Donnerstag, 9. Februar 2012
Das sogenannte Anti-Fälschungsabkommen ACTA
ACTA das
Anti-Fälschungsabkommen des Handels. Schon der Name führt in die
Irre. Die eigentliche Intension von ACTA ist es Immaterialgüterrechte
zu beschützen. ACTA sollte dabei helfen Produkt und Markenpiraterie,
sowie gefälschte Kopien von hochwertigen Gütern zu verhindern.
Ebenso soll es den Missbrauch von bekannten Marken wie zum Beispiel
General Motors (GM) oder Tampons verhindern. Es soll die
Investitionen die in die Entwicklung von Produkten gesteckt wurden
schützen, zum Beispiel Patente aus Medizin aber auch Nahrungsmittel
und Saatgut. ACTA soll auch Künstler, Kreative und Journalisten
unterstützten um ihnen zu helfen die Qualität der Veröffentlichung
zu verbessern und um die internationalen Copyright-Gesetze zu
harmonisieren. Klingt doch toll oder?
Aber etwas
stimmt da nicht.
Wikipedia
definiert Fälschung, als die bewusste Nachahmung eines Objektes oder
einer Information zur Täuschung Dritter. Wenn man jedoch eine File
im Internet kopiert bleibt es genau das gleiche File. Es ist gar
keine Nachahmung. Und es würde auch nicht gestohlen, denn das
Original ist noch immer da wo es war. Die Information wurde einfach
ohne Entgelt geteilt. Aus diesem Grund hat der Begriff Fälschung mit
ACTA überhaupt nichts zu tun.
Lasst mich
das näher erklären.
Geistiges
Eigentum oder auch Immaterialrechte wurden nie in ACTA definiert,
somit schützt ACTA nicht nur Handelsmarken, es kann auch zum
Urheberrechtlichen Schutz jeder Idee, Information oder eines Begriffs
eingesetzt werden. Damit wird dessen unlizenzierter Gebrauch dann
kriminalisiert. Dies würde einen enormen Einfluss auf das Internet
haben, zumindest so wie wir es bisher kennen. Der tatsächliche
ACTA-Text deckt eine breite Palette von Feldern ab. Ist sehr komplex
und schwer zu fassen.
Ich erkläre
jetzt einmal was sich analog zum Internet hypothetisch in der realen
Welt ändern würde. Stellen wir uns einen bezahlten Kochkurs vor in
dem Du lernst ein tolles Tofu-Hühnchen-Gericht zu zubereiten. Dann
gehst Du nach Hause und zeigst Deiner Freundin, wie man das Hühnchen
auf Tofu so lecker zubereitet. Hier greift ACTA bereits zu.
Entsprechend ACTA seit Ihr nun beide kriminell, da Ihr dieses Rezept
geteilt habt ohne dafür zu bezahlen.
Hier nimmt
es ACTA sehr genau.
Wenn Du
beschuldigst wirst, eine geschützte Information weiterverbreitet zu
haben, wirst Du von allen Kursangeboten ausgeschlossen oder
vielleicht sogar gleich eingesperrt. Deine Freundin gleich dazu. Ja
sicher, aber es findet doch keiner heraus das DU dieses geheime
Rezept geteilt hast. Das ist richtig, zumindest in der heutigen
Rechtsprechung. ACTA schafft das aber durch eine intensive
Überwachung ab. Denn jede Kommunikation im Internet wird genau
gescannt. Du, Deine Familie und Deine Freunde, alle werden pro Forma
gleich mit überprüft.
Du brauchst
kein Schutz der Privatsphäre, da Du doch nichts zu verbergen hast,
oder?
Nun kennst
Du schon die ungefähre Idee dahinter, dann lass uns mal nachschauen
wie ACTA im Internet wirklich umgesetzt wird.
Dein
Internetanschluss ist wie ein Fließband das gleichzeitig in zwei
Richtungen fließt. Entlang des Fließbandes da laufen Datenpäckchen
von und zu Deinen Computer. ACTA verlangt von Deinem Provider, das er
alle Datenpakete aufmacht und und nachschaut was drin steckt. Sollten
sich darin öfters Urheberrechtlich geschützte Informationen
befinden, wird Deine Verbindung ausgeschaltet und Du wirst verklagt.
Das heißt
also, wenn Du Deiner Freundin eine MP3 sendest oder ein Video der
letzten Party in der Hintergrundmusik läuft mit Deinen Freunden
teilst, oder auch nur einen geschützten Zeitungsartikel in einer
E-Mail zitierst, dann ist es vorbei.
Als wäre
das noch nicht genug, wird die Information dieses Verstoßes direkt
an den Verlag oder Rechteverwerter der dafür die Rechte innehält
weitergeleitet. Und dieser kann Dich dann verklagen, im schlimmsten
Fall sogar einsperren lassen. Die Provider werden übrigens auch
dazu verpflichtet, dauernd den Inhalt ihrer Server sowie alle Links
auf Urheberrechte zu überprüfen.
Das ist
auch das Ende für Portale die von Usern geschaffene Inhalte
bereitstellen. You Tube oder Twitter würden mit diesem Gesetz nicht
mehr möglich sein. So wäre das Internet so wie wir es bisher kennen
dem Untergang geweiht.
Sicher
denkst Du jetzt, dass zumindest die Urheber von den Klagen etwas
haben werden. Aber Musiker, Schriftsteller, Filmemacher,
Journalisten, Entwickler und Forscher werden dabei auch verlieren.
Denn sie müssen sich den gleichen Regeln beugen.
Da man mit
ACTA auch keine bereits geschützten Ideen weiterverwenden darf, wird
es auch weniger neue Werke geben, denn alle Werke bauen aufeinander
auf. In ACTA werden sogar Teile eines Satzes oder einer Formulierung
Urheberrechtlich geschützt. Die Sprache würde sich dann auch
unweigerlich verändern.
Von der
Handelsvereinbarung ACTA hat nur die große Verwerter-Industrie
Vorteile. Große Medienverlage in Verbänden wie RIAA,
MPAA, ISPI
oder BVNI versuchen mit ACTA dem Problem die das Internet mit ihren
altmodischen Verkaufsmodellen macht entgegenzutreten.
ACTA ist
das Resultat geheimer Lobbyarbeit zwischen Regierungen und den
Verbänden der Industrienationen.
Entsprechend
der neuesten Leaks, werden sogar Anonymisierungen und andere
Umgehungen von Schutzmechanismen, einen kriminellen und illegalen Akt
darstellen. Und das schlimmste dabei ist, die Geheimniskrämerei der
Verhandlung von Bestimmungen die so weit reichen und in unsere
moderne Kommunikation eingreifen. Bereits auf You Tube sieht man das
hinführt. Es gibt viele Video die mittlerweile in vielen
Territorien abgeschaltet wurden.
Diese
Verhandlungen werden von Lobbyisten geführt, die nicht einmal von
uns als legitime Vertreter gewählt wurden. Sie finden unter
Ausschluß der europäischen Öffentlichkeit statt! Diese
gewalttätige Durchsetzung von Urheberrechten ist natürlich auch
ein hervorragendes Werkzeug zur Unterdrückung aller Informationen.
Theoretisch
könnte die Industrie mit ihrer an ACTA angepassten Technologie, alle
virtuellen Informationen die als geschützt erklärt werden aus dem
Netz verbannen. Das würde dann wie bei WISO auch kritische Blogs
oder Twitter-Mitteilungen betreffen. Hintergrundinformationen zu
Wahlbetrug, Umweltkatastrophen und vielleicht sogar das Bild von
Deinen Katzen wäre dann zensierbar.
Na ja,
nicht vielleicht von Deinen Katzen, außer Du hast Coca-Cola auf ihr
Fell geschrieben.
Das klingt
alles unglaublich, sogar für jene die sich im Netz auskennen. Aber
vergiss nicht, die Leute die bei ACTA verhandeln wissen oft nicht,
warum ein freies Internet so wichtig ist.
Sobald ACTA
unterzeichnet ist, müssen sich auch alle daran halten. Es wird dann
durchgesetzt. Die Konsequenzen daraus sind furchtbar. Internetzensur,
beschränkte Meinungsäußerung. Der Verlust der Netzneutralität
wegen der Beschränkung der Nutzung von verschiedenen Protokollen.
Totale Überwachung all Deiner Netzaktivitäten. Verlust der Freiheit
und der Bürgerrechte. Restriktive Bestrafung, wie der Verlust Deines
Internetzugangs.
Was haben
wir davon?
Nichts.
Die
Verantwortlichen die über das Handelsabkommen ACTA abstimmen sehen
die Internetnutzer häufig nur als Kriminelle.
Vielleicht
sollten wir über sie genauso denken?
Die Zeit
ist gekommen. Verleih Deiner Stimme im Internet Ausdruck!
Google:
ACTA. Werde produktiv und zeige jedem den Du kennst was ACTA wirklich
ist.
Geh wegen
ACTA auf die Straße.
Halt die
Datenkrake auf!
(Übersetzung
und Audio: B.Kramm / Video & Konzept: Anonymous)
Eingestellt von PPD am Donnerstag, Februar 09, 2012 Labels: Bürgerwehr
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