Herausgegeben
von Susanne Schuster
„Kairos
Palästina“,
eine Gruppe palästinensischer Christen, die Co-Autoren des
Dokumentes „Ein
Moment der Wahrheit“
waren,
verurteilen Michael Orens kürzlich (9.3.) im Wall Street Journal
veröffentlichten
Artikel. In diesem ungenauen und manipulierten Text gibt Oren,
Israels Botschafter in den USA, den palästinensischen Muslimen die
Schuld am Elend der palästinensischen Christen – statt der
illegalen israelischen Besatzung, die unsere Realität ist.
Wir
fügen unsere Meinung zu mehreren anderen veröffentlichten
Antworten, die diese Realität und die Art und Weise betonen, mit der
Orens Artikel versucht, diese zu verdecken. Im Gegensatz zu seiner
Behauptung wird die christliche Verfolgung tatsächlich und
hauptsächlich durch die Besatzung verursacht, die systematisch alle
Palästinenser degradiert, unsere Bewegung einschränkt, unser Land
konfisziert, unsere Wirtschaft zerstört und unsere Rechte verletzt –
einschließlich dem grundsätzlichen Recht auf ein ordentlichen
Leben.
Wir
sind besonders besorgt von Orens Beitrag zur Auswanderung innerhalb
der palästinensischen christlichen Gemeinschaft wegen schlechter
Behandlung durch palästinensische Muslime. Diese schädigende
Analyse ignoriert bewusst die zugrunde liegende politische
Unterdrückung, die Christen wie Muslime in gleicher Weise belasten.
Im Falle von Bethlehem z.B. ist es die Tatsache des galoppierenden
Baus von israelischen Siedlungen, der Abwürgung durch die Mauer und
der Landkonfiszierung durch die israelische Regierung, meistens das
Land von Christen, was viele Christen aus dem Land getrieben hat.
Gegenwärtig sind nur 13 % des Landes im Raum Bethlehem für
palästinensische Bewohner übrig geblieben.
Orens
Artikel enthüllt auch eine beunruhigende Vorstellung von Demokratie
selbst, besonders da er auf dem demokratischen Charakter Israels
besteht. Beim Versuch, ein Schlaglicht auf die Art und Weise zu
werfen, wie Israel angeblich versucht, das Überleben der
christlichen Gemeinde zu schützen und ihren Wohlstand zu
unterstützen, deutet Oren Israels Mangel an Interesse an, dasselbe
gegenüber den Muslimen zu machen. Demokratie ist nicht selektiv.
Jeder demokratische Staat, der sich darüber Gedanken macht, seine
eigenen Ideale zu erfüllen – und vor allem jeder Botschafter eines
solchen Staates – würde sich solch einer offensichtlich verdrehten
Einstellung gegenüber seinen Bewohnern und ihren Rechten
schämen.
Wir
sind genau so verwundert von Orens lächerlicher Prahlerei, dass
Israel „trotz der Notwenigkeit, seine Grenzen vor Terroristen zu
schützen, an Feiertagen den Christen Zugang nach Jerusalem erlaubt.“
Tatsächlich ist es hauptsächlich ein Skandal der Besatzung, dass
jeder einen Passierschein benötigt, um die Stadt zu besuchen:
eingeschränkte Bewegungsfreiheit gehört zu den grundsätzlichen
Ungerechtigkeiten, die unser Leben behindern. Außerdem wird nicht
jedem ein Passierschein gewährt (auch nicht an religiösen
Feiertagen), und wenn er gewährt wird, dann kann das israelische
Militär an den Checkpoints dies jederzeit ungültig machen.
Wir
hinterfragen auch den Zeitpunkt von Orens Artikel und seinen
hartnäckigen Versuch, den Staat Israel als toleranten Staat
gegenüber Christen darzustellen – eine irrige Behauptung, die wir
täglich erleben. Oren beginnt seinen Artikel mit einer Beschreibung
eines Hamasgraffito an der Mauer einer Bethlehemer Kirche 1994. Aber
er erwähnt nicht die hebräischen
Graffiti („Tod
den Christen“, „Jesus ist tot“ u.a.), die an Jerusalemer
Kirchenmauern vor einigen Tagen und im letzten Monat zu lesen waren.
Die Schrift an der Wand sagt mehr aus als Orens Weißwäsche,
um die Feindseligkeit zu verdecken, mit der palästinensische
Christen – und alle Palästinenser – in der augenblicklichen
Realität der Besatzung unterworfen sind.
Auf
jeder Ebene muss Orens Hinweis bis an die Wurzeln der Ursachen
analysiert werden, da er sich weigert, sie offen zu legen. Wenn er
erwähnt, wie die Geburtskirche von Bewaffneten bewohnt und
geplündert wurde, vergisst er die israelischen Panzer zu erwähnen,
die die Kirche von außen beschossen. Während er auf die jetzigen
religiösen Spannungen zu sprechen kommt, versäumt er zu sagen, dass
Christen und Muslime während der letzten 1500 Jahre ohne größere
Probleme neben einander gelebt haben – und dass wir nach der
Schaffung des Staates Israel 1948 mehr als 100 000 Christen
tatsächlich übernacht verloren haben. Und die stärksten und
tiefsten Ursachen sind die des Kolonialismus? Auch dies wird nicht
eingestanden. Die US-Invasion in den Irak z.B. hat den
christlich-muslimischen Beziehungen in aller Welt einen ernsteren
Schaden zugefügt als alles, was in Orens Artikel erscheint.
Als
Kairos Palästina weisen
wir Orens Art zurück, wie er unsere Marginalisierung definiert; wir
weigern uns, gegen unsere palästinensischen (muslimischen) Nachbarn
und Freunde ausgespielt zu werden; und wir weigern uns, dass unsere
kollektive Unterdrückung in einer Weise manipuliert wird, dass sie
uns trennt oder die wahre Ursache der Unterdrückung verschleiert:
die israelische Besatzung.
Danke
Tlaxcala
Quelle:http://www.alternativenews.org/english/index.php/topics/opinion/4212-kairos-palestine-israeli-ambassador-manipulate-christian-reality
Erscheinungsdatum
des Originalartikels: 17/03/2012
Artikel in Tlaxcala
veröffentlicht: http://www.tlaxcala-int.org/article.asp?reference=7196
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen