Dienstag, 7. August 2012

Offiziell findet die Konferenz gar nicht statt


Ein Debattierclub ruft jedes Jahr an einem anderen Ort zu einer Konferenz die Figuren und Darsteller des Staatswesen, der Hochfinanz, der Medien, des Adels, Militär und Industrie. Kurz gesagt, alles was wichtige Beine hat und dem System als Exponent dient oder bald in diese Position kommt.
Dieser „Club“ mag es besonders diskret. Nun ist die Steigerung von diskret, geheim, und schon sind wir bei den Bilderbergern.
Die Medien, inzwischen werden sie durch Internet und Freijournalisten bemüßigt darüber ein paar unbedeutende Zeilen zu schreiben. Und dann fällt immer in Nebensätzen oder als Rechtfertigung natürlich das Wort Verschwörungstheorie, von anderer Seite. Die Systemmedien sind ja keine Verschwörer, dank des Geburtsrechts oder was?
Da haben also Robert Fleischer und Luc Bürgin ein besonderes Ei veröffentlicht in „mysteries“ Magazin, die Druckausgabe Nr. 4 2012.
Kein geringerer als der Alt-Bundespräsident Walter Scheel (FDP) genehmigte dem Mysteries-Verlag die Nutzung seines Nachlasses. Walter Scheel war nach seinem Ausscheiden aus dem höchsten deutschen Amt fündig geworden für eine Nachfolgetätigkeit. Er wurde Vorsitzender/Präsident der Bilderberg-Geheimkonferenzen – dem niedlichen Debattierclub. Übrigens wurden damals (1980) folgende Namen in der Presse genannt, wenn man über Bilderberg schrieb: Helmut Schmidt / Margaret Thatcher / Henry Kissinger / Rudolf August Oetker / Edmond de Rothschild / Giovanni Agnelli / David Rockefeller (vom Spiegel 17.3. 1980 haben wir das).
In der Regel umfasst die „Debattierkonferenz“ 100 bis 120 Personen.
30 Archivbände über jene Konferenzen fand „mysteries“ im Bundesarchiv in Koblenz. In einem Zeitfenster von 1979 bis 1986 wurde alles akribisch aufgezeichnet. Gesprächsvorlagen, dicke Akten, Sitzungsprotokolle des Lenkungsausschuss (schönes Wort für einen Debattierclub) und Briefwechsel, die „mysteries“ als brisant beschreibt.
Walter Scheel war ein Netzwerker, ein Strippenzieher. Heimliche Schützenhilfe bekam der Bilderberger-Präsident von Helmut Schmidt (damals Bundeskanzler der BRD) und von dessen Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP).
Eine Verquickung von Bilderbergern und Bundespolitikern auf höchster Ebene war offenbar alles andere als ungewöhnlich, schreibt „mysteries“. Der damalige Ministerpräsident von NRW Johannes Rau (SPD) und Herr Genscher organisierten ein festliches Essen für alle Bilderberger Teilnehmer in Aachen: Gefüllte Seezungenröllchen (sonst sind die Zungen ja geheim) in Rosé mit frischen Crevetten, Trauben und Dillreis. Danach gab es Rehnüsschen in Calvadossauce mit glacierten Renetten, Rosenkohl, frischen Preiselbeeren und kleinen Ingwercrêpes. Alles penibel aufgezeichnet.
Fast 9500 DM (die gute alte Mark) ließ sich das Bundesaußenministerium den Spaß kosten. Man tagt geheim aber die Kosten zahlt der Steuerzahler und die Qualitätspresse sieht weg. Ist ja alles Verschwörung. Johannes Rau ließ sich da nicht lumpen, er „spendierte“ aus der Landeskasse von Nordrhein-Westfalen für das Mittagessen der Bilderberger am 19. April 1980 und der rund 140 Gäste (wenn es etwas umsonst gibt steigt schon mal der „Teilnehmerkreis) rund 9000 DM – natürlich von denen bezahlt die nie erfahren was die Clique in ihrem abgeschotteten Debattierclub bespricht und welche Wegepunkte angelegt werden. Das Volk bezahlt, die Elite frisst.
Schön zu lesen ist bei „mysteries“ der Vergleich zur FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) die am gleichen Tag ihrer zahlenden und Leserschaft genau das Gegenteil schrieb: sie erhalte keine Regierungsmittel.
Aus dem Nachlass von Walter Scheel ist ersichtlich, dass die Bundesregierung durch den Staatsminister Wischnewski (SPD) für Bilderberg 80 eine Summe von 100.000 DM zur Verfügung zu stellen. Soviel zur Qualitätspresse.
50.000 DM kamen von Otto Wolf von Amerongen (damals einflussreichster Industrieller in der BRD) und seiner Firma. Weitere Beträge (20.000 DM) kamen von Deutsche Bank, Dresdner Bank, Bosch, Thyssen, Bayer BASF, Hoechst, Allianz, VW, Siemens, Quelle, Adidas, Konrad Henkel und Oetker.
Der Vater der Deutschen Einheit (Helmut Kohl, ex-Bundeskanzler, CDU) ließ sogar Wahlkampftermine für die Bilderberger platzen, so „mysteries“. Vertrauliche Berichte vom Auswärtigen Amt und als Gegenzug hat man einen „Beobachter“ vom Auswärtigen Amt zur Konferenz eingeladen. Und Graf Lambsdorff (FDP) lobte den Einfluss der Bilderberger im Namen der Bundesregierung.
Dokumentausschnitte dazu können Sie bei „mysteries“ sehen und natürlich den ganzen Bericht lesen, also auf zum Kiosk und kaufen.

2010 traf sich der Debattierclub ja in Spanien. SPANIEN! Ja genau da wo heute das Land im Strudel der Ereignisse sich befindet. Hoch über den Felsen der Costa Dorada im Luxushotel „Dulce“.
Schnitt.
Dieser Bilderberger-Strudel ist schon ein Zufall, oder?
Über das wurde in Spanien „debattiert“ (nach offizieller Darstellung): Wirtschafts- und Finanzkrise / die Zukunft des Euro / Afghanistan / Iran. Und in der Presse wurden einige Personen des Teilnehmerkreis genannt u.a. Otto Schily / Friedbert Pflüger / Kanzlerin Angela Merkel (nicht an erster Stelle genannt um die Harmlosigkeit zu unterstreichen) / Josef Ackermann / Mathias Döpfner / EZB-Direktor Jean Claude Trichet / WTO-Chef Pascal Lamy etc. und Spaniens Ministerpräsident, der die Bilderberger (einen Debattierclub) aufrief, Vertrauen in den Sparkurs seines Landes zur Überwindung der Schuldenkrise zu haben.
Meine Güte, es ist doch nur ein Debattierclub, wo in freier Rede und bei bezahlten Essen und bezahltem Schutz und Übernachtung nur ... debattiert wird.
Und nun schauen Sie bitte auf Spanien 2012.
Schon alles Zufall.
Übrigens Königin Beatrix / Königin Sofia / Henry Kissinger / Bill Gates / Paul Volcker waren ebenfalls dabei, wie rund hundert andere Figuren.
Schnitt.
1988 traf sich der private Debattierclub in Tirol und der Bilderberger-Strudel wirkte sich auch wieder, so ein Zufall, innerhalb bis zu zwei Jahren aus (Mauerfall etc.).
Offiziell diskutierte man in Tirol über den Moskauer Gipfel, die Weltschuldenkrise (ja die gab es schon 1988 – nichts Neues im Westen), über die NATO Strategie und den Konflikt am Golf. Auch ein paar Teilnehmer wurden wieder von der Systempresse (diesmal Die Zeit 10.6. 1988) genannt: Kanzler Kohl / Henry Kissinger / Königin Beatrix / David Rockefeller / Alfred Herrhausen / Nato Oberbefehlshaber Galvin / Gianni Agnelli.

Wenn Paris Hilton vorfährt, rennen sich die Bildjournalisten gegenseitig um .... wenn bei den Bilderbergern die verdunkelten Limousinen vorfahren, sucht man vergeblich die Systempresse.
Offiziell findet die Konferenz nicht statt, aber die Kosten sind offiziell. Selbst durch diesen Widerspruch sieht sich die Qualitätspresse nicht veranlasst Recherche aufzunehmen.

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