Sonntag, 20. November 2011

Mediale Vorbereitung für ein Comeback


Seit einigen Tagen wird in der Online-Ausgabe der „WELT“ der Plagiator wieder hochglanzpoliert, natürlich nicht als Plagiator sondern als „angesehener Staatsmann“. Auch seine Ehegattin Stephanie zu Guttenberg meldet sich auf der TV-Bühne zurück bei RTL 2 in dem Kriminalmagazin „Tatort Deutschland“ (erste Folge am 12. Dezember). Die „Fan-Gemeinde“ in den Kommentaren bei Artikeln über den ehemaligen Stabsunteroffizier und Verteidigungsminister ist auch ganz erfreut. So meint „Klaus von Klaus“: Gebt der sofort nen Bambi mit, da endlich mal Ruhe wird mit die Guttenbergs. Und „Huestel“ meint: Die nächste Staffel heißt dann Tatort BMVg. Da kann sie dann tatsächlich mal aus erster Hand berichten über Frust, Unmut, Schlendrian, unfähige Vorgesetzte und (!) unfähige Minister.
Die WO hat die Kommentarfunktion inzwischen deaktiviert.
Die Staatsanwaltschaft in Hof ermittelt aufgrund zahlreichen Anzeigen wegen des Verdachts auf Urheberrechtsverstoß noch. Nun wird uns also via Systempresse zu Guttenberg wieder aufgetischt. Mit neuem Erscheinungsbild, neuer Frisur und ohne Brille und in Fotoserien wird er glanzpoliert der Leserschaft dargestellt und auch hier mit dem Zusatz (damit es sich im denken festsetzt): eins ist allerdings geblieben, er wird als „angesehener Staatsmann“ angekündigt. Es wäre auch schlecht für den Veranstalter auf dem International Security Forum in Halifax zu Guttenberg als Plagiator vorzustellen gegen den die deutsche Staatsanwaltschaft ermittelt. Wenn man sich bei den amerikanischen und kanadischen Kollegen umhört, so schreibt uns die Systempresse, dann kennen alle ihn, aber wissen nicht warum er gehen musste.
Ist das jetzt ernst oder soll dies zur Erheiterung des Artikel beitragen? Ich bitte Sie, es ist das perfide Spiel der Zeilen, im Unterton mitzuteilen – warum musste der eigentlich gehen. Ein deutscher Verteidigungsminister musste sein Amt niederlegen, er hat freiwillig (um größeren Schaden zu verhindern) seinen Doktortitel abgegeben, ein Ermittlungsverfahren läuft und die politische Presse weiß nicht wieso dieser „angesehene Staatsmann“ gehen musste. Propaganda vom Feinsten.
Inzwischen soll er ja, nach Aussage der Mitteldeutschen Zeitung an einer neuen Doktorarbeit schreiben. Zum Denken hat er ja jetzt genügend Zeit, auch als „ehrenamtlicher“ Mitdenker der Washingtoner Denkfabrik CSIS. Denn schließlich wurde er über den Verein Atlantik-Brücke zum Politiker geformt und die Amerikaner trimmten ihn dann noch in ihrem Sinne und ließen ihn dann auf die Deutschen los. Ähnlichkeiten mit Cem Özdemir tauchen da im Kopfkino auf.
Aber in den USA zählt halt auch: wenn er nichts hat, dann hat er immer noch ein Gesicht. Sprich, es reicht inzwischen eine gute Figur zu machen um in die höchsten Ämter zu kommen.
Es ist nicht bekannt ob KTG seine Einladung nach Halifax anregte oder er von mitleidigen Freunden Hilfe bekommen hat für den Weg in die Rehabilitierung.
O-Ton WO:
Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich KTG seiner Aufgabe nicht souverän und cool entledigt, wie er es stets getan hat.
Zitat Ende
Souverän und cool! Anscheinend hat man in dieser Redaktion einen Kurs in Propaganda erfolgreich absolviert.
Kein besseres Land, so liest man es, für einen Europäer eignet sich als die USA um – abzutauchen. Um mit Geld und allen Bequemlichkeiten unterzutauchen. Und es liegt an der Anonymität, dort kennt sie niemand und nur dort haben sie Ruhe von Klatschreportern und Fotografen, schreibt die „Klatschpresse“ und zeigt in Fotoserien KTG mit Handgepäck (das er selbst schleppt, wird daraufhin gewiesen). Man sorgt also, dass KTG nicht vergessen wird.
Das haben allerdings die Leser mancher Journaille nicht. Auf die Frage: „Möchten Sie, dass Karl-Theodor zu Guttenberg noch mal eine Rolle in der deutschen Politik spielt? Votierten die Leser eindeutig. Von den 14.064 abgegebenen Stimmen (zum Zeitpunkt der Recherche) haben 85% mit NEIN abgestimmt.
Deutlicher geht es nicht. Und zum Schluss noch einen Kommentar eines Leser (im noch offenen Kommentarbereich eines anderen Artikel über KTG): Ich versteh den Aufschrei der Kommentatoren nicht: Einen besseren Repräsentanten kann sich Berlin nicht wünschen – verkörpert er doch, dass Lügen und Betrügen in der Politik Selbstverständlichkeiten sind. Ein Typ also der genau in unser System passt. (Klaus)

Na dann, auf ein neues.

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