Mittwoch, 28. Dezember 2011
Man muss Deutschland weder zur Räson bringen noch an seine Verantwortung erinnern
Es gibt einige der ehemaligen und auch heute noch politisch aktiven Figuren die vor Deutschland (obwohl sie selbst Deutsche sind, zumindest dem Pass nach) warnen oder an seine Verantwortung appellieren (wie Merkel, Wulff und alle Ministerpräsidenten der Bundesländer). Dazu finden Sie im Blog mehrere Artikel.
Dazu möchten wir mit Richard Wagner antworten dessen Beitrag hier als Auszug wiedergegeben wird. Richard Wagner hat in einem Artikel der Neuen Züricher Zeitung mit der Überschrift: Europas falsche Furcht vor einem hegemonialen Deutschland – eine Antwort auf alle falschen Einflüsterungen von deutschen Dienstpersonal geantwortet, zumindest aus unserer Sicht. Wir lassen Richard Wagner antworten, da inzwischen das Klima durch eigene Landsleute (in politischer Position und Medien) vergiftet wurde, dass man den Deutschen die sich darüber wehren vor solchen unhaltbaren Unterstellungen, diese einfach medial oder anderweitig zum Schweigen bringen will. Herr Wagner ist 1952 im rumänischen Banat geboren und lebt als Schriftsteller und Publizist in Berlin. Sein Artikel wurde in der Druckausgabe der NZZ vom 28. Dezember 2011 veröffentlicht. Hier der Auszug:
„… Im Dezember 1981 wurde in Polen, unter dem Beifall der DDR-Führung, der Ausnahmezustand verhängt. Die Kommunisten bekannten sich damit offen zur Militärdiktatur. Die Tragweite dieses Vorgangs wurde im Westen und insbesondere von deutschen Politikern und versöhnungspolitisierten Intellektuellen nie wirklich verstanden. Helmut Schmidt, als Bundeskanzler bei Erich Honecker am Werbellinsee zu Gast, blieb bei seinem ursprünglichen Besuchsprogramm. Die Propagandisten der Sühne merkten nicht, dass sie mit Usurpatoren am Tisch saßen und die Wiedergutmachungsmünze an Täter weitergaben….
Zu den Ritualen der Nachkriegszeit gehört die Bezichtigung der Bundesrepublik als Heimstatt des Neonazismus. Die Folge ist, dass der Verfassungsschutz, im Ergebnis des Vorwurfs, untätig zu sein, mittlerweile in einer Splitterpartei wie der NPD 130 Agenten placiert habe. Wenn man bedenkt, dass diese Agenten schon wegen ihrer Glaubwürdigkeit in der Szene zu deutlichen Worten und Taten schritten, kann man sich gut vorstellen, wer für Eskalation und Radikalisierung verantwortlich ist. Den Gegnern, Anhängern der „Antifaschismus“-Religion der Nachkriegszeit, kommt das zupass. Schließlich warnen sie immer schon vor dem Neonazi Potential. Der „Antifaschismus“ dieser Art ist die am besten legitimierte Ideologie der westlichen Gesellschaft. Sie hat nur einen Fehler aufzuweisen. Sie tritt post factum in den Kampf. Gebraucht hätte man sie dringend in den dreißiger Jahren, als der Faschismus ganz Europa in eine Galeere zu verwandeln drohte….
Die Machtzentren Europas gründen auf der ökonomischen Leistung, ihre Anziehungskraft aber ist kulturell bedingt. In den Zentren versammelt sich alles was Rang und Namen hat oder Rang und Namen anstrebt, ohne seine nationale Zuordnung aufzugeben. Den europäischen Künstler gibt es nicht…
Die epochemachenden Geistesströmungen wurden und werden von Zentren geprägt. Nicht zuletzt von ihren Sprachen, Französisch, Englisch, Spanisch, Deutsch. Niemals wird ein Franzose tschechisch schreiben oder ein Deutscher ungarisch. Es gibt keinen gleichwertigen Austausch zwischen Mitte und Rand und wieder zurück. Prag liegt zwar in der Mitte Europas, aber die Begrenzung durch die tschechische Sprache lässt es marginal erscheinen. Es liegt nicht in deutscher Nachbarschaft, es ist vielmehr von Deutschen eingekreist, zumindest in der eigenen Wahrnehmung, und von Gesten der Verweigerung geprägt…
Der Limes versinnbildlicht vielmehr eine existenzielle Grundsituation des Europäischen. Rom ist überall, und bis zum Limes ist es auch gesichert, was aber darüber hinausgeht, gilt als prekär und ist damit Peripherie. Und auch das ist mehr als nur ein Faktum. Es erlaubte der Peripherie, sich an Rom zu messen. Alle Völker Europas, die später eine kulturelle Rolle spielen sollten, folgten diesem Gestus. Die Gelehrigsten aber waren von Anfang an die Deutschen. Sie gründeten ihren Großstaat nicht bloß nach römischem Vorbild, sondern in römischer Symbolik, als das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Dieses war kein zweites Rom, wie man meinen könnte und wie so mancher vielleicht auch dachte, sondern vielmehr das Ergebnis der Reflexion des römischen Zeitalters. Wie sollte man sich sonst einen Großstaat erklären, der kein Machtzentrum hatte, nicht einmal eine Hauptstadt…
Dieses Reich kannte keine Gleichschaltung der Kirche, keinen Anglikanismus und keine Bartholomäus Nacht, keinen Auszug der Hugenotten. Nicht einmal der Dreißigjährige Krieg, der die deutsche Gesellschaft dezimierte, hat es geschafft, das Alte Reich selbst zu zerstören. Dazu brauchte es einen Napoleon.
Es ist die Historisierung dieser Staatskonstruktion, die die Rolle der Deutschen für den Kontinent am besten veranschaulicht, und nicht die leichtfertige Formel von der ewigen Wiederkehr des Dritten Reichs. Warum fürchtet man im heutigen Europa die Deutschen, wie es heißt, und wer sind jene, die das behaupten, und jene, die das glauben wollen? Die Bundesrepublik, weder die alte noch die neue, die vereinigte deutsche, ist ein Machtzentrum in Europa. Es handelt sich nicht um eine Hegemonialmacht, vielmehr ist es ein Verwaltungsmodell, und zwar ein sehr erfolgreiches. Das aber ist eine der selten ausgesprochenen Wahrheiten über Deutschland…
Man kann das Bestehende und seine Bestände nicht von Grund auf ändern. Wer das bisher versuchte, endete im Chaos, in Faschismus und Kommunismus. Man kann nur vom Gegebenen ausgehen. Eine solche Gegebenheit ist die Nation. Alle europäischen Staaten beziehen sich auf die gemeinsame Herkunft ihrer Bürger, auf eine damit verbundene Kulturgeschichte und seine gemeinsame Sprache. Sprache und Kultur sind es, die bis heute den Bestand der Nation ausmachen. Nicht das Territorium ist ausschlaggebend, sondern die gemeinsame kulturelle, die sprachliche Ausdruckskraft…
Man sollte Deutschland endlich in die Normalität entlassen und seine Defizite nicht länger als deutsch anprangern, sondern – wie bei allen anderen auch – als europäisch verbuchen. Man muss dieses Deutschland weder zur Räson bringen noch an seine Verantwortung erinnern, es genügt, ihm die Aufgaben, die ihm zustehen, auch tatsächlich zu überlassen.“
Vielleicht denken Sie persönlich in Zukunft an diesen Artikel, wenn irgendwo wieder ein Systemdiener, unsere Sprache, unsere Schrift und unsere Kultur, denn diese Eigenschaften gehören zu den Deutschen, vor uns warnt oder eine andere Kultur als angekommen betrachtet und damit installiert. Wenn Figuren ihren politischen Einheitsbrei an unsere Kultur anheften wollen und dies mit den abstrusesten Wortblasen erklären. Und wir sind noch immer zu blöd zu erkennen, dass wir unsere größten Gegner (die in den eigenen Reihen sich tummeln) immer wieder den Raum, das Geld, die Zeit und die Macht geben – indem wir sie wählen, lesen, zuhören und ansehen. Vor allem, indem wir denen glauben.
Eingestellt von PPD am Mittwoch, Dezember 28, 2011 Labels: Einspruch
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