Sonntag, 23. Oktober 2011

Die Probleme des Fortschritts kann nur der Fortschritt lösen


Super Formulierung – sagte Joachim Gauck in einem Interview mit der Welt am Sonntag.
Die Probleme mit dem Feuer kann nur das Feuer lösen oder das Problem mit dem Fahrzeug kann nur das Fahrzeug lösen.
Zumindest findet Herr Gauck die Piraten Partei interessant, denn es zeigt auch auf, hier haben zum ersten Mal sich wieder Menschen an einer Wahl beteiligt. Hingegen findet er Bürgerproteste gegen Banken „unsäglich albern“ und werden nach seiner Meinung schnell verebben. Was der Mann nicht alles weiß? Nicht unähnlich sagte einst und sehr schnell „die Finanzkrise ist beendet“, als sie erst richtig anfing und der Herr war EZB-Chef der keine Ahnung von der wahre Größe des Finanz-Zunami hatte.
Eine Besetzung der EZB findet Herr Gauck (das war ein Slogan der Protestbewegung) würde in Destruktion enden. Wenn der Herr Prophet recht hätte, dann würde heute noch die Sowjetunion existieren, denn die Besetzung des weißen Hauses in Moskau war das Signal an das große Land – es gibt eine politische Veränderung.
Vielleicht ist Gauck einfach zu alt um neues sich vorzustellen und vielleicht zu etabliert um nochmal sich zu verändern. Schließlich hat er ja einiges mitgemacht in Hinblick auf Veränderungen im Leben. Wenn Demonstranten fordern, wir zahlen nicht mehr für andere und deren erfundenen Finanzprodukte, für Leerverkäufe und Wetten, für Boni von Bankstern in Milliarden Höhe weil sie so „clever“ waren und andere über den Tisch zogen, für korrupte Bankster und ihr noch schlimmeres und Menschenverachtendes System; wenn das alles Herrn Gauck „unsäglich albern“ vorkommt, dann soll er weiterhin für Rettungsschirme und Hebel eintreten, die inzwischen die Billionengrenze überschritten haben.
Herr Gauck ist noch nicht aufgewacht, was um uns alle herum vorgeht. Diese Generation wird eine epochale Veränderung durchleben. Die Nebelschwaden lassen noch nicht erkennen in welche Richtung, die Politik hat noch nicht die Ruhe gefunden um endlich wieder den Verstand einzubringen, noch hängt sie freiwillig am Tropf ihres Herrn der Dank lobbyistischer Bodenbearbeitung zur Abhängigkeit geführt hat.
Auch der einst hochgelobte Friedrich Merz glaubt inzwischen (er ist jetzt Berater diverser Finanzunternehmen) Hedge-Fonds seinen eine sinnvolle Ergänzung des Kapitalmarkts. So glaubt eben jeder in seiner Position das was seine Position nicht gefährdet. Unter Gauck wurden denn auch mit treuhänderischen Augenaufschlag Stasi-Akten nicht offen gelegt. Inzwischen geben aber selbst die Politiker, wenn auch nur im kleinsten Nenner, sich selbst ein Versagen – nein, ein nicht richtig hingeschaut zu. Was immer man damit sagen will.
Gauck ist mehr auf Wortwahl bedacht, als auf den Spindoktor der Protestbewegung. So ist man es von althergebrachten politischen Menschen einer vergangenen Generation gewohnt, lasst es uns politisch korrekt ausdrücken und danach handeln. Ägypten hat seinen Diktator verloren, auch weil die protestierenden Menschen sich nicht politisch korrekt verhalten haben. Andernfalls würde der sein Volk so liebte ja noch heute regieren.
Das Problem des Fortschritt kann nur der Fortschritt lösen.
Das haben wir gesehen und sehen es inzwischen jeden Tag. Die selbst das Problem mit anschoben, zuließen, dafür geworben haben, sich von fremder Seite einspannen ließen, jene die also mit an der Brandursache Schuld tragen sollen nun den Brand löschen. Ein Fortschritt der gegen den ehrlich arbeitenden Menschen gerichtet ist (Wetten auf Finanzprodukte und Leerverkäufe haben nichts mit einem ehrlichen Kapitalismus zu tun) und nun endlich als Problem erkannt wird, dieser soll es nun selbst richten. Wie unfassbar dumm muss man sein um so etwas anzunehmen?
Seit 2007 (Finanzkrise) sind wir nicht mehr aus der Bedrouille herausgekommen, der im Spätherbst 2010 erschienene „Aufschwung“ wurde schon hochgejubelt als den Weg aus der Finanzkrise.
Inzwischen spricht man nur noch von „Krise“, die ja ein Konglomerat von wirtschaftlichen Interessen wie auch Selbsttäuschungen sind. Das ganze garniert von politischen Kalkül, und die Systempresse faselt jeden Tag von „Krisenmanagement“ mit „Managern“ die es selbst verbockt haben. Da ist eine Forderung nach Besetzung der EZB noch in unseren Augen harmlos.
Unsere Komparsen (Politiker) haben sich durch Fremdbestimmung an einer Theateraufführung beteiligen lassen, dessen Regisseure (Elitefiguren der Banken/Finanzkonzerne) den Handlungsablauf festlegten. Dafür dürfen sie nun die Aufführung retten (und diesmal nach Anweisung unter vorgehaltener Hand der gleichen Regisseure). Und die Schreiberlinge und Gutmenschen sagen uns etwas von Problemlösung nur durch den Problemverursacher.
Was solls, die Masse wird es wieder gut finden – und alles bleibt beim alten, bis … der Krug zerbrochen ist. Dann werden neue tragende Worte und Sätze gebildet und man wahr ja so naiv und so weiter und so weiter.
Diese Generation hat die Wahl: entweder aufstehen und das Paradigma ändern oder von der Unmenschlichkeit des Globalen System, auch neue Weltorder genannt, an den Rand der Menschlichkeit gespült zu werden.
Sag Halleluja.

Hier das Interview mit Herrn Gauck und sein „Alibi-Ordnungsruf“

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