Donnerstag, 21. April 2011

Kundus (Afghanistan): Verfassungsbeschwerde erhoben

18.März 2011/ ECCHR / European Center for Constitutional and Human Rights


 Im Be­st­re­ben wei­te­re straf­recht­li­che Er­mitt­lun­gen im Fall des Luf­t­an­griffs bei Kun­dus im Sep­tem­ber 2009 zu er­rei­chen, un­ter­stützt EC­CHR die Ein­rei­chung ei­ner Ver­fas­sungs­be­schwer­de für ei­nen Va­ter, der sei­ne bei­den Söh­ne bei dem Luf­t­an­griff ver­lo­ren hat. Der Luf­t­an­griff er­folg­te am 4. Sep­tem­ber 2009 auf Be­fehl des deut­schen Bun­des­wehr-Oberst Ge­org Klein. Nach­dem die Er­mitt­lun­gen durch die Bun­des­an­walt­schaft im April 2010 ein­ge­s­tellt wur­den, lehn­te auch das Ober­lan­des­ge­richt Düs­sel­dorf ei­ne Über­prü­fung der Vor­gän­ge ab.

Im No­vem­ber 2010 hat­te Rechts­an­walt Wolf­gang Ka­leck hat beim Ober­lan­des­ge­richt Düs­sel­dorf An­trag auf Er­he­bung der öf­f­ent­li­chen Kla­ge be­zie­hungs­wei­se Fort­füh­rung der Er­mitt­lun­gen ge­gen Oberst Klein und Haupt­feld­we­bel Wil­helm we­gen des Luf­t­an­griffs bei Kun­dus ge­s­tellt. Der um­fas­sen­de Schrift­satz greift die un­zu­rei­chen­den Er­mitt­lun­gen durch den Ge­ne­ral­bun­des­an­walt an und ent­hält um­fang­rei­ches Be­weis­ma­te­rial. Durch das so ge­nann­te Kla­ge­er­zwin­gungs­ver­fah­ren ha­ben die Ver­letz­ten ei­ner Straf­tat die Mög­lich­keit, die Ein­stel­lung der Er­mitt­lun­gen ge­richt­lich über­prü­fen zu las­sen.

Mit dem Schrift­satz wer­den zahl­rei­che Ver­fah­rens­feh­ler wäh­rend des Er­mitt­lungs­ver­fah­rens an­ge­spro­chen und dem Ge­richt zur Ent­schei­dung vor­ge­legt. Die straf­recht­li­che Be­wer­tung stellt vor al­lem dar­auf ab, dass die Be­schul­dig­ten nur un­zu­rei­chen­de Auf­klär­ungs­maß­nah­men ver­an­lass­ten, be­vor sie den An­griffs­be­fehl ga­ben. Die­se Ar­gu­men­ta­ti­on wird ge­stützt durch ein Gu­t­ach­ten des re­nom­mier­ten Völ­ker­recht­s­pro­fes­sors Mar­co Sas­sò­li und An­ne-Lau­ren­ce Bru­gè­re (Uni­ver­si­tät Genf), in wel­chem die­se die nach hu­mani­tä­rem Völ­ker­recht er­for­der­li­chen Vor­sichts­maß­nah­men beim An­griff dar­s­tel­len und de­ren Ver­hält­nis zum Grund­satz der Ver­hält­nis­mä­ß­ig­keit bei An­grif­fen be­stim­men. Ein wei­te­res Gu­t­ach­ten von Pro­fes­sor Flo­ri­an Jeßb­er­ger (Uni­ver­si­tät Ham­burg) un­ter­stützt die For­de­rung nach Fort­füh­rung der Er­mitt­lun­gen, da der Ge­ne­ral­bun­des­an­walt nicht be­fugt ge­we­sen sei, das ge­sam­te Er­mitt­lungs­ver­fah­ren ein­zu­s­tel­len.

In der Ver­fas­sungs­be­schwer­de, die am 17. März 2011 ein­ge­reicht wur­de, geht es nun vor al­lem um das Recht auf Zu­gang zu den Ge­rich­ten, um ei­ne Über­prü­fung der Ein­stel­lungs­ent­schei­dung der Bun­des­an­walt­schaft her­bei­zu­füh­ren. Eben­so steht der Um­gang der deut­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den mit Ge­schä­d­ig­ten des Bom­bar­de­ments im Fo­kus. Das EC­CHR kri­ti­siert wei­ter­hin Ver­stö­ße ge­gen Un­ter­su­chungspf­lich­ten bei Tö­t­un­gen durch Amts­trä­ger aus der Eu­ro­päi­schen Men­schen­rechts­kon­ven­ti­on.




Demokratische Kontrolle Unmöglich gemacht /

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