Montag, 21. Februar 2011

Mehr Gott bitte

Yair Naveh ist Israels Vize-Generalstabschef. Beim Besuch der Armeebasis Tzrifin, in Begleitung von zwei israelischen Oberrabbinern (Jona Metzger / Shlomo Amar, oberster Militärrabbiner), forderte Naveh mehr Glauben an Gott. Er ist der Meinung (so israel heute), dass die aktuellen Entwicklungen in der arabischen Welt „von oben geführt“ seien. Israel sei ein Land wie eine Insel inmitten eines Sturmes im Nahen Osten, der auch nicht von Geheimdienstlern vorhergesagt werden konnte. „Wir wissen nicht, wohin es führt, aber es ist klar für uns, dass es eine Hand von oben gibt“, sagte Naveh. Die israelische Armee sei eine jüdische Armee, eine Armee von Gläubigen, sagte er weiterhin und lobte die Tatsache, dass sich in den letzten Jahren mehr und mehr Religiöse zum Dienst als Soldat verpflichtet haben.

Ende Meldung

Dann schauen wir uns mal diesen Glauben etwas näher an, damit Sie sich ein besseres Bild machen können über diese interessante Aussage von Herrn Naveh.
Die Juden bilden ein Religionsvolk. Diesen Begriff kennen wir nicht in Europa. Wir sind ja gerade dabei Gott abzuschaffen. Der Begriff beginnt allerdings bereits auf der Balkanhalbinsel und zwar als Folge des stark orientalischen Einschlages von Byzanz und der 600-jährigen Türkenzeit. Bei uns hat die Religion nie Völker und Nationen bildende Kraft entfaltet. Im Orient dagegen fühlen sich die Religionsgenossen als ein von allen anderen Völkern getrenntes Volk – als Nation. So auch der Jude. Die jüdische Religion hat sich aus dem Kult eines Nationalgottes, besser ausgedrückt, eines Ordensgottes entwickelt. Die Jahwe-Anhänger bildeten ursprünglich einen religiösen Orden. Damit ist schon gesagt, dass ursprünglich die Volkszugehörigkeit gleichgültig war. Hebräer, Amoriter, Hethiter, Kanaaniter und andere Völker setzten anfangs den Orden zusammen. Erst seit Esras Reform siegte der Begriff „Abrahams Same“, es bedeutet „durch Abstammung geeintes Volk.“
Der Ordensgott schloss mit seinen Anhängern einen Vertrag ab:
Meinen Geboten habt Ihr zu gehorchen, dafür sollt Ihr das auserwählte Volk sein, dem ich die Herrschaft über alle Völker geben werden (Die eine Weltregierung hat ab dieser Zeit den Beginn und wird bis heute als Endziel verfolgt). Statt der erwarteten Weltherrschaft kam die Zerstörung Jerusalems, die Zerstreuung, die Aufteilung in kleine Gemeinden. Nunmehr setzte sich die Vorstellung durch, dass das Unglück eine Folge der Sünden sei, eine Strafe des Nationalgottes, der allmählich, weil alle anderen Götter ihm gegenüber nichts waren, die Form eines allgemeinen Weltengottes angenommen hatte. Es setzte sich damals die Vorstellung durch, dass das auserwählte Volk hier auf Erden in Erniedrigung leben müsse um dereinst im Himmel den Lohn zu erhalten. Es siegte die Messiasidee:
Wenn das Exil zu Ende, würde der Messias kommen, den Tempel in Jerusalem wieder erbauen und die Weltherrschaft seines durch Leiden und Erniedrigungen geläuterten Volkes begründen. Die feste Überzeugung, das auserwählte Volk Gottes zu sein, der unerschütterliche Glaube an den Messias und an die einstige Weltherrschaft bildete seit 1900 Jahren den festen Kitt, der alle zusammenhielt. Allein ohne das abriegelnde Werk der Talmud Gelehrten und ohne ganz besondere „Absperrungsmaßnahmen“ hätte sich das Judentum kaum gehalten. Vor der Zerstörung des Tempels in Jerusalem war dieser mitsamt seinem Hohenpriester, den Priestern und Leviten der religiöse, kulturelle, nationale Mittelpunkt des jüdischen Religionsvolkes. Nach der Zerstörung wurde der Nasi (Fürst) als Oberster des Bet Din ha Gadol (Sanhedrin) der Mittelpunkt des religiösen, geistigen und nationalen Lebens. Rabbi Jochanan ben Sakkai gründete den Bet Din. Bis 500 n. Chr. lässt sich in Palästina der Nasi des Bet Din nachweisen, nachdem sich bereits lange vorher Babylonien durch Schaffung eines eigenen Exiliarchen unabhängig gemacht hatte.
(Prof. Dr. phil. Siegfried Passarge)

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