Montag, 23. April 2012

Die heile Welt der Lebensmittelkonzerne



Inzwischen kann der Verbraucher nur noch am Preisschild eines Lebensmittel eine konkrete und zuverlässige Angabe ablesen, was in den „Lebensmitteln“ steckt oder versteckt ist, kann der Verbraucher selbst nicht mehr einschätzen. Schätzen ist wohl das was im bleibt, wenn er das Produkt, vorausgesetzt er kann die Minischrift der Produktbeschreibung lesen. Und genau dort fängt ja die Ehrlichkeit an. Wenn auf der Verpackung das Wort NEU in unübersehbarer Großschrift leuchtet, aber die Inhaltsstoffe nicht ohne gutes Licht oder scharfe Augen, Lesehilfe, zu entziffern sind, dann ist man sehr skeptisch wenn einige Figuren aus dieser Konzernwelt an die Öffentlichkeit treten und schöne Worte ablassen, wie zum Beispiel beim Nestlé Konzern. Dieser hat nun das zweite Berliner Symposium für Ernährung abgehalten: Consumer Confusion nennt man es schon wieder „Verbraucherfreundlich“. Es hat nicht mit einer Konfusion des Konsum zu tun.
Wenn Konzernwelt nicht die Sprache der Verbraucher spricht, was kommt dann dabei heraus?
Richtig: Konfusion. Das Wort verstehen die meisten Verbraucher. Es bezeichnet Verwirrung oder Unklarheit.
Gesunde Ernährung beginnt beim Kauf von Lebensmittel. Werbung und Produkt sind heute untrennbar miteinander verbunden. Wenn also Nestlé von einer Vertrauenskrise der Lebensmittelindustrie spricht und es ein schwindendes Verbrauchervertrauen gibt, dann liegt das mit Sicherheit nicht am Verbraucher und auch nicht an den von Nestlé so dekorierten unterschwelligen Schuldzuweisungen:
Zitat
Falsche, widersprüchliche, unverständliche, euphemistische, pseudowissenschaftliche und zusammenhanglose Informationen über Lebensmittel verunsichern die Verbraucher nicht nur, sondern beschleunigen den ohnehin erfolgenden Rückgang der Ernährungskompetenz in Deutschland.
Zitat Ende


Dann sollten Lebensmittelkonzerne die Gesamtheit des Produktes betrachten und mit einwandfreien „Lebensmittel“, das Wort Leben sollte man dabei im Auge behalten, den Verbraucher überzeugen (nicht mit schöner Wortblasenwerbung).
Wenn ein Schokopudding nur drei Prozent Schokolade enthält, ist es da nicht eine Verarschung der Verbraucher von „Schokopudding“ zu reden? Wenn also mit hochwertigen Früchten namentlich und auch bildlich Inhaltsstoffe angepriesen werden, aber genau diese Zutaten an letzter Stelle in der Inhaltsbeschreibung genannt werden, dann können es ja nicht pseudowissenschaftliche und zusammenhanglose Äußerungen sein, die Mitschuld an der „Verunsicherung“ der Verbraucher Anteil haben. Wenn bereits beim Etikettenschwindel die Verarschung des Verbrauchers beginnt, dann sollte das zwar löbliche Nestlé Symposium vielleicht besser mit den Lebensmittelkonzernen/Herstellern reden bevor sie in der Öffentlichkeit schöne Treffen veranstaltet.
Renate Schmidt, meine Damen und Herren, war einst Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Kabinett von Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD). Heute ist sie Vorsitzende der Nestlé Zukunftsforschung. Und in dem Video hat sie klar erkannt: Der Verbraucher ist nicht nur mit der Flut an Information überschüttet, sonder auch mit der Widersprüchlichkeit der Informationen, die ja meist mit hohen wissenschaftlichen Anspruch unterwegs sind. Wenn sich nach einer Studie (Infratest) 80 Prozent der Verbraucher mehr Transparenz wünschen, dann fragt man sich, warum die Lebensmittelhersteller dem Verbraucherwunsch nicht nachkommen? Und schon wieder sind wir beim schwindenden Verbrauchervertrauen angekommen. Da können noch so viele Symposien abgehalten werden, es wird nichts bewirken. Es ist wie in der Politik, die Glaubenszeit der schönen und oft leeren Worte ist vorbei. Und auch hier ist die Veränderung (wie in der Politik) noch nicht in die höchsten Etagen der Konzernwelt angekommen.



 von Zoomin_Deutschland

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