Montag, 28. Februar 2011

Bahrain und Saudi-Arabien ist der schwache Unterleib der ausgeklügelten US-Sicherheitsstruktur in der Region

Die Schlacht um Bahrain: King Hamad – der Mubarak im Golf

Von Justin Raimondo   /  Übersetzt von Einar Schlereth

Von den neuen revolutionären, post-ägyptischen Eruptionen ist die Erhebung in Bahrain, wo ein Sunni-König seit langem über seine überwiegend shiitischen Untertanen geherrscht hat, für Washington vielleicht am problematischsten. König Hamad ist ein korrupter Tyrann, dessen Missachtung der grundlegenden Menschenrechte von den Aktionen seiner Sicherheitskräfte unterstrichen wurde, als sie ein Protestlager auf dem größten Platz der Hauptstadt stürmten, 5 Demonstranten bei dem Überraschungsangriff mitten in der Nacht töteten und über 200 verwundeten. Es gibt Hinweise, dass mindestens einige von den Angreifern Saudis waren. Bahrain, ein kleines Inselkönigreich im Persischen Golf, ist mit Saudiarabien durch eine Dammstraße verbunden. 
In den vergangenen Jahren hat sich die Regierung dem amerikanischen Druck gebeugt, um wenigstens eine Fassade „demokratischer“ Reformen anzunehmen, aber die Änderungen, die von Hillary Clinton bei ihrem Besuch vor ein paar Monaten gepriesen wurden, waren nur kosmetischer Natur: das gewählte Parlament hat nur eine ratgebende Funktion, die Korruption ist weit verbreitet und die Bürger haben nichts zu sagen, wie und von wem sie regiert werden wollen. Es scheint tatsächlich, dass die viel gelobten „Reformen“, die angeblich von dem Land auf Washingtons Verlangen hin durchgeführt wurden, nur eine Fassade für politische Manipulationen und Diebereien auf höchster Ebene sind. In Bahrain ist Folter von politischen Dissidenten Routine. 
Die Demonstranten wollen nicht den Sturz der al-Khalifa Monarchie, soweit ich weiss: ihre Forderungen sind darauf begrenzt , König Hamads Onkel, Sheikh Khalifa bin Salman al-Khalifa, zu feuern, dessen Amtszeit als Premier bereits über 40 Jahre andauert. Sheikh Khalifa, ein großer Landbesitzer, ist zu einem Symbol der unrechtmäßig erworbenen Reichtümer der Königlichen Familie geworden ist, die tatsächlich so gut wie das gesamte Land besitzt. Wie in Tunesien, wo die Last von Diktator Ben Alis Familie auf dem sinkenden Einkommen des Landes lastete, und wie auch in Ägypten, wo der Mubarak-Clan 70 Mrd. $ auf Schweizer Bankkonten umgeleitet hatte, ist die Wut über diesen massiven Diebstahl zu einer Revolution übergekocht.
Es scheinen jedoch nur wenig Warnungen vor Unruhen die Mauern unserer Botschaft in Manama, der Hauptstadt, durchdrungen zu haben, wo unsere Diplomaten, wie kürzlich im Dezember 2009 berichteten, dass alles bestens wäre. Eine diplomatische Depesche, die wir Wikileaks verdanken, erzählt uns, dass der König „sympathisch und engagiert“ sei und „die Entwicklung starker Institutionen“ persönlich überwache, obwohl ich bezweifle, dass der Diplomat, der das schrieb, das wirklich meinte. „Ich bin gerade von einer Bande von Strolchen verprügelt worden“, berichtete der ABC-Reporter Miguel Marquez, als er von Bahrain-Regierungskräften angegriffen wurde – was eigenlich nur unsere Position in der Region zusammenfasst, wo wir unweigerlich auf der Seite der Strolche stehen.
Bahrain ist ein Schlüsselelement der Strategie der Verwaltung gegen den Iran: es ist das Hauptquartier der Fünften Flotte und wird der Dreh- und Angelpunkt von jeder künftigen militärischen Aktion im Golf durch die US-Streitkräfte sein. Einfach ausgedrückt, kann das Imperium es sich nicht leisten, Bahrain zu verlieren. „Bahrain ist ein Freund und Alliierter und war es seit vielen Jahren“, betont die Außenministerin. „Wir fordern Zurückhaltung von der Regierung, (und) dass sie ihr Versprechen hält, jene, die übermäßige Gewalt angewendet haben, zur Rechenschaft zu ziehen.“ Der König hat versprochen, die Morde zu untersuchen – was dasselbe ist wie Mubaraks Versprechen, die Morde von den pro-Regierungs-Strolchen in Ägypten zu untersuchen. Viel Glück, Hillary.
Hier ein knapper Überblick der politischen Landschaft in Bahrain: das Land ist charakterisiert durch eine große Sektentrennung zwischen der Sunni-Elite und der Shiiten-Majorität. Die Shiiten behaupten, dass die Regierung sie bei der Anstellung im öffentlichen Sektor diskriminiert, bei geschäftlichen Vorschriften und bei der Vergebung von Wohnzuschüssen. Die Opposition fordert eine überarbeitete Verfassung, die von gewählten Vertretern geschrieben und abgestimmt werden soll.
Sie behauptet auch, dass die Regierung Sunnis von außerhalb ins Land holt und ihnen das Bürgerrecht verleiht, um die politische Basis der herrschenden Elite zu stärken: das Land hat weniger als 30% Sunni.
Bahrain ist eine noch bereitwilligere Marionette als Mubarak's Ägypten gewesen ist. So beklagt eine Wikileaks-Depesche aus Kairo, dass das ägyptische Militär immer noch Israel als seinen Hauptfeind anzusehen scheint, während US-Diplomaten aus Manama berichten, dass es in Bahrains herrschender Schicht keine solche Unklarheit gibt. Die Regierung von Bahrain war das erste arabische Land, das einen Botschafter in das „befreite“ Irak entsandt hatte, und die US-Beamten haben sie gelobt, dass sie die Israelis hätscheln.
König Hamad hat auch die Trommel für einen US-Angriff auf Iran geschlagen, beinahe so intensiv wie die Israelis, aber weniger öffentlich. General David Petraeus hat bei seinem Besuch des Königs laut einer US-Depesche „auf Iran verwiesen, als die Quelle von vielen Unruhen sowohl in Irak als auch in Afghanistan. Er hat eindringlich für eine Aktion plädiert, deren Atomprogramm zu beenden mit welchen Mitteln auch immer. „Das Programm muss gestoppt werden“, sagte er. „Die Gefahr, wenn es weitergeführt wird, ist größer als die Gefahr, es zu stoppen.“ König Hamad fügte hinzu, dass im Lichte dieser regionalen Entwicklungen, Bahrain sich dafür einsetze, die GCC (Gemeinsamer Markt von 6 Golfstaaten) – Koordination und ihre Beziehungen mit den Alliierten und den internationalen Organisationen zu stärken.
Er erwähnte insbesondere die NATO und bestätigte, dass Bahrain der Forderung der Allianz zugestimmt habe, die Isa-Luftwaffenbasis für AWACS-Missionen zu benutzen, allerdings müssten die Details über Anzahl und Zeiträume noch diskutiert werden.“
Die USA braucht diese Art von politischer Unterstützung und den strategischen, militärischen Vorteil, den Bahrain in einem künftigen Konflikt mit dem Iran bietet. Allerdings wird nach dem Massaker auf dem Pearl Square (Perlenplatz) und den ständigen Einschlagen auf die Demonstranten der Preis für die Unterstützung ziemlich hoch sein, so hoch, dass es vielleicht die ganze Sache nicht wert ist. Auf einem weiteren Treffen mit dem König, hat Hamad angeblich gesagt: “Bahrain hat eine Botschaft vom iranischen Außenminister Mottaki erhalten, in der er die regionalen Regierungen aufforderte, die Anstrengungen Irans, die Hamas, die irakischen Aufständigen, die Hisbollah, die Taliban und Syrien zu unterstützen, um die amerikanischen Truppen aus dem Golf zu vertreiben. Der König kommentierte: „Mit solchen Freunden, wer braucht dann noch Feinde?''
Die US-Diplomaten könnten die Frage des Königs zurückgeben und fragen: „Mit Freunden wie dir, wer braucht da noch Feinde?“
Vielleicht in Antizipierung scheint es, als ob der König dieses Alibi schon 2008 bereit hielt, als das Treffen stattfand: „König Hamad erzählte von dem Bericht, dass Bahrainis von der Hisbollah im Libanon Training erhielten, gab aber zu, dass er keine definitiven Beweise hätte. Er spekutlierte auch, ob die syrische Regierung ein Komplize wäre; es müsste diesen Bahrainis helfen, ohne Pässe und Touristenvisa zu reisen.“
Man kann jetzt täglich erwarten zu hören, dass die Hisbollah – sie ist Bahrains Ersatz für die Moslembruderschaft – hinter dem steckt, was im Lande passiert. In dem Fall kann man sich auf die angehängten Kommentare bei den Wikileaks Depeschen beziehen, wo es heisst: „Verschiedene Versionen dieser Theorie hat man schon früher von Bahraini Beamten gehört, aber trotz unseren Aufforderungen hat Bahrain bisher keine überzeugenden Beweise liefern können.“
Die Rebellion in Bahrain ist ein Dolch, gerichtet auf das Herz der Kriegspartei für einen Angriff auf den Iran, und mehr noch: es ist ein Damoklesschwert über den Häuptern des Hauses Saud. Direkt auf den anderen Seite des Straßendamms, in der ölreichen Ostprovinz arbeiten 2 Millionen Shiiten, die auf der größten Konzentration von Ölreserven in der Welt und 90% der saudischen Ölproduktion leben und arbeiten. Die überwiegend shiitischen Arbeiter auf diesen Ölfeldern sind der Schlüssel des Reichtums des saudischen Königshauses und seiner künftigen Stabilität. Die saudischen Kleptokraten können es sich also nicht leisten, dass ein shiitischer Aufstand in Bahrain Erfolg hat.
Bahrain - und Saudiarabien – ist der schwache Unterleib der ausgeklügelten US-Sicherheitsstruktur in der Region. Sie besteht, seit Franklin Delano Roosevelt die Allianz mit dem Haus Saud 1943 zementierte – und all dies kann zerstört werden – und zwar in kürzester Zeit.


Danke Tlaxcala
Erscheinungsdatum des Originalartikels: 18/02/2011
  

Keine Kommentare: