Sonntag, 4. Dezember 2011

Alles ist auf die Blähung von Wachstum ausgerichtet


Jetzt befinden wir uns (uns = dann immer wir alle in der EU, beim Abschöpfen der Gewinne sind es immer andere. Wer andere sind muss hier nicht mehr erörtert werden) in den letzten kritischen Tagen, sagen uns die Experten durch die Systempresse. Und Serkel oder Merkozy, je nachdem wer von beiden gerade das Wort führt in der europäischen Schuldenkrise werden in der kommenden Woche die Weichen stellen um das drohende Desaster abzuwenden.
Für Banken die hauptsächlich in den peripheren Eurostaaten ihr Geschäft abwickeln ist es schwer geworden an Geldgeber heranzukommen. Seit sich der amerikanische Geldmarktfonds zurückgezogen hat ist die Versorgung mit US Dollars zu einem Problem geworden.
Die Notenbanken versuchen den „Geldmarktstress“ in der kommenden Woche mit fallenden Zinsen für Dollar-Liquidität (soll um 50 Basispunkte fallen) entgegenzuwirken. Somit nähern sich die Zentralbanken den marktbestimmten Zins, Drei-Monate-Dollar-Libor Zinssatz. Also dem Zinssatz, zu dem ausgewählte Banken in London bereit sind einander Kredite (Dollar) mit einer Laufzeit von drei Monaten zu gewähren.
Und die Finanz-Amerikaner werden ungeduldig. Nach den „Geißelungen“ von George Soros (Großinvestor) an der lahmen Merkel (sie würde zu kleine Schritte machen) und der Aufforderung der Tycoon-Bank Goldman Sachs, die EZB solle Geld wie Heu drucken (es käme ja nicht bei den Konsumenten an, bliebe ja nur im internen Banken-Round-up und würde keine Inflation auslösen), meldet sich nun über die Systempresse ein US-Professor zu Wort.
Barry Eichengreen ist Ökonom an der Universität Berkeley (Kalifornien) und fordert ein rigoroses Eingreifen der EZB.
Inzwischen ist es eine Banken- und Wirtschaftskrise, sagt der Professor, die Banken haben aufgehört Kredite zu vergeben. Und die Wirtschaft ist am Rand zur schlimmsten Wirtschaftskrise, die man in den letzten 100 Jahren gesehen hat, sagt der Professor.
Also, was müssten denn getan werden um diese Krise zu stoppen?
Der Herr Professor hat darauf eine einfache (und nur eine Möglichkeits-Antwort) Antwort, die wir schon kennen, er sagt: Die Regierungen und die EZB müssen wachstumsfreundliche Politiken durchführen. Ohne Wachstum lassen sich die Probleme Europas nicht lösen.

Vor längerer Zeit fragte der Schreiber seinen Lehrer, der gerade das Wachstum als glorreichen Antreiber der modernen Gesellschaft schilderte und dies mit dem Düngen der Nutzflächen im Agrarbereich verglich, kann es denn immerwährendes Wachstum geben in einem begrenzten Rahmen? Und in ein unverständliches Gesicht seines Lehrers blickte. Doch zurück zu den Adepten des Zeitgeist Zins und Zinseszins.

Herr Professor erwidert, was er denn unter „wachstumsfreundlicher Politik“ der EZB verstehe: "Die EZB hat keine Strategie. Ihre Strategie ist derzeit, nichts zu sagen und nichts zu tun. Viele Bobachter denken, die EZB warte ab, bis die Regierungen rigorose Reformen implementieren. Und sobald Regierungen das täten, werde die EZB deren Anleihen kaufen, was dann die Zinskosten auf ein „normales Niveau“ reduzieren würde. Die EZB will sich somit nicht als Erste bewegen. Das Resultat ist jedoch eine Blockade, nichts geschieht.“

Haben Sie es bemerkt? Er hat die Frage: was er unter wachstumsfreundlicher Politik verstehe, nicht beantwortet sondern gesagt was die EZB seiner Meinung gerade macht. Sie kauft keine Schrottanleihen.
Und Herr Professor droht, wenn die EZB als Hüterin einer Währung noch länger nicht handelt, dann gibt es diese Währung nicht mehr. Und stellt die logische Frage, was ist der Zweck der Unabhängigkeit einer Notenbank, deren Währung verschwindet?
Der Euro-Zone droht eine Deflation und deshalb sollte die EZB im großen Stil auf dem Sekundärmarkt Staatsanleihen kaufen wie es die FED getan hat, so der Herr Professor weiter.
Zum EFSF sagte der Herr Professor, zu klein und niemand wird Kapital zur Verfügung stellen und ist erst im kommenden Jahr einsatzfähig, kommt zu spät und ist nicht ausbaubar.
Kommen wir nun zu Deutschland was der Herr Professor sagt.
Es gibt keine Inflationserwartung in Deutschland. Die erwartete Inflation kann man aus der Renditedifferenz von normalen und inflationsgeschützten deutschen Bundesanleihen ableiten. Sie beträgt über die nächsten zehn Jahre 0,8%.

Es verbietet das Gesetz, dass die EZB Staatsanleihen aufkaufen darf, aber der Herr Professor hat eine andere Sicht dazu. Die EZB darf auf dem Sekundärmarkt Anleihen kaufen, dies würde das Gesetz nicht verbieten.
Zur Rolle des IWF sagt er, der IWF hat nicht die Ressourcen, um das Problem zu lösen. Außerdem wäre es ein weiteres Schwächezeichen der EZB wenn sie Geld an dem IWF ausleihen würde und der IWF es dann der italienischen Regierung weitergibt.
Das Problem um den europäischen Bankensektor zu stabilisieren, löst man in dem die Banken mit öffentlichen Mitteln kapitalisiert werden, sagt der Herr Professor. Also die amerikanische Linie durchzieht. Der feste Glaube an das Geld, sonst hat alles keinen Sinn, sagte einst der Guru der FED.

Der 9. Dezember ist ein Schlüsseldatum. Dann treffen sich die EU-Regierungschefs (zum xten mal) um eine Lösung zu präsentieren. Ob es die „magische“ Lösung der Adepten des Glaubens an das immerwährende Wachstum des Gottes Geldmammon sein wird? Es wird wohl keine weitere Zeitverschiebung und Problemverschiebung dann mehr geben.
Wir werden sehen.

Professor Eichengreen war während der Asienkrise für den IWF (Internationalen Währungsfonds) tätig.
Die Asienkrise begann im März 1997 in Thailand und griff auf Singapur, Indonesien, Südkorea, Malaysia, und den Philippinen über. China und Taiwan blieben davon unberührt. Nachträglich wurden nachher (!) von Experten über diese Krise Erklärungen abgegeben: Wirtschaftspolitische Fehlentwicklungen (maßlose Investitionen, Handelsbilanzdefizite) als auch finanzpolitische Fehlentwicklungen (exzessive Kreditaufnahme, auch in Fremdwährung) und institutionelle Defizite in den regionalen Finanzmärkten, seien für die Ursache und Entstehung dieser Krise verantwortlich gewesen.
Andere Ökonomen sahen allerdings die Schuld der Asienkrise mehr in der Rolle des IWF.
Und auch hier war es die Liberalisierung der Finanzsektoren asiatischer Staaten, dies löste einen Kreditboom in den 90er Jahren dort aus. Es entstanden nicht nur industrielle Überkapazitäten, es wurde ein immer größerer Teil der Kredite zum Kauf von Aktien und Immobilien eingesetzt. Mit den steigenden Immobilien- und Aktienpreisen glaubten asiatische Banken gute Sicherheiten zu haben, was zu weiteren Kreditvergabe (und damit zu mehr Zins und Zinses) führte. Diese Kapital floss wiederum in Aktien und Immobilien. Der Teufelskreis begann.
Kommt Ihnen das bekannt vor?

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