für Ihren Vorschlag, obwohl es klar ist, dass weder Sie noch ich uns irgendetwas von Interesse auf einem persönlichen Treffen bieten können. Als Botschafter eines Staates, der seit der Stunde seiner Geburt internationales Recht bricht, die Resolutionen der Vereinten Nationen nicht erfüllt illegalerweise arabisches Territorium besetzt und kolonisiert, wehrlose Zivilisten angreift mit dem Ergebnis von tausenden Toten und Verletzten, die gesamte Bevölkerung von Gaza – die zu mehr als der Hälfte aus Minderjährigen besteht – einer Belagerung unterwirft, die sich kaum von dem unterscheidet, was die Nazis in den Konzentrationslagern machten, denken Sie genauso wie die eigentlichen Verantwortlichen für diese Verbrechen, Ihre Vorgesetzten Herr Netanyahu und Herr Lieberman.
Ich kenne dieses Denken sehr gut, die ganze Welt kennt es, von New York bis Jakarta, von Buenos Aires bis Johannisburg und, natürlich niemand besser als die Palästinenser selbst, die Libanesen und andere arabische Völker.
Die Zionisten machen große Anstrengungen, die ganze Welt zu überzeugen, dass Israel ein anständiges Land ist. Der Dialog, zu dem Sie mich einladen, ist das Standardverfahren, das Zionisten anwenden, um die moralische Entrüstung zu beruhigen, die Israel Tag für Tag erzeugt, d. h. die Verkörperung dieses Denkens im Nahen Osten. Und ich kenne es auch.
Vielleicht funktioniert dieses Verfahren mit einigen schlecht informierten Personen und vielleicht werden Sie Erfolg haben mit solchen Leuten, die etwas für die Unterstützung des Zionismus erwarten, aber für die Mehrheit der Leute, zu denen ich mich zähle, werden leere Parolen wie „Friedensprozess“, „Kampf gegen den Terror“, „palästinensischer Extremismus“ und ähnliche nicht im entferntesten die Realität verbergen können, die ich oben genannt habe und die sich so zusammenfassen lässt: Israel ist ein widerspenstiger krimineller Staat, dessen Existenz ein Affront für die Menschheit und eine Gefahr für den Weltfrieden ist.
Viele Jahre lang habe ich mit Juden diskutiert, aber Sie sind der erste, der mich um einen Dialog bittet. Bis heute bin ich es immer gewesen, der ihn gesucht hat, weil ich sicher gehen wollte, dass ich keinen Irrtum begehe, wenn ich bei meiner Arbeit als Professor und Schriftsteller zur Sache der „Gerechtigkeit und danach Frieden“ (Isaiah) in Palästina meinen Beitrag leiste.
Ich habe diskutiert und tue es immer noch mit Noam Chomsky, Norman Finkelstein, Ilan Pappé, Michael Warschawsky, Aktivisten des Komitees Israelis gegen die Zerstörung von Häusern, Israelische Ärzte für Menschenrechte, Israelische Frauen gegen die Besatzung, mit den Sarvanim und anderen jüdischen Gegnern der zionistischen Politik.
Ich habe Ahad Ha'am, Martin Buber, Yeshayahu Leibowitz, Simcha Flapan, Gideon Levy, Uri Avneri, Richard Falk, Richard Goldstone und andere Juden gelesen, um ein Gegengewicht zur zionistischen Propaganda herzustellen, die sich überall ausbreitet.
Das Denken und Auftreten der einen und der anderen haben mich darüber aufgeklärt, was der Zionismus ist und wie ich ihn einzuschätzen habe. Daher können sie mir nichts bieten. Ich gebe zu, dass auch ich nichts von Interesse habe, was ich Ihnen bieten könnte. Ich glaube, ich ende damit, auf Ihren Schlusskommentar Ihres Briefes zu antworten, was sie „den klassischen Zionismus (nennen), dem ich mich zugehörig fühle“. Was könnte ich Ihnen bei so einem Treffen sagen? Nichts, was Sie nicht schon wüßten, nämlich dass im Grunde der Zionismus als Ideologie und Israel als ihre Verwirklichung inkompatibel sind nicht nur mit dem internationalen Recht, sondern – noch wichtiger – auch mit den menschlichen und politischen Rechten der Palästinenser und des Weltfriedens. Obwohl ich nicht die Möglichkeit in Betracht ziehe, die Sie am Ende Ihres Briefes andeuten, halte ich es nicht für ungebührlich, Sie wissen zu lassen, dass ich Antizionist heute bin, in der Epoche, in der es mir zu leben vergönnt ist, so wie ich Antinazist gewesen wäre, hätte ich im Europa der dreißiger und vierziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts gelebt und Anti-Spanier, hätte ich im Spanien des Ediktes von Granada gelebt.
Auf jeden Fall bin ich immer pro-jüdisch und pro-palästinensisch, wie pro welches menschliche Wesen auch immer. Das jüdische Blut, das ich laut Tarbut Sefarad der mütterlichen Linie verdanke, weshalb mein zweiter Vorname Santisteban ist, beeinflusst mich nicht in meiner Stellungnahme.
Grüße
Agustín Velloso


Brief des Botschafters von Israel in Spanien

Herr D. Augustín Velloso Santiseban
Via Email
Madrid, am 27. Dezember 2010
Geschätzter Herr Velloso Santisteban!

Ich habe den Artikel „ Setzt diese Weihnachten (nicht) einen Zionisten an euren Tisch“, der auf Ihrem Blog am 16. Dezember 2010 veröffentlicht wurde, gelesen.
Ich habe nicht die Absicht, auf die zahlreichen Irrtümer zu deuten, die er enthält. Die Absicht dieser Zeilen ist einfach, Sie zu einem persönlichen Treffen einzuladen in der Botschaft oder an einem Ihnen genehmen Ort. Ich kann Sie versichern, dass niemand von einem derartigen Treffen erfahren wird, wenn Sie das vorziehen. Ich suche nicht die Öffentlichkeit und obendrein habe ich kein Problem, mich mit einem Antizionisten an einen Tisch zu setzen.
Nur eine Anmerkung möchte ich in Bezug auf Ihren Artikel machen: Sie bezeichnen sich als Antizionisten, eine Definition, die an sich zur Frage führt: „Was ist der Zionismus? Wenn Sie sich mit diesem Begriff auf die Verneinung des Rechtes der Palästinenser auf nationale Selbstbestimmung und als freie Personen in einem eigenen Staat zu leben beziehen, dann betrachte auch ich mich nicht als Zionisten. Aber der klassische Zionismus, dem ich mich zugehörig fühle, ist nichts anderes als unser Recht, das Recht der Juden, uns selbst zu bestimmen im Rahmen eines eigenen Staates. Wenn Sie dieses Recht verneinen, ist unsere Diskussion beendet, bevor sie begonnen hat, aber man müsste fragen, so hoffe ich aufrichtig, warum Sie sich diesem Recht des jüdischen Volkes widersetzen, ein Recht, das viele Völker der Welt genießen, und warum Sie sich nicht der Exisenz von annähernd 50 moslemischen Ländern widersetzen, sondern nur einem nationalen Staat für die Juden. Dies ist alles für den Augenblick. Die Fortsetzung hängt von Ihnen ab.



Hochachtungsvoll
Raphael Schutz
Botschafter von Israel in Spanien



Danke Tlaxcala
Erscheinungsdatum des Originalartikels: 31/12/2010
Artikel in Tlaxcala veröffentlicht:
http://www.tlaxcala-int.org/article.asp?reference=3227

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