Samstag, 15. September 2012

Ihr, meine israelischen Mitbürger, sagt mir, erinnert Ihr Euch noch, wo wir  waren, bevor die Netanjahu-Regierung uns ausnützte?



Übersetzt von Ellen Rohlfs


Letztes Wochenende fand ich keine Worte mehr. Ich wollte meine Traurigkeit mit euch teilen – Traurigkeit über meine Nation und was daraus geworden ist.

Was kann man noch sagen über die Gesetzlosigkeit, die kürzlich das Leben von drei Frauen in Netanya kostete. Was kann man noch sagen über das Werfen von Feuerbomben auf Kindergärten, Wohnungen von Migranten und auf einen Wagen einer palästinensischen Familie? Was soll man noch über das Lynchen eines arabischen Jugendlichen durch ein Dutzend jüdischer Jugendlicher in Jerusalem sagen oder zur Zerstörung und dem Missbrauch der palästinensischen Bevölkerung im Namen „unseres Volkes? Und was über den Hass und Rassismus, der aus unsern Synagogen und Korridoren der Macht kommt?

Was bleibt einem noch über unsern Innenminister zu sagen übrig, den harten Juden, der über seinen Plan stolz ist, diejenigen Migranten einzusperren, die die Regierung zu deportieren verhindert? Was sagt ihr als Nachkommen von Flüchtlingen über die Tatsache, dass Kinder und geistig behinderte Kinder in einem Haftzentrum gehalten werden und an Hunger und an Medikamentenmangel leiden? Und was über die deportierten Migranten, die bei ihrer Rückkehr in den Südsudan getötet wurden oder an Krankheiten, die sie sich dort zuzogen, starben?

Selbst wenn wir das Argument akzeptieren, ihre Eltern hätten irgendwelche Verbrechen gegen Juden begangen, hätten wir uns selbst vor drei Jahren vorstellen können, dass Säuglinge und Kleinkinder für die „Sünden“ ihrer Eltern würden zahlen müssen?

Ihr, meine israelischen Mitbürger, sagt mir, erinnert Ihr Euch noch, wo wir waren, bevor die Netanjahu-Regierung uns ausnützte? Erinnert Ihr Euch, wer wir waren – als Land, Gesellschaft und am wichtigsten als menschliche Wesen?
Wer waren wir, bevor die Hoffnung, eine freie Nation in unserm Land zu sein, verloren war?
Bevor das augenblickliche Regime unser Leben, unsere Träume, unsere Werte und unsere Zukunft in ein Pompeji verwandelten? Und wo steht in der jüdischen Thora, dass es erlaubt sei, die Schwachen zu vernichten und die Behinderten, die Armen und die Fremden zu verlassen. Und was soll man noch über die Gewalt  der Polizei sagen, über die gesetzgebende Brutalität, die Zerstörung des Bildungssystems und der Freiheit der Presse? Sagt es mir.
Und gibt es noch etwas zu sagen über einen Ministerpräsidenten, der den Präsidenten zu einer neuen „Bedrohung“ macht?

Ich habe eine große Traurigkeit; und Scham und Wut und Angst; und hoffe, dass die Korrektur vor der Zerstörung kommt. Ich hoffe, es gelingt uns, uns aus dieser Asche wieder zu erheben und aus dem zu lernen, was uns geschehen ist. Ich hoffe, dass es uns klar wird, dass das Letzte, was wir brauchen, ein „starker Führer“ ist und dass mit mehr von dieser „Demokratie“ und  diesem„Judentum“ - alles verloren sein wird.


Danke Tlaxcala
Quelle: http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4270498,00.html
Erscheinungsdatum des Originalartikels: 20/08/2012
Artikel in Tlaxcala veröffentlicht: http://www.tlaxcala-int.org/article.asp?reference=8180

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