Montag, 23. April 2012
Wird der Sinai zu einer weiteren Eskalation in Nahost?
Israels
Regierung hat ihre Bürger, die auf der ägyptischen Halbinsel Sinai
Urlaub machen, vor drei Tagen aufgerufen, die Halbinsel so schnell
als möglich zu verlassen. Die israelische Regierung spricht von
einer Bedrohung durch einen Anschlag am Strand.
Inzwischen
wird der Sinai immer öfter als Schauplatz in den israelischen
militärischen und politischen Äusserungen genannt. Am 5. April
wurde von der Halbinsel eine Rakete abgefeuert die in der
südisraelischen Stadt Eilat „niedergegangen“ (O-Ton Presse) ist
ohne Menschen, zum Glück, zu verletzen. Der israelische
Militärgeheimdienst hingegen spricht von mehr als zehn abgewehrten
Angriffsversuche aus dem Sinai.
In dem
„neuen“ Schauplatz meldete sich nun merkwürdigerweise ungefragt
auch der Direktor des ägyptischen Geheimdienstes und ehemaliger
Vizepräsident des vom ägyptischen Volk abgesetzten Ex-Präsident
Mubarak, Omar Suleiman (der ja nicht gerade zimperlich mit den
Demonstranten umgegangen ist, bis die Wut im Volk zu groß wurde).
Der Herr Direktor warnt nun via Medien: „Israel wird in den Sinai
einmarschieren, mit der Behauptung, Israels Sicherheit sei in Gefahr.
Und wenn Israel den Sinai erobert hat, dann werden die Israelis nicht
mehr so schnell abziehen“, sagte er dem ägyptischen
Nachrichtendienst El Yom A Sabaa. Gut gebrieft durch die Israelis,
könnte man auch sagen. Nicht wenige in Ägypten sehen in Suleiman
einen Freund der Amerikaner und Israelis. Proteste gegen seine
Kandidatur für die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen sind denn
auch unüberhörbar.
Der Herr
Direktor warnt seine Gegner im ägyptischen Volk vorsichtig zu sein
(achten Sie mal auf seine Worte und Umschreibungen), denn Israel wird
die steigenden (!) Terrorangriffe aus dem Sinai nicht mehr lange
dulden. „Ich befürchte, dass Israel Ägypten bereits der Liste
seiner arabischen Feinde hinzugefügt hat“, sagte Suleiman in dem
Gespräch mit dem Nachrichtendienst.
Das war die
eine Seite der politischen Münze die in die Luft geworfen wurde.
Übrigens, wenn sich Geheimdienstfiguren öffentlich äußern, dann
tun sie es mit Sicherheit nicht weil sie das Wohl der eigenen
Bevölkerung im Auge haben. Es hat mehr mit Politik und Einflussnahme
auf ein gewünschtes Szenario (das die Öffentlichkeit natürlich
nicht kennt, denn die strategischen Dinge dahinter wurden noch nie
zum Wohl der Bevölkerung veröffentlicht – an ihren Worten sollt
ihr sie erkennen) zu tun als die „Angst“ vor Israel.
Schauen wir
uns jetzt die andere Seite dieser Münze an.
Ägypten
hat offiziell jetzt die Gaslieferung nach Israel eingestellt,
berichtet die Zeitung Al Arabia. Wiederholt wurde durch Sabotage die
durch den Sinai (!) verlaufende Gaspipeline beschädigt. Israel, so
behaupten Medien, produziert 40 Prozent seiner Elektrizität aus Gas
und fast die Hälfte mit Gas aus Ägypten.
Schauen wir
etwas tiefer.
USA –
Camp David 1979. Die Friedensgespräche zwischen Israel und Ägypten
treten in den Fokus. Denn der Vertrag über diese Gaslieferungen war
ein wichtiger Bestandteil von Camp David. Im Gegenzug verzichtet
Israel auf begehrliche Ölfelder (!) im Sinai die zu Ägypten
gehören.
Camp David
war gestern, Mubarak gibt es nicht mehr als Marionette. Die Karten
werden wieder gemischt. Und jetzt taucht die erste Schachfigur durch
den Herrn Direktor, der so besorgt ist, auf. Schlechtes Timing und
falsche Wortwahl. Wenn der Direktor des ägyptischen Geheimdienstes
sich Sorgen macht vor einer Invasion durch Israel in den Sinai, dann
sollte er seinen Job machen: Die Abschussstellungen der Terroristen
im Sinai aufspüren und eliminieren. Der ägyptische Geheimdienst ist
in der Regel gut unterrichtet wer etwas gegen Israel vorhat im
eigenen Land. Ursache bekämpfen und nicht von der Befürchtung über
eine hypothetische Wirkung sprechen, es sei denn es ist so gewollt.
Eingestellt von PPD am Montag, April 23, 2012 Labels: Medien und Politik
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