Samstag, 9. Juni 2012

„Öffnen Sie ihre E-Mails“


Man muss schon verrückt sein um zu glauben: Sicherheit bedeutet mehr Freiheit. Zumal kein Staat der Welt Ihnen persönlich Ihre Sicherheit garantieren kann. Aber wer von den gleichgültigen Menschen ist an so „Feinheiten“ schon interessiert? Hauptsache man war einkaufen und hat wieder ein „haul“ (einen „geglaubten“ Fang beim Einkaufen machen) nach Hause geschleppt.
Israelische Sicherheitsbeamte haben jetzt eine neue Runde im „gläsernen Menschen“ eingeläutet. Um „gefährliche Einreisende“ besser zu identifizieren, werden „verdächtige“ Personen (wie immer diese auch aussehen mögen) nicht nur gebeten ihr Gepäck zu öffnen, sondern auch ihre E-Mails! Und wie die israelische Presse erläuternd hinzufügt, um so zu sehen, ob diese Person an pro-palästinensischen Aktivitäten beteiligt ist. Damit wird sie zum automatisch „gefährlichen Einreisenden“. Pro-palästinensisch ist schon eine Gefährlichkeit an sich. Wer sich weigert, dem wird die Einreise in das demokratische Land Israel verweigert. Bei der Sicherheit in Israel spielte immer die ethnische Herkunft, wie man heute so schön sagt, eine besondere Rolle in der Behandlung dieser Menschen. Im Ausland hingegen heben gewisse Botschafter des Landes schnell den Zeigefinger wenn es dort um „ethnische“ Angelegenheiten geht, die eigentlich nur den betreffenden Staat etwas angehen und nicht den Botschafter, alles andere wäre Einmischung in die Staatsangelegenheiten. Aber auch das wurde bereits seit geraumer Zeit abgeschafft. Denn wie schnell meinen doch gewisse Botschafter in den Medien ihren einmischenden Senf beizusteuern ohne Gefahr zu laufen, einfach mal ermahnt zu werden selbst auf ihr eigenes Land zuschauen. Es wird nie geschehen, dass ein inländischer Minister diese Praxis anmahnt, umgekehrt ist es natürlich erlaubt.
Zurück zum Flughafen Ben Gurion, denn dort wird jetzt dieses Schnüffelei praktiziert. Irgendwie erinnert uns das an die USA. Dort konnte man jahrzehntelang mit der Wortkeule „Nationale Sicherheit“ alles und jeden antun. Es gibt aber mutig Bürger in Israel, die dieses Vorgehen (Vorsicht Ohren zuhalten in der BRD) als „Rassenprofil“ titulieren. Natürlich sind das aus Sicht der israelischen Medien, linke Aktivisten.
Inzwischen regt sich eine Debatte darüber, ob das denn legal sei. Der Inlandsgeheimdienst (dieser würde sicher auch das Beschauen in ein Hühnerarschloch als notwendig erkennen, wenn Huhn einen arabischen Gesichtszug trägt) Schin Bet erklärte die Praxis als legal. Andere Organisatoren und Anwälte behaupten allerdings das Gegenteil. Und das Justizministerium schweigt.

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