Dienstag, 14. Juni 2011

Ent­schä­d­i­gungs­kla­ge ge­gen Daim­ler Chrys­ler we­gen ar­gen­ti­ni­scher Men­schen­rechts­ver­b­re­chen wur­de in den USA angenommen

Am 18. Mai ent­schied ein US-Be­ru­fungs­ge­richt (Uni­ted Sta­tes Court of Ap­peal for the Ninth Cir­cuit in Pa­sa­de­na), dass die Ge­rich­te in San Fran­cis­co für die Kla­ge von An­ge­hö­ri­gen ver­schwun­de­ner Ge­werk­schaf­ter aus Ar­gen­ti­ni­en ge­gen die Daim­ler Chrys­ler AG zu­stän­dig sind. Das Un­ter­neh­men muss sich nun auf ei­nen Pro­zess we­gen Bei­hil­fe zu Ver­b­re­chen ge­gen die Men­sch­lich­keit ins­be­son­de­re Ver­schwin­den­las­sen und Mord in meh­re­ren Fäl­len vor­be­rei­ten.


Im Jah­re 2004 reich­ten 22 ar­gen­ti­ni­sche Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­ge von Ver­schwun­de­nen so­wie Über­le­ben­de der Fol­ter­haft ei­ne Ent­schä­d­i­gungs­kla­ge ge­gen die Daim­ler­Chrys­ler AG in den USA ein. Die Klä­ger be­ru­fen sich auf ein US-ame­ri­ka­ni­sches Ge­setz aus dem Jahr 1789, den Ali­en Torts Claims Act (AT­CA), auf das sich in den ver­gan­ge­nen drei Jahr­zehn­ten zahl­rei­che Op­fer von Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen auch au­ßer­halb der USA ge­stützt hat­ten. Die Klä­ger mach­ten gel­tend, dass lei­ten­de Ma­na­ger in Mer­ce­des Benz Ar­gen­ti­na (MBA)- Wer­ken an dem Ver­schwin­den­las­sen und der Tö­t­ung kri­ti­scher Ge­werk­schaf­ter durch ar­gen­ti­ni­sche Si­cher­heits­kräf­te be­tei­ligt wa­ren. Sie for­der­ten da­mit von Daim­ler­Chrys­ler Ver­ant­wor­tung für die Ver­s­tri­ckung des Un­ter­neh­mens in die Ver­b­re­chen der Ar­gen­ti­ni­schen Mi­li­tär Jun­ta (1976-1983) zu über­neh­men. Der Fall wur­de 1999 von der Jour­na­lis­tin Ga­by We­ber für das deut­sche Fern­se­hen und Ra­dio re­cher­chiert.


Im Au­gust 2009 wur­de die­se Kla­ge vom Di­s­trict Court in San Fran­cis­co zu­nächst mit der Be­grün­dung ab­ge­wie­sen, dass das Ge­richt nicht für die Kla­ge zu­stän­dig sei. Die­ses Ur­teil wur­de nun von der höhe­ren In­stanz auf­ge­ho­ben. Das Ver­fah­ren kann nun fort­ge­führt wer­den. Daim­ler­Chrys­ler muss sich nun mit den schwe­ren Vor­wür­fen au­s­ein­an­der­set­zen und wird sich nicht mehr hin­ter tech­ni­schen Zu­stän­dig­keits­fra­gen ver­ste­cken kön­nen.


Das EC­CHR un­ter­stützt die An­ge­hö­ri­gen der ver­schwun­de­nen Ge­werk­schaf­ter seit lan­gem. Wolf­gang Ka­leck, Ge­ne­ral­se­k­re­tär des EC­CHR, reich­te als An­walt der Op­fer im Herbst 1999 ei­ne Straf­an­zei­ge ge­gen ei­nen ein­zel­nen Ma­na­ger von Mer­ce­des Benz Ar­gen­ti­ni­en we­gen des­sen Rol­le beim Ver­schwin­den der Ge­werk­schaf­ter ein. Die­ses Ver­fah­ren wur­de von der sein­er­zeit zu­stän­di­gen Staats­an­walt­schaft Nürn­berg-Fürth 2003 ein­ge­s­tellt. Je­doch läuft der­zeit noch ein Straf­ver­fah­ren ge­gen das Un­ter­neh­men in Ar­gen­ti­ni­en. So­wohl die ar­gen­ti­ni­schen als auch das US-ame­ri­ka­ni­sche Ver­fah­ren hat das EC­CHR mit Ex­per­ten­gu­t­ach­ten un­ter­stützt.

(Der Ge­ne­ral­se­k­re­tär und Mit­be­grün­der des EC­CHR, Fach­an­walt für Straf­recht, hat sich als An­walt für Men­schen­rech­te in­ter­na­tio­nal ei­nen Na­men ge­macht, zu­letzt mit sei­nen ge­gen den US-Ver­tei­di­gungsmi­nis­ter Rums­feld ein­ge­reich­ten Straf­an­zei­gen we­gen Kriegs­ver­b­re­chen und Fol­ter in Abu Gh­raib und Gu­an­tá­na­mo.)

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