Donnerstag, 30. Juni 2011

Der Mann mit den drei Versuchen

Ausriss der BILD-Schlagzeile


Ein Jahr Christian Wulff als Bundespräsident. Die BILD führte ein Interview mit ihm und die daraus eloquenten Antworten lassen eine Betrachtung aus unserer Sicht zu.
Unser Textbaustein-Präsident wollte Brücken bauen, so sagte er in seiner Antrittsrede (ein Textbaustein den selbst gewählte Schrebergarten-Vorsitzende schon in ihrer Antrittsrede führen). Was wir aber sehen ist, das Baumaterial zu diesen Brücken ist noch nicht angekommen.
Zur Griechenland Krise werden die uns seit Wochen durchgekauten oberflächlichen und monoton wiederholenden Worthülsen, wie jetzt von Wulff via BILD präsentiert:“... das Griechenland eine entschlossene Stabilitätspolitik unternimmt“, das wissen inzwischen auch die Griechen selbst.
Richtig erkannt hat der Merkel-Präsident, dass viele Bürger die Ungerechtigkeit im EU-System erkennen (und noch mehr), er nennt es etwas harmloser,“nicht gerecht zugehe“.
Die zentrale Gefahr, aus seiner Sicht, sieht er in der Angst von immer mehr Menschen, vor sozialen Abstieg und schwindenden Wohlstand (übrigens sind das alles auch Erkenntnisse von Umfragen). Und in der üblichen Struktur von politischer Rede: Konkurrenz ist Sünde, sich weiter äußernd:“ … das hat in einigen EU-Staaten bereits zu Wahlerfolgen populistischer Parteien geführt.“
Das man die Plakat-Sprache auch von unseren Angestellten ebenfalls populistisch interpretieren kann, ist Herrn Wulff wohl entgangen. Und alternativlos Merkel konnte man durchaus auch als populistischen Führungsstil interpretieren.
Auf die einfache Frage von BILD: Haben die Griechen Anspruch auf unsere Solidarität? Kommt in der Antwort das Wort Grieche nicht vor. Das übliche bla-bla wie, Europa ist eine Erfolgsgeschichte und die Schwellenländer werden immer wichtiger (das weiß jeder, selbst die Bild-Leser), der Euro ist neben dem Dollar eine Leitwährung (gibt es außer dem Euro in der EU eine andere gemeinsame EU-Währung?) und er unterstützt den Euro und Europa.
Nochmal Herr Wulff: Haben die Griechen Anspruch auf unsere Solidarität?

Er sagt von sich: 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger sind mit seiner Arbeit zufrieden.
Was für eine Arbeit?
Lesen wir ihn dazu:
„Das erste Jahr hatte ich genutzt, um ein Fundament für meine Amtszeit zu legen und Vertrauen zu gewinnen.“ Schnitt
Ein Jahr lang hat er um Vertrauen geworben! Dann muss ja nicht viel Vertrauen vorhanden gewesen sein? Fundament gelegt. Er spricht als „Bauarbeiter“ der ein Jahr braucht um ein Fundament zu bearbeiten, für seine Amtszeit – Wau! Das muss ja richtig Knallen in dieser Amtszeit. Wer soviel Zeit sich nimmt, der hat wirklich Großes vor. Geprägt vom Eröffnungsspiel der Frauen-WM, sagte er der BILD, „was ich aber in Zukunft nicht machen kann ist, wie ein Schiedsrichter mit roten und gelben Karten über den Platz der Tagespolitik zu laufen, das ist nicht meine Aufgabe.“
Gott sei Dank nicht, denn wer will schon einen Schiedsrichter der aus den Reihen der gegnerischen Mannschaft kommt? Das gibt es nur bei S21.
Frage von BILD: Sind die Erwartungen der Bürger an ihr Amt zu hoch?
Na dann tun wir uns mal die Antwort an: „Hohe Erwartungen und die Möglichkeiten des Amtes zwingen mich durchaus zu einem Spagat.“ Schnitt
Von dieser genannten Turnübung haben wir bisher noch nichts gesehen (dazu später mehr). Die Deutschen, also die Bürger mit deutschem Hintergrund, wollen einen Präsidenten, der aus seiner Überzeugung, seiner Leistung und seinem Charisma heraus – dieses Amt ausfüllt. Und nicht wie beim Papst-Amt vor Ehrfurcht wegen dem Amt erstarren. Das Amt braucht eine lebende deutsche Persönlichkeit. Denn er ist der oberste Bürger aller Deutschen Landsleute und aller hier lebenden Gäste. Und wer könnte diese „besondere“ Person am gerechtesten wählen? Die betreffenden Bürger selbst.
Das allerdings sieht der „Parteien-schachern-um-das-Präsidentenamt“ Präsident erheblich anders. Seine merkwürdige und dabei entlarvende Antwort auf die BILD-Frage: Was halten Sie davon, den Bundespräsidenten direkt zu wählen? Lässt eine farblose Person zu erkennen: „Eine Direktwahl des Bundespräsident hielte ich für falsch, weil sie offenbar zwei Nachteile hätte: Die Bürger hätten dann größte Erwartungen an das Amt, die der Bundespräsident verfassungsrechtlich gar nicht erfüllen kann. Und es würde ein Wahlkampf geführt, der die überparteiliche Rolle des Amtes belasten würde.“
Uff, das muss man erst mal setzen lassen. Politiker mit dem Angstfaktor, es könnten Erwartungen erweckt werden. An Oberflächlichkeit und Inhaltslosigkeit kaum zu übertreffen.
Also schauen wir uns mal die zwei Nachteile zur Direktwahl an:
a) es erweckt größte Erwartungen
und
b) der Wahlkampf würde die überparteiliche Rolle des Amtes belasten
banaler geht es nun wirklich nicht mehr.
Zu a) Herr Wulff, so haben wir aus dem Interview erfahren, hat zwei Arten von Erwartungen: große und größte. Woher er allerdings diese Meinung bezieht (als ob eine Erwartungshaltung etwas Schlimmes sei – ist das infantiles Denken oder nur die politische Entfremdung von der Realität?) begründet er nicht. Wenn die „größte Erwartungshaltung“ als Grund für die Ablehnung einer Direktwahl aufgezählt wird, wo bleiben denn dann die wirklichen Gründe gegen diese Direktwahl? Politiker müssen wirklich große Angst davor haben, dass die Bürger Erwartungen in sie setzen. Frei nach dem Motto unserer Angestellten: Erwarten Sie von uns nichts!
Vielleicht finden wir den wirklichen Grund im Teil b) der zwei Nachteile?
Der Wahlkampf würde das „überparteiliche“ des Amtes beschädigen!
Überparteiliche, lässt er tatsächlich bei BILD schreiben. Sein Gedächtnis ist auch nicht mehr das Beste. Drei Anläufe hat der von einer Parteiführerin in das Amt befohlene Kandidat gebraucht. Drei Anläufe, bis sich mit viel Mühe und Not, der erlauchte Kreis der Parteien (überparteilich hat er gesagt) nach unsäglichen Geschachere geeinigt hat – ihm endlich die benötigten Stimmen zu geben. Eine von sich aus behauptende Partei sie wäre demokratisch, hat sich sogar enthalten – bei der Wahl zum Bürgerpräsidenten. Das nennen jene Demokratie und politisches Vorbild (lach). Und den BILD-Leser wird etwas vorgefaselt von „ein Wahlkampf würde die überparteiliche Rolle des Amtes belasten.“ Was wir für einen Wahlkrampf da gesehen haben, lässt nur die Konsequenz zu, den BP direkt vom Volk demokratisch und Bürger nah zu wählen. Keine Partei und kein Ausschuss darf einen Kandidaten einbringen oder aufstellen, sondern jeder Deutsche kann gewählt werden. Meinetwegen werden Vorwahlen in den Bundesländern abgehalten bis ein Kandidat feststeht um dann die Kandidaten vom gesamten deutschen Volk wählen zu lassen. Das ist alles Machbar, wie so vieles in diesem Land. Aber unsere Bremser und Versager, die Status-Quo Halter im Selbstbedienungsladen BRD wollen das nicht und deshalb lesen und hören wir so einen Blödsinn.
Wenn uns je gezeigt wurde, dass dieses Amt von dem Herr Wulff spricht – mit überparteilich und demokratisch nichts zu tun hat, dann war es ausgerechnet seine Drei-Gänge-Wahl zum BP.
Letzte Frage von BILD an Wulff: Fahren Sie am Wochenende zu Hochzeit nach Monaco?
Antwort: Ja. Wir wollen in Monaco dem Brautpaar gratulieren, im Glück wünschen und mit ihm feiern....“

Warum braucht unter diesen Umständen (EU) die EU-Region „deutsch“ noch einen eigenen BP? Das Geld könnten wir, unter diesen Umständen wie wir sehen, auch sparen und für EU-Rettungspakete ausgeben.
In dem Interview das sicher begrenzt war, ist aus Platzgründen, das Wort „Landsleute“ oder vielleicht sogar das frivole Wort „Einheimische“ und noch Schlimmer „wir Deutsche“ nicht benutzt worden.
Herr Wulff lässt uns mit jedem Satz spüren, wessen Präsident er ist.


Anregende Quelle: Interview bei BILD-online vom 29.6.2011 23:56Uhr

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