Dienstag, 19. Juli 2011
Ein Zündkerzenbeispiel
In einem sehr guten Artikel von John
MacArthur bei Le Monde diplomatique vom 8.7.2011 möchte wir dem
geschätzten Leser anhand eines Zeitraffers erkennen lassen wie
manipuliert, gelogen und betrogen wird um den Profit zu maximieren.
Es geht nicht um Wohlstand für alle, um Freiheit für alle, um
Frieden für alle.
Angefangen hat es am 9. November 1993
in der amerikanischen TV-Sendung „Larry King-Show“ bei CNN.
Ausgestrahlt kurz vor der Kongressabstimmung zum Nordamerikanischen
Freihandelsabkommen, genannt NAFTA. Das Rededuell lieferten sich der
Vizepräsident Al Gore auf der Seite der Befürworter und der
Milliardär Ross Perot als Anführer der Anti- Nafta-Bewegung. Gore
konnte die Oberhand im Rededuell für sich behaupten. Jedoch hatte
der Sender vorgesorgt. Wenn Gore unterlegen gewesen wäre, hatte
CNN zu Sicherheit eine zweite Talkrunde vorbereitet mit vier
„Experten“ (kennen wir inzwischen hier auch von den Systemmedien)
die dann das alles gut anpreisen sollten: NAFTA schafft Zollschranken
auf dem nordamerikanischen Kontinent ab und der daraus entstehende
Binnenmarkt (Kanada, USA, Mexiko) sollten Wachstum, Arbeitsplätze
und natürlich Wohlstand schaffen (wie in der EU und dem Euro,
damals). Damit würden alle gewinnen, hätten die Experten verkündet.
Der Wortführer der Pro-Nafta-Lobby war Larry Bossidy und CEO von
AlliedSignal (Maschinenbau- und Chemiemulti) und zu diesem Konzern
gehörte auch der Zündkerzenhersteller Autolite in Fostoria
(Bundesstaat Ohio).
Die Gegner von NAFTA befürchteten eine
Standortverlagerung nach Mexiko wenn das Abkommen unterzeichnet
werde. Bossidy hatte die Aufgabe die Zuschauer zu überzeugen, es
wäre ein Segen für die notleidenden Industriegebiete des Mittleren
Westen. Der Konzernchef wurde vor der Sendung von Al Gores PR-Berater
Carter Eskew gebrieft (auf Linie gebracht). Und so zog eben der
AlliedSignal-Chef in der Talkshow eine Zündkerze aus der Tasche
(hier löffelt schon mal eine Politikfigur im Milchpulver, oder
springt in den Rhein, isst Döner und dergleichen mehr) und wedelte
damit in der Luft. Von dieser Zündkerze produzieren wir heute 18
Millionen Stück im Bundesstaat Ohio, morgen werden es 25 Millionen
sein, propagierte der Gebriefte Vorstandsvorsitzende. Nur leider, so er
weiter, können wir nicht nach Mexiko verkaufen, weil wir 15 Prozent Zoll
darauf zahlen müssen (damit war die Katze aus dem Sack). Aber wenn
NAFTA kommt können wir sie verkaufen und in Ohio weiter produzieren,
damit werden mehr als 1100 neue Arbeitsplätze entstehen. 4000 Autos
werden nach Mexiko exportiert, im ersten NAFTA-Jahr werden wir 60.000
Autos exportieren und damit 15.000 neue Arbeitsplätze schaffen, so
die Propagandarede des Konzernchef im TV.
Schnitt: 17 Jahre später
Al Gore kümmert sich inzwischen um die
weltweite Einführung einer Klimasteuer, damit Eisbären nicht
aussterben (eben eine „Bären-Geschichte“) und Amerika steckt in
seiner tiefsten Wirtschaftskrise seit Ende des II.Weltkrieges. In der
oben erwähnten Zündkerzenfabrik arbeiten noch 86 Beschäftigte, die
jetzt Keramik-Isolatoren herstellen. Dafür werden jetzt in Mexiko
Zündkerzen produziert von Autolite. Die Firma hat seinen
Hauptstandort nach Mexicali verlagert. Hier stellen 600 Arbeiter
Zündkerzen der Marke Motorcraft (Tochterunternehmen von Ford) her.
Grund des Umzug (festhalten):
In Fostoria wurde 40 Stunden in der
Woche gearbeitet für 15 Euro die Stunde.
In Mexicali wird 48 Stunden die Woche
gearbeitet für 15,5 Pessos die Stunde (heutiger
Kurs in Euro = 0,935).
Die neue Weltordnung bringt allen
Wohlstand, eine gemeinsame Währung (dann sparen wir uns doch diese
lästige Umrechnung und können weltweit mit einer Währung zahlen,
dafür werden sie dann kostenlos vor Abflug „wenn Sie dürfen“
nackt gescannt und alle Daten ihrer Reise sind dem großen
Bruder dann bekannt – Sie könnten ja verloren gehen. Und vergessen
Sie nicht, der furchtbare Terrorismus der uns auf Schritt und Tritt
bedroht).
Autolite
gehört inzwischen dem Gigakonzern Honeywell und Globalplayer. Chef
davon ist Dave Cote, 2009 mit 13 Millionen US$ Jahresgehalt.
NAFTA,
die mexikanische Regierung und die Gewerkschaft Confederacion de Trabajadores de Méxiko (CTM) sind Hand in Hand dabei für den
sozialen Frieden der Unternehmer tätig.
Und
jetzt kommt auch noch Obama auf die Bühne (so vernetzt ist alles).
Im Februar 2010 holte der Messias der US-Amerikaner den
Honeywell-Chef in seine (Lach) überparteiliche Schuldenkommission.
Am
4. April 2010 griff die Natur ein und ein Erdbeben der Stärke 7,2
beschädigte die neue Zündkerzenfabrik (Epizentrum lag 60 Kilometer
davon). Nun musste die Honeywell-Direktion einen Teil der
Zündkerzenproduktion wieder nach Fostoria verlegen. Dazu wurden 70
gerade Entlassene wieder eingestellt. Denen man nach kurzer Zeit
sagte sie würden viermal mehr produzieren als in der mexikanischen
Fabrik. Als sich die Lage im Oktober des gleichen Jahres wieder
stabilisierte in Mexicali, wurden die 70 Arbeiter rausgeworfen,
diesmal für immer.
Im
Januar 2010 kündigte Honeywell an, die Tochterfirma CPG (zu dieser
gehört auch Autolite) für 950 Millionen Dollar an die
neuseeländische Investmentgesellschaft Rank zu verkaufen. Und die
Rank-Gruppe gehört dem Spekulanten Graeme Hart (geschätztes
Privatvermögen 8 Milliarden $). Harts Geschäftsmethode wird als
„fremdfinanzierte Übernahme“ bezeichnet. Dies läuft so ab; es
werden umsatzstarke Unternehmen mit großen Anteil an Fremdkapital
aufgekauft und deren Produktionskosten gedrückt, dies geschieht
dadurch, dass man das Firmenvermögen liquidiert.Anschließend wird
das Unternehmen als Gegenwert für neue Kredite eingesetzt oder mit
hohem Profit verkauft.
Und
wer glauben Sie hat solche Gesetze ermöglicht? Und von wem glauben
Sie wurden jene gewählt die solches zulassen? Und was wählen Sie
bei der nächsten Wahl?
Quelle:
Le
Monde diplomatique /
Eingestellt von PPD am Dienstag, Juli 19, 2011 Labels: Und wieder werden wir verarscht
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1 Kommentar:
Wir befinden uns mit Volldampf auf hoher See.
Überall sind Eisberge.
Ein Orkan kündigt sich an.
Das Navigationssystem hat einen Softwarefehler und zeigt Unsinn an.
Im Ruder hat sich ein Schleppnetz verheddert.
An mehreren Stellen unseres -toll gestrichenen- Bootes dringt Wasser ein.
Auf der Brücke wird gesagt, alles sei in Ordnung, das kriegen wir schon hin.
Wir geben also einfach Gas,……. während die Schiffsführung alles rafft, was nicht angeschweißt ist - und unbemerkt die Rettungsboote klaut.
Im Maschinenraum wird jetzt gestreikt.
Es wird nicht mehr lange dauern, dann heißt es nur noch:
"Rette sich wer kann!".
Aber dafür muss sich ein Passagier zur Brücke durchschlagen…
Hoffen wir, dass dann wenigstens die „Lautsprecher“ noch funktionieren und die Passagiere gut schwimmen können, denn:
Wir sitzen alle in diesem Boot, ein SOS wird niemanden interessieren!
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Ich brauch Lackritz....
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