Montag, 6. August 2012

Lieber Herr Präsident: Sie sind ein Hurensohn. Sie und Ihre Minister


Spanien: Rajoy, Präsident im Land der Schrecken


Übersetzt von Hergen Matussik

Lieber Herr Präsident: Sie sind ein Hurensohn. Sie und Ihre Minister. Das sage ich Ihnen ohne Umschweife, gleich zu Beginn, da ich weiß, dass Sie meine Texte niemals lesen werden, da Sie ja niemals Bücher lesen, sondern wie sie selbst versichert haben ausschließlich Sportzeitungen. Dabei sind Sie als guter Spanier auf Ihre Ignoranz auch noch stolz. Täuschen Sie sich nicht: aus diesem Grund sind Sie von so vielen gewählt worden. Mögen mir die anderen den Ausbruch verzeihen, aber es ist nun einmal so, dass wir sind, wozu uns unsere Eltern erzogen haben, und wenn Sie und Ihre Minister sind wie Sie sind, dann liegt das daran, dass Ihre Mütter ihre Sache nicht sehr gut gemacht haben. Trotz teurer Privatschulen, ungeachtet der Zugehörigkeit zur Oligarchie aus Zeiten der Diktatur, usw.
Sehen Sie, Herr Präsident, was mich am meisten stört, ist nicht etwa der Umstand, dass Sie ein schlecht erzogener Bastard sind, sondern dass Sie ignorant und vor allem verlogen sind. Sie sind bei den Wahlen angetreten und versprachen, Dinge nicht zu tun, die sie jetzt sehr wohl tun. Sie sagten vor einiger Zeit, dass Sie die Möglichkeit einer Steueramnestie für ungerecht und absurd halten. Es hat keine drei Monate gedauert, bis Sie auf diese Maßnahme in ungerechter und absurder Weise zurückgreifen, wie der Abgeordnete der IU (Linkspartei Izquierda Unida) Alberto Garzón aufzeigt, den Sie und Ihresgleichen natürlich ignorieren, so wie Sie jeden ignorieren, der nicht zu Ihrer Gefolgschaft gehört. Das ist Demokratie, so wie Sie sie verstehen: jene Bürgervertreter ignorieren, die nicht so sind wie Sie.

Sie sagten, dass die Bereiche Gesundheit und Erziehung nicht angetastet würden und haben genau hier massive Einschnitte vorgenommen. Die Banken ließen Sie unangetastet, obwohl ausgewiesene Experten für Ökonomie ausführen, dass wir nämlich entweder Ihre Freunde aus dem Finanzsektor zahlen lassen oder untergehen.

Da Sie ein Ignorant sind, der Sportzeitungen anstelle von Büchern über Geschichte, Ökonomie oder Politik liest, werde ich Ihnen jetzt einige Dinge erläutern.

In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es Leute, die die geniale Idee hatten, wirtschaftlich stark zu wachsen, über Ihre Möglichkeiten hinaus zu wachsen, ganz wie Sie es uns gegenwärtig so gerne weismachen wollen. So erfolgreich waren diese Ideen, dass Churchill als Ausweg aus der Situation nach dem Krieg auf die Idee kam, das englische Pfund aufzuwerten. Das hatte eine Senkung der Löhne und einen Anstieg der Arbeitsstunden zur Folge. Nicht nur kam es zu keinem Wachstum, sondern es wurde vielmehr die Möglichkeit beseitigt, ein Modell zu schaffen, dessen nachhaltiges Wachstum auf dem Anstieg des allgemeinen Verbrauchs beruht, was wiederum ein Wachstum des Dienstleistungssektors zur Folge hat und dazu führt, dass eine solche Volkswirtschaft wirklich wettbewerbsfähig wird. Damit ist gemeint, dass ein solches Land sich insgesamt entwickelt und nicht nur Fußballweltmeisterschaften gewinnt.

Als 1929 die Weltwirtschaftskrise hereinbrach und es in der Folge zur Rezession in den 30er Jahren kam, entschied man sich in den USA, einem Land, das des Kommunismus oder Sozialismus - suchen Sie sich die Bezeichnung aus - kaum verdächtig ist, für eine Politik, die man New Deal nannte und die unter anderem darin bestand, die Löhne anzuheben und die Arbeitszeit zu verkürzen. In der Folge gab es mehr Arbeitsplätze, um die Arbeit in der verkürzten Arbeitszeit bewältigen zu können, und die Menschen gaben das verdiente Geld in ihrer verlängerten Freizeit für Konsumgüter aus, was wiederum die Wirtschaft ankurbelte und es dem Land ermöglichte, den entscheiden Schritt nach vorne zu machen und siegreich aus einem Weltkrieg hervorzugehen, der in drei Kontinenten ausbrach.

Falls Sie es nicht wissen, Herr Präsident, die Maßnahmen, die Sie ergreifen, haben das Gegenteil bewirkt. Ich spreche in der Vergangenheit, weil Sie vielleicht nicht wissen, dass an diesen berühmten „Einschnitten“ nichts Neues ist. Argentinien, Chile, Polen, Russland und eine ganze Schar weiterer Länder machen die schreckliche Liste der gescheiterten Versuche der Umsetzung der neoliberalen Politik von Milton Friedman und des Konsens von Washington aus, mit der man seit den 70er Jahren versucht uns glauben zu machen, dass eine wirtschaftliche Schocktherapie für ein Land der Weg aus der Krise ist. Die Maßnahmen der Chicagoer Schule von Friedman haben kein einziges Mal funktioniert. Stattdessen hat eine solche Politik Selbstmorde bewirkt, einen Abbau des Wohlfahrtsstaates (von dem Sie behaupten, er sei am Ende, während wir sehen, wie er in benachbarten Ländern wächst und sich entwickelt) und die Zukunft von zahlreichen künftigen Generationen zerstört.

Sie lügen, Herr Präsident, und das ist höchst gefährlich. Ihr Vorgänger war unbrauchbar, aber Sie sind ein Pyromane inmitten eines Großbrandes. Ihr Vorgänger wähnte sich in einem Wunderland, und Sie führen uns jetzt in ein Land der Schrecken. Jede Steuerpolitik, die nicht auf die Schaffung von Wohlstand abzielt, alle wirtschaftlichen Maßnahmen, die nicht in erster Linie auf die Bedürfnisse derjenigen Unternehmen eingehen, die 60 Prozent ihrer Gewinne in Form von Löhnen und Steuern in Spanien zahlen (und das ist nicht Repsol, die nur 20 Prozent zahlen, und die Sie jetzt als spanisches Unternehmen verteidigen; es gibt ausländische Unternehmen, die mehr Gewinn an unser Land insgesamt abgeben), alles, was nicht darauf abzielt eine Zukunft zu schaffen, die auf Forschung und Innovation beruht, und nicht auf ungeschützten Beschäftigungsverhältnissen, heißt die Zukunft unseres Landes zerstören.

Ihnen und Ihr Gefolge erklären stets lauthals, man müsse den Unternehmergeist stärken und fördern. Statt dessen entwickeln Sie einen Plan, der auf den spekulativen Idealen der Direktoren der CEOE (Confederación Española de Organisaciones Empresariales - der Dachverband der spanischen Unternehmensverbände), deren Liste von durch Spekulation ruinierter Unternehmen endlos ist, Spekulation, die ohne strafrechtliche Konsequenzen für die Urheber bleibt, während der Staat für die Arbeitslosen aufkommt, die die Folge sind. Sie nehmen den Unternehmen jede Möglichkeit sich sozial verantwortlich zu verhalten und schaffen einzig und allein ein neue Kaste von Haifischen, die von Ihrer neofeudalistischen Reform des Arbeitsrechts genährt werden. Sie ignorieren die Tatsache, dass entwickelte Länder wie die USA, Deutschland, Frankreich usw. zwischen 2,6 Prozent und 3,4 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes (BIP) in Forschung+Entwicklung+Innovation investieren. Spanien benötigte eine deutlich größere Anstrengung (in der Größenordnung von 6 Prozent des BIP) um gleichzuziehen. Stattdessen aber kürzen Sie die Investitionen in diesen Bereich von 1,3 Prozent auf 0,9 Prozent. Damit wir uns verstehen, Herr Präsident, der Sie nur über sportliche Dinge lesen, es geht hier um den Unterschied zwischen der Entwicklung eines Autos und dessen Herstellung. Wer Autos entwickelt, macht an jedem verkauften Auto Gewinn. Wer Autos herstellt, verdient nur an den Autos, die aus seiner Fabrik verkauft werden. Wo werden Autos entwickelt? Zum Beispiel in Deutschland. Wo werden Autos hergestellt? In Spanien, Polen oder Rumänien. Es ist leicht zu sehen, wem wir näher stehen. Nach dem Kahlschlag, den Sie dem Bereich Forschung und Entwicklung verpasst haben, sind wir dazu verurteilt ein Land von Kellnern, Kofferträgern und natürlich wenig oder gar nicht qualifizierten Arbeitern zu sein, die für miserable Löhne für ausländische Unternehmen arbeiten, während wir gleichzeitig mit der Währung von Ländern bezahlen, die einen höheren Lebensstandard haben. Wenn wir weiter im Euro bleiben, dann um wie in diesen Ländern zu leben und nicht, damit Sie dafür sorgen, dass wir wie die Leute in Botswana leben und dabei Preise zu bezahlen, wie sie in Paris verlangt werden.
Sie sorgen dafür, dass wir wirtschaftlich Selbstmord begehen. Vielleicht wissen Sie nicht, wer Paul Krugman ist, der Nobelpreisträger für Ökonomie. Für ihn ist es eindeutig, dass Sie uns belügen oder sich nicht eingestehen wollen, dass wir nicht in einer Rezession sondern in einer ausgewachsenen Depression stecken, in die uns Ihre Maßnahmen nur weiter hineintreiben.

Sie haben akzeptiert unser Land zur Experimentierwiese des IWF zu machen, dessen Verschreibungen bereits verschiedene Länder ruiniert haben. Fragen Sie in Griechenland oder Italien nach, wo diese Politik grandios scheitert. Sie sagen den Leuten nicht, dass wir in einen dritten Weltkrieg geraten sind, in dem die Waffen keine Feuerwaffen sondern sozio-ökonomische Experimente sind, wo die internationalen Rating-Agenturen die Panzer sind, in dem die Staaten ihre Bürger gegen deren Interessen benutzen, und dem wie in jedem Krieg Menschen sterben und leiden müssen. Sie erzählen uns, es sei gut 40 Schüler in eine Klasse zu stecken, es sei gut, dass es weniger Lehrer gibt, weniger medizinische Versorgung. Manchmal denke ich, Sie sind einfach nur ein Narr, es kann nicht sein, dass es nicht sein kann, dass Sie aus Bosheit so handeln. Glauben Sie mir, ich denke immer noch so. Die Bösen sind ganz sicher andere, denn Ihnen fehlt die Intelligenz dies alles zu verstehen. Sollten Sie diese Intelligenz dennoch haben, dann wissen Sie auch, dass all dieses gesellschaftliche Revolten und Aufruhr in den Straßen zur Folge haben kann. Aus diesem Grund werden Sie Maßnahmen verabschieden, die Widerstand gegen den Willen der Regierung, wie er durch den Repressionsapparat -. also die Polizei - zu Terrorismus erklären und mit strafrechtlicher Verfolgung bedrohen. Wo ich Ihnen dies sage, werden Sie mich sicher des Terrorismus beschuldigen, weil ich die Leute dazu anstifte, Ihnen diese Wahrheiten ins Gesicht zu sagen.

Herr Präsident, Sie wollen diese Dinge nicht aussprechen, weil Führerin Merkel Ihnen von ihrem mittlerweile etablierten Vierten Reich aus droht. Das ist keine Übertreibung, hören Sie, sondern dies sagt die in aller Welt als linksextrem bekannte Financial Times. Wir befinden uns mitten in einem Dritten Weltkrieg, ich wiederhole es und es ist keine Idee, die nur ich habe, sondern die von Leuten geteilt wird, die studiert haben und Doktortitel tragen, an verschiedenen Universitäten unterrichtet, die Welt bereist und viel gelesen haben, verschiedene Sprachen sprechen und bereits verschiedene Krisen und Phasen der Erholung erlebt haben. Übrigens interessieren sich einige von diesen Leuten auch für Sport.

Auch diese Leute sehen, dass Sie uns eine erste Phase von Finanzentscheidungen verordnet haben, die unsere Wirtschaft abwürgten, und jetzt das Programm fortsetzen, um uns in Schock, Angst und Sorge versinken zu lassen. Ich wünsche Ihnen nur, dass die Gesellschaft eines Tages rebelliert, dass wir alle auf die Straße gehen, die öffentlichen Machtbefugnisse übernehmen, eine verfassunggebende Versammlung einberufen und ein Referendum über die Verfassung unseres Staates veranstalten, dass wir die bestehenden politischen Parteien auflösen und sie verpflichten sich als Parteien neu zu gründen, die sich um politische Ideen anstatt um wirtschaftliche Ideologien kümmern. Ich wünsche mir, dass wir ein wirklich demokratisches Wahlrecht einführen und aus der deutschen Währung (die auch Euro genannt wird) aussteigen und bilaterale Abkommen mit den wichtigen Ländern schließen, dass wir in Ausbildung und Forschung investieren. All dies geschieht, und es beginnt mit einer Zündschnur, die die Gesellschaft entzündet. Wenn der Fall eintritt und wir Ihren Palast in der Moncloa stürmen, sind Sie hoffentlich bereits auf dem Weg ins Exil nach Berlin. Oder es wird Ihnen schlecht ergehen. Sehr schlecht.


Danke Tlaxcala
Quelle: http://elhombrebizantino.wordpress.com/2012/04/22/el-presidente-del-pas-de-los-horrores/
Erscheinungsdatum des Originalartikels: 22/04/2012
Artikel in Tlaxcala veröffentlicht: http://www.tlaxcala-int.org/article.asp?reference=7846


Beschriftung auf einem T-Shirt bei einer spanischen Demo:
LAS PUTAS INSISTIMOS QUE LOS POLITICOS NO SON HIJOS NUESTROS
(Wir Huren bestehen darauf: die Politiker sind nicht unsere Söhne)

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