Libyen:
die nicht endende amerikanische Feindschaft
Von William
Blum
Übersetzt von Einar
Scherleth
Wenn
ich unserem geliebten Präsidenten eine Frage stellen könnte, wäre
es diese: „Herr Präsident, in Ihrer kurzen Zeit als Präsident
haben sie gegen sechs Länder Krieg geführt – Irak, Afghanistan,
Pakistan, Somalia, Jemen und Libyen. Da mache ich mir Gedanken. Mit
allem nötigen Respekt: Was stimmt bei Ihnen nicht?“
Die
amerikanischen Medien haben ihr Bestes getan, die libyschen Klagen,
dass NATO/US Raketen Zivilisten (die Leute, die sie angeblich
schützen wollen) getötet haben, abzutun oder zu ignorieren,
zumindest bis zu dem kürzlichen „Irrtum“ beim Bomben, der zu
offensichtlich war, als dass er vertuscht werden konnte. Aber wer in
den Mainstream-Medien hat die NATO/US Behauptungen in Frage gestellt,
dass Libyen vor ein paar Monaten libysche Zivilisten aufs Korn nahm
und „massakrierte“, was, wie uns gesagt wurde, der Grund war für
den Angriff der Westmächte. Schaut nicht bei Al Dschazira bei
solchen Fragen nach. Die Regierung von Katar, in deren Besitz der
Sender ist, hat eine sehr tiefe Abneigung gegen den libyschen Führer
Muammar Gaddafi und war selbst ein führender Lieferant von libyschen
„Massaker“-Geschichten und hat außerdem eine militärische Rolle
im Krieg gegen Tripolis gespielt. Die Berichte von Al Dschazira zu
diesem Thema sind so beschämend, dass ich aufgehört habe, sie
anzusehen.
Alain
Juppé, französischer Außenminister, eine führende Kraft hinter
den Angriffen gegen Libyen, sprach im Brookings Institut in
Washington am 7. Juni. Nach seiner Rede wurde ihm aus dem Publikum
von dem örtlichen Aktivisten Ken Meyercord eine Frage gestellt:
„Ein
amerikanischer Beobachter der Ereignisse in Libyen hat kommentiert:
'Der Beweis war nicht überzeugend, dass es ein großes Massaker gab
oder ein Genozid wahrscheinlich war oder unmittelbar bevorstand.'
Dieser Kommentar wurde von Richard Haas, Präsident unseres Rates für
Auslandsbeziehungen gemacht. Wenn Herr Haas Recht hat, und er ist ein
recht informierter Mann, dann ist das, was die NATO in Libyen getan
hat, ein Angriff auf ein Land, das niemanden bedroht hat; mit anderen
Worten eine Aggression. Sind Sie nicht besorgt, dass, wenn die NATO
dem libyschen Volk mehr und mehr Tod und Zerstörung zufügt, eher
Sie und Ihre Freunde in der 'Naked Aggression Treaty Organization'
angeklagt werden könnten als Herr Gaddafi?“
Juppé
nannte dann, ohne Zusammenhang, die Schätzung von irgendjemandem,
dass 15 000 libysche Zivilisten von der Gaddafi-Streitkraft getötet
worden seien. Worauf Herr Meyercord antwortete: „Und wo sind die 15
000 Leichen?“ Herr Juppé hat darauf nicht geantwortet, obwohl es
nicht sicher ist, ob er in dem Tumult, den die erste Frage weckte,
die zweite gehört hat. (Als Gegenauffassung zu den
„Massaker“-Geschichten, siehe
dieses
Video).
Es sollte festgehalten werden, dass die NATO bis zum 30. Juni 13184
Einsätze über Libyen geflogen hat, von denen 4963 als Angriffe
beschrieben werden. Man kann die neuesten Zahlen auf der Allied
Command Operations website finden.
Wenn
irgendeine ausländische Macht Raketen auf die Vereinigten Staaten
abfeuerte, würde Barack Obama das als eine Kriegshandlung ansehen?
Wenn das Abfeuern hunderter Raketen auf Libyen durch die USA keine
Kriegshandlung ist, wie Obama steif und fest behauptet (um zu
vermeiden, dass er den Krieg erklären muss, wie es das US-Gesetz
erfordert), dann sind die Toten durch den Raketenbeschuss Mord. So
ist es. Es ist entweder Krieg oder Mord. Insofern als es einen
Unterschied zwischen beidem gibt.
Es
sollte außerdem angemerkt werden, dass seit Gaddafis Machtantritt
1969 es praktisch nie eine längere Periode gegeben hat, in der die
Vereinigten Staaten bereit gewesen wären, ihn und die vielen
positiven Veränderungen, die er in Libyen und Afrika eingeführt
hat, mit Respekt zu behandeln. Was die Geschichte dieser
Feindseligkeit betrifft, einschließlich der ständigen Lügen und
Einschüchterungskampagnen siehe mein Kapitel
über Libyen in Killinhope.
Danke Tlaxcala
Quelle: http://killinghope.org/bblum6/aer95.html
Erscheinungsdatum des Originalartikels: 01/07/2011
Artikel in Tlaxcala veröffentlicht: http://www.tlaxcala-int.org/article.asp?reference=5314
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