Montag, 17. Oktober 2011

Das Image der Public Affairs in der breiten Öffentlichkeit ist weiterhin Interpretationsbedürftig


(c) Martina Berg / Fotolia.com

Und ob!
Zumal Public Affairs (nett ausgedruckt als Politikkontaktarbeit, früher nannte man es Lobbyismus, was heute mehr in Richtung PR gedrückt wird. Dabei gehört es durchaus zum Lobbysystem) .
Public Affairs (PA) ist natürlich vom großen Bruder über dem Teich, denn der läßt uns nicht aus seinen Klauen freundlichen Händen, schließlich haben wir den Krieg verloren und noch immer keinen Friedensvertrag. Warum wohl?.
Aber davon wollen wir heute nicht erzählen.
Es geht um politische Interessenvertretung, also um die Umschwärmung von politischen Entscheidungsträgern und deren Wahlklientel (sprich Bundes- Landtagsabgeordnete).
Schauen wir uns kurz die MSL an. Diese gehört zur MSLGroup, dem weltweiten Public Relations und Event-Network der Publics Groupe S.A. Selbige besitzt 2500 Mitarbeiter in 83 Standorten und rechnet sich selbst zu den fünf größten PR-Networks weltweit.
In Deutschland ist Dr. Wigan Salazar der CEO der MSL Group Germany.
Bitte festhalten: Herr Salazar ist der Meinung, dass PR-Berater die „eigentlichen Schildträger des Wahren, Guten, Schönen“ sind, quasi als interner Scherz. Ha-ha ... äh?
Sie dürfen den Mund wieder schließen.
Auf die Frage: Welche Goldenen Regel würden Sie als PR-Berater niemals brechen? Kam die schnelle und kurze Antwort von Herrn Salazar: „Niemals lügen“.
Das ist wirklich „schön“.
Ein PR-Berater, so Herr Salazar soll natürlich auch wissen „wie man Geschichten“ erzählt (können Sie im Video HIER selbst hören). Genau, es wird ja nicht gelogen ... äh wenn man weiß wie man eine Geschichte erzählt, so dass die Lüge nicht erkennbar wird. Man nennt es eben Geschichten erzählen. Nett, nicht?
Nun, das alles ist einfach Werbung und heute so normal wie Frau Merkels Hosenanzüge. Wobei wir wieder bei der Politik sind, denn dort ist ja auch die Politikkontaktarbeit zu finden.
Die „Kommunikationsagentur“ ist natürlich auch bemüht ihre Begriffe (früher nannte man es im Politikbetrieb „Flausen“) dem heute „alles-glaubenden“ Politikern beizubringen. Wortbegriffe aus dem modernen Social Marketing kommen da immer besonders gut rüber, machen einen schlanken Fuß und hören sich ungemein wichtig an (früher nannte man es „Blendwerk“). Heute muss allein einer der mit diesen markigen Worthülsen herumwirbelt wie ein Jongleur, einfach ein ernstzunehmender „Profi“ sein, der den Politiker heutiger Oberflächlichkeit immer fasziniert beeindruckt. Das können Sie leicht ablesen an den gleichen Sprüchen die unsere Volksvertreter ohne Hintergrund unbesehen übernehmen. Schont ja auch irgendwie das eigene Denkvermögen. Kommt von denken und Vermögen. Ob diese dann vermögen zu denken ist eine andere Geschichte.
Also zurück zu MSL, die haben zur Halbzeit der unsäglich schlechten schwarz-gelben Regierung eine Umfrage gestartet, wie sie bereits es zum zehnten mal getan haben. Die Kommunikationsexperten befragten Experten aus der Branche (Ergebnis wurde im September 2011 veröffentlicht, diese Umfrage können Sie HIER sehen). Da können Sie auch gleich zu Beginn dieser Umfrage ein Bild mit Verkehrsminister Peter Ramsauer und Axel Wallrabenstein sehen, die im Politischen Salon der MSL abgebildet wurden.
Axel Wallrabenstein?
Ja, Herr Wallrabenstein ist Chairman (so eine Art Meister des Stuhls, andere nennen es Vorsitzender, kommt darauf an welchen Logenstandpunkt man hat). Also Herr Wallrabenstein war mal Pressesprecher in der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Berlin und Pressesprecher im Innenministerium des Freistaates Sachsen. Heute ist er auch u.a. Gastgeber des „Politischen Salons“ der die MSLGroup.
Wie sagte noch Herr Dr. Salazar, das Wahre, Gute und Schöne. Herr Wallrabenstein war auch mal Bundesgeschäftsführer der Jungen Union (wie schön – so bleibt alles in der Familie, Georg Schramm würde wohl in seinem Programm sagen, „so bleibt alles unter einer Decke“ - vermute ich). Damals noch 27, wie? Ja es geht wieder mit Herrn Wallrabenstein weiter, damals bemühte er sich um die Jungwählergunst. Dazu benutzte man 20.000 Kondome (Sie lesen richtig) zum Stückpreis von 45 deutschen Pfennigen (für unsere jungen Zuleser, das war mal die härteste Währung der Welt, bevor sie für die schlaffe Währung Euro aufgegeben wurde) in Streichholzbriefchen mit der bezeichnenden Aufschrift (ist ja für die Jugend, dann muss es schon englisch sein) „Black is beautiful“. Der „Werbegag“ (damals nannte man es noch Werbung) sollte „sexuelle Tabus“ in der Union (gemeint ist die CDU) brechen (lachen Sie nicht) und beweisen, dass der Jugendverband „gut drauf ist“.
Das konnten natürlich die Sozis (Sozialdemokraten) nicht ruhig hinnehmen, denn der Bundesvorsitzende der Jungsozialisten (SPD) münzte das um in „Schwarz sei mega-out“ und die Idee mit den Kondomen keineswegs neu. Bei zahlreichen Untergliederungen (was immer das auch war) gebe es seit längerem schon rote Kondome. Ja früher hatte man noch wirklich gute brisante Themen im Koffer. 20 Jahre ist das her ... merken Sie einen Unterschied?
Kondome im Wahlkampf. Warum fällt mir jetzt das Guido-Mobil ein? Na, egal, den gibt’s bald nicht mehr – und das ist auch gut so.
Zurück zur eigenen Branchen Umfrage von MSL.
Interessant ist die folgende Frage:
Arbeiten Sie bei der Planung und Umsetzung Ihrer Public-Affairs-Strategien mit externen Beratern bzw. Agenturen zusammen?
Was glauben Sie wurde geantwortet?
46 % sagten Ja (Projektbezogen) und 10% stimmten mit Ja dauerhaft ab.
Hm. Die Experten fragen und holen also noch andere Experten.
Wie soll man es benennen? Handwerker rufen Handwerker um ein Loch zu stämmen? Die armen Politiker, also unsere ohne Hintergrund Volksvertreter sehen vor lauter Experten das Wahre, Gute und Schöne nicht mehr.
Kommt noch dicker.
Die Mehrheit der Experten dieser Branche ( im Juni 2011 wurde diese Umfrage durchgeführt) sieht einen anhaltenden Aufschwung für 2012 entgegen. Da gab es schon das Krisenproblem, das uns heute so schön umfasst. Wie soll man es benennen? Vielleicht, was interessiert uns unser gequatsche von vor drei Monaten? Oder ist vielleicht die Systempresse, die uns ja jeden Tag den Untergang des europäischen Abendlandes inzwischen voraussagt, nicht richtig informiert? Anhaltender Aufschwung für 2012. Toll! Die Gleichrichter-Presse spricht vom anhaltenden Abschwung, frei interpretiert.
Bedenkt man, dass MSL Germany, die übrigens ein Tochterunternehmen der traditionsreichen französischen Werbe und PR-Agentur Publicis ist, für diese Umfrage Public Affairs-Verantwortliche in Unternehmen und Verbänden befragt hat und MSL Germany selbst sagt (festhalten), rund fünfzig Antworten gingen in die Auswertung ein; so fragen wir uns: Wurden jetzt 50 befragt oder von den Antworten 50 ausgesucht? Da scheint sich eine Nebelfeuchte gebildet zu haben.
Und Ende.
Halt.
Der Hammer kommt noch.
Demokratie ist halt ein Hindernis.
O-Ton MSLGermany:
Direktdemokratische Elemente erschweren die Arbeit von Public Affairs-Verantwortlichen. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Public Affairs-Umfrage von MSL Germany.
Zitat Ende

Man will halt nicht die Mitbestimmung oder Transparenz der Mehrheit ohne Hintergrund. Und wer arbeitet schon gerne schwer?
Das Image ist wirklich Interpretationsbedürftig.
Die vielen Sprüche und Reden unserer „Volksvertreter“ sind nur das Nachplappern von Kommunikationsagenturen erfundenen „Geschichten.
Auf die richtige Geschichte kommt es bei Märchenerzähler an, dann folgt das lauschende Volk auch den Märchenerzählern mit Faszination.


Keine Kommentare: