Montag, 9. April 2012
Merkwürdigerweise wird im Zusammenhang mit dem Israel-Palästina-Konflikt dieser Standard nie benutzt
Hinweis:
Diese
Aufzeichnung der Prager Veranstaltung für ein deutsches Publikum
wurde notwendig, weil für Berlin und München vorgesehenen
Veranstaltungen die Räume gekündigt wurden (Berlin:
Trinitatiskirche, Rosa-Luxemburg Stiftung / München: Amerikahaus)
oder die Kündigung angekündigt wurde (München: Kulturhaus
Milbertshofen) oder die Unterstützung entzogen wurde (Berlin:
Heinrich-Böll-Stiftung).
Norman
Finkelstein sagte daraufhin seine Deutschlandreise ab.
Auch
in Prag fiel eine der vier vorgesehenen Veranstaltungen aus. Hier
kündigte sogar einer der Mitveranstalter, die Akademie der
Wissenschaften, einen Tag vorher die Veranstaltung wegen zu
befürchtender Einseitigkeit, obwohl es sich um eine
Podiumsveranstaltung handelte, an der u. a. der frühere Präsident
der UN-Vollversammlung, Jan Kavan (2002) und der UN-Vertreter Michal
Broza hätten teilnehmen sollen. (Einleitung zum Videofilm der Veranstaltung)
Auszüge
aus dem Vortrag von Norman
Finkelstein in Prag am 22.2. 2010:
Meiner
Meinung nach ist das Hauptparadoxon des israelisch-palästinensischen
Konflikts
-
soweit es die Medien betrifft -, dass die Medien den
israelisch-palästinensischen Konflikt
typischerweise
so beschreiben, als wäre er sehr kompliziert. Manchmal nennen Sie
ihn
‚umstritten‘.
Aber, wenn man sich den tatsächlichen historischen Verlauf anschaut,
und man
sich
die vorhandenen Dokumente anschaut, wenn man sich die
Menschenrechtsdokumentation
anschaut,
die diplomatische Dokumentation. Wenn man sich die Vergangenheit
anschaut, den
geschichtlichen
Verlauf; wenn man sich die Gegenwart anschaut, was im wesentlichen
die
Menschenrechtssituation
ist; und wenn man in die Zukunft schaut, was hauptsächlich bedeutet
wie
der Konflikt gelöst werden kann, die diplomatischen Anstrengungen.
Wenn man sich die
Vergangenheit,
die Gegenwart und die Zukunft ansieht: Was am meisten auffällt, ist,
wie wenig
kontrovers
und wie unkompliziert und wie relativ einfach der
israelisch-palästinensische
Konflikt
ist. Und so ergibt sich die offensichtliche Frage, warum der Konflikt
in den Medien so
kontrovers
dargestellt wird, wenn er es in Wirklichkeit gar nicht ist?
Und
die Begründung, die ich an diesem Abend dazu geben möchte ist die,
dass der
überwiegende
Teil der Auseinandersetzung, wie ihn die Medien beschreiben,
überwiegend
erfunden
ist mit dem Ziel, die Aufmerksamkeit der Menschen von den
tatsächlichen Fakten
wegzulenken,
oder um Unsicherheit über die tatsächlichen Ereignisse zu erzeugen.
Nun
die meisten von Ihnen sind – sogar diejenigen unter Ihnen, die mit
den Palästinensern in
den
besetzten Gebieten sympathisieren - ich vermute, die meisten von
Ihnen glauben, dass der
Konflikt
kompliziert ist. Deshalb ist meine erste Verpflichtung der Versuch,
Sie zu überzeugen,
dass
es in Wirklichkeit nicht so ist. Und lassen Sie mich mit einem
ziemlich einfachen Beispiel
beginnen:
Die meisten von Ihnen haben von dieser Sache gehört, die der
Friedensprozess
genannt
wird. Wie viele von Ihnen haben vom Friedensprozess gehört? Heben
Sie Ihre Hand
hoch,
so dass ich es weiß. Mir wurde gesagt, ich müsste vorsichtig sein
mit Leuten, die ihre
Hand
hochheben, weil es die Bedeutung eines Saluts haben könnte, wogegen
ich allergisch bin.
Wenn
ich also sage: „Heben Sie bitte Ihre Hand“, heben Sie sie nicht
zu steif hoch.
Wie
dem auch sei, eine Untergruppe des Friedensprozesses ist dieses Ding,
das die Fragen des
endgültigen
Status genannt wird. Wie viele Leute haben von dieser Frage gehört?
Die Fragendes endgültigen Status. Nicht schlecht. Und die Fragen des
endgültigen Status beziehen sich
normalerweise
auf die Fragen, die so kompliziert sind, dass sie auf die letzte, die
abschließende
Phase
der Verhandlungen verschoben werden müssen. Denn uns wird gesagt,
wenn man
versucht,
diese Fragen zu Beginn der Verhandlungen zu lösen, sind sie so
kompliziert, dass die
Verhandlungen
zusammenbrechen würden. Und diese Fragen des endgültigen Status –
es sind
einige
Diplomaten im Raum und die können Ihnen sagen, dass sich im
Augenblick für sie
spreche
- die Fragen des endgültigen Status sind:
Die
Grenzen. Was sind die Grenzen von Israel? Was sind die Grenzen eines
zukünftigen
palästinensischen
Staates?
Die
Siedlungen. Die 500.000 Siedler in den besetzten Gebieten.
Jerusalem.
Was ist der rechtliche Status, wem gehört Ostjerusalem?
Und
die Flüchtlinge. Welche Rechte haben die palästinensischen
Flüchtlinge unter
internationalem
Recht?
Lasst
uns jetzt auf das schauen, von dem man sagt, dass es die am meisten
umstrittensten und
kompliziertesten
Fragen sind, diese Fragen des endgültigen Status. Es stellt sich
heraus, dass im
Jahre
2004 das höchste Rechtsgremium auf dieser Welt, der Internationale
Gerichtshof, von der
Generalversammlung
der Vereinten Nationen gebeten wurde, über den rechtlichen Status
der
Mauer
zu entscheiden, die Israel im Westjordanland baute. Und damit der
Internationale
Gerichtshof
über den rechtlichen Status der Mauer entscheiden konnte, stellte
sich heraus, dass
er
auch über viele der Fragen des endgültigen Status entscheiden
musste, so zum Beispiel: Israel
baut
eine Mauer im Westjordanland. Wenn Israel einen Rechtsanspruch hat
auf das
Westjordanland,
dann hat es natürlich das Recht, dort eine Mauer zu bauen. Aber wenn
Israel
keinen
Rechtsanspruch auf das Westjordanland hat, dann hat es natürlich
auch kein Recht, dort
eine
Mauer zu bauen. Es könnte eine Mauer entlang seiner Grenze bauen.
Das ist sicherlich
erlaubt,
aber nicht in dem Land eines anderen Volkes.
In
gleicher Weise, die Mauer, die Israel gebaut hat - und weiterhin baut
- , die Mauer nimmt
einen
schlängelnden Verlauf um die Siedlungen herum und sie bringt die
israelischen
Siedlungen
auf die israelische Seite der Mauer. Es stellt sich dann die Frage:
Sind diese
Siedlungen
legal? Denn, wenn sie nicht legal sind, kann man auch keine Mauer
bauen, um zu
beschützen,
was nicht legal ist. Es gibt einen schönen Ausdruck im
internationalen Recht, der
grundsätzlich
bedeutet: Man kann kein Recht von einem Unrecht ableiten.
Das
bedeutet grundsätzlich, wenn die Siedlungen von vornherein Unrecht
sind, kann man nicht
das
Recht haben, sie zu beschützen. Weil der ursprüngliche Akt schon
von vornherein Unrecht
ist,
kann man daraus kein Recht ableiten von einem Unrecht. Und deshalb
musste der
Internationale
Gerichtshof entscheiden: Sind die Siedlungen legal oder illegal? Denn
die Mauer,
die
Israel baut, schneidet direkt durch Ostjerusalem und inkorporiert
eine große Anzahl von
Juden
und auch palästinensische Araber, und schließt eine große Anzahl
palästinensischer
Araber
aus.
Und
wiederum musste der Gerichtshof entscheiden: Wem gehört
Ostjerusalem? Wenn es den
Israelis
gehört, dann haben sie natürlich ein Recht, durch ihr Territorium
eine Mauer zu bauen.
Aber
wenn es den Palästinensern gehört, dann hat Israel natürlich kein
Recht, eine Mauer zu
bauen
auf dem Gebiet einer anderen Person. Nicht mehr als irgend jemand in
diesem Raum.
Wenn
Sie Probleme mit Ihrem Nachbarn haben, haben Sie ein Recht, einen
Zaun zu bauen,
Ihren
Besitz zu trennen vom Besitz Ihres Nachbarn. Aber, wie feindselig Ihr
Nachbar auch sein
mag,
Ihr Nachbar mag gemein sein und wirft Müll auf ihre Seite des
Besitzes. Aber selbst wenn
Ihr
Nachbar Müll auf ihre Seite wirft, gibt es Ihnen nicht das Recht,
eine Mauer um den
Swimmingpool
Ihres Nachbarn zu bauen. Das ergibt sich ziemlich direkt - dies sind
keine komplizierten Fragen - und schon gar nicht um das Wohnzimmer
Ihres Nachbarn. Deshalb fuhr
der
Gerichtshof fort, diese Fragen zu behandeln. Und dies war was sie
herausfanden:
Erstens:
Die höchste juristische Instanz auf dieser Welt, der internationale
Gerichtshof stellte
fest:
Es gibt beim internationalen Recht ein fundamentales Prinzip. Das
Prinzip lautet: Es ist
nicht
gestattet, Territorium durch Krieg zu erwerben. Es ist unzulässig,
Territorium durch Krieg zu erwerben. Das ist ein grundlegendes
Prinzip des internationalen Rechts. Es ist ein
fundamentales
Prinzip. Israel erwarb das Westjordanland und Gaza während des
Krieges im
Juni
1967. Und deshalb erklärte der Gerichtshof: Israel hat kein Anrecht
auf irgendeinen Teil
des
Westjordanlandes und kein Recht auf irgendeinen Teil von Gaza. Der
Gerichtshof erklärte:
Das
ganze Westjordanland, ganz Gaza sind – und jetzt verwende ich ihren
Wortlaut - das ganze Westjordanland und ganz Gaza sind besetzte
palästinensische Territorien, Punkt. Als nächstes
sagte
der Gerichtshof - um noch einmal zurückzugehen: Die Medien sagen
gerne und ich
nehme
an das gilt für die tschechischen Medien genauso – die Medien
sagen gerne, dass das
Westjordanland
umstrittenes Territorium ist. Ist das der Ausdruck, der hier
verwendet wird? Ich
nehme
es an. Sie nennen es umstrittenes Gebiet. Aber das stimmt nicht
erklärt der Internationale
Gerichtshof.
Diese Gebiete sind nicht umstritten. Diese Gebiete sind besetzte
palästinensische
Gebiete.
Zweitens:
Die Frage der Siedlungen. Uns wird oft erzählt sie seien sehr
kontrovers. Das ist das,
was
die Medien gerne erzählen, sehr kontrovers die Siedlungen. Aber das
stimmt nicht sagte der
Internationale
Gerichtshof, die höchste Rechtsinstanz auf dieser Welt. Er sagte,
die Siedlungen
sind
gemäß Artikel 49 der Vierten Genfer Konvention, die besagt, es ist
illegal, die Bevölkerung eines besetzenden Landes in besetztes
Gebiet zu transferieren. Der Gerichtshof sagte, es ist klar, die
Siedlungen sind nach internationalem Recht illegal. Punkt.
Was
ist mit Jerusalem? Israel sagt, (Ost-)Jerusalem ist Teil seiner
ewigen Hauptstadt. Aber der
Internationale
Gerichtshof sagte: Wie hat Israel Ostjerusalem erworben? Es hat
Ostjerusalem im
Verlauf
des 1967 er Krieges erworben. Aber ein fundamentales Prinzip des
internationalen
Rechts
ist: Es ist die illegal, Territorium durch Krieg zu erwerben. Und
deshalb sagt der
Internationale
Gerichtshof ist Ostjerusalem Teil der besetzten palästinensischen
Gebiete. Und
der
Gerichtshof war darüber sehr deutlich. Er bezieht sich auf das
Westjordanland,
einschließlich
Ostjerusalem, und Gaza als besetzte palästinensische Gebiete. Aber
das ist nur die
halbe
Geschichte. Für diejenigen unter Ihnen, die die Entscheidungen
des Internationalen
Gerichtshofs
verfolgen; sie fallen oft sehr knapp aus, acht zu sieben, neun zu
sechs. Es sind 15 Richter beim Gericht. Aber im Fall des Beschlusses,
über den ich hier vortrage, beim
Gutachten,
über das ich hier vortrage, war es überhaupt nicht knapp. Die
Entscheidung war 14 zu eins. Das ist nicht „kontrovers“. Und
in der Tat, die einzige negative Stimme war die des
Richters
aus den USA, Thomas Buergenthal, und Herr Buergenthal sagte als er
seinen
Kommentar
schrieb über diesen speziellen Fall; er sagte: Ich stimme mit vielem
überein, was
das
Gericht ausgeführt hat. Und er fuhr fort zu sagen: Über die
Hauptfrage, die Frage der
Siedlungen
- denn offensichtlich, wenn Israel keine Siedlungen bauen darf, will
es das
Westjordanland
nicht haben. Es behält das Westjordanland nicht für seine schöne
Landschaft –
Herr
Buergenthal sagte: Ich stimme dem zu. Gemäß Artikel 49 der 4.
Genfer Konvention sind
die
Siedlungen illegal. Deshalb war bei der grundlegenden Frage das
Abstimmungsergebnis 15 :
0.
Und jetzt muss man versuchen, herauszufinden was es bedeutet. Ich
habe nicht die einfachen
Fragen
gewählt.
… .
Das bedeutet, mathematisch ist es bewiesen,dass die Kontroverse
exakt gleich Null war, bei dem, was angeblich die
allerkomplizierteste Frage sein soll.
… Wie
sind die Palästinenser 1948 im Verlauf der Entstehung von
Israel
zu Flüchtlingen geworden? Ungefähr 750.000 Palästinenser aus dem
Gebiet, das Israel
wurde,
endeten außerhalb des neu gegründeten Staates Israel und sie
endeten in
Flüchtlingslagern
in Gaza, im Westjordanland, in Jordanien, im Libanon, in Syrien,
meist in
diesen
Gebieten. Israel sagte über lange Zeit – und viele Menschen
glaubten das - Israel sagte:
Es
war nicht unsere Schuld, da sie zu Flüchtlingen wurden. Was passiert
ist: Die einfallenden
arabischen
Armeen gaben Anweisungen an die Palästinenser über das Radio. Sie
gaben den
Palästinensern
Anweisungen, ihre Häuser zu verlassen und Raum zu machen für die
einfallenden
arabischen Armeen, die die Israelis ins Meer zu werfen würden.
Nachdem die
Juden
ins Meer geworfen waren, könnten die Palästinenser Ihre Häuser
zurückkehren. Über eine
lange
Zeit wurde das allgemein von den Leuten geglaubt. Aber gegen Ende der
Achtzigerjahre
hat
eine große Anzahl von Historikern - die wichtigsten in diesem Fall
israelische Historiker –
begonnen,
sich die dokumentarischen Aufzeichnungen anzuschauen, sie schauten
israelische
Dokumente
an. Und sie kamen zu der Einsicht, die jetzt generell akzeptiert wird
- von fast allen
Historikern
-, was 1948 passierte – um die Worte des am besten informierten
Historikers über
dieses
Thema, eines Israeli mit dem Namen Benny Morris zu zitieren – er
sagte, was 1948
passierte,
war eine ethnische Säuberung. Wie ich schon sagte, heute nimmt
niemand mehr die
israelische
Behauptung ernst, dass arabische Radiosendungen verantwortlich
gewesen wären.
Die
meisten Historiker, ich wage zu sagen fast alle ernsthaften
Historiker, bestätigen, dass es
eine
ethnische Säuberung war. Die einzige wirkliche Debatte geht nur
darum, ob es absichtlich
war,
ob Israel die ethnische Säuberung im voraus geplant hat oder waren
diese Flüchtlinge nur
ein
Ergebnis eines kriegerischen Konflikts. Wie wir alle wissen, Kriege
erzeugen Flüchtlinge.
Um
Ihnen eine Vorstellung zu geben, wie eng die Debatte zur Zeit ist.
Nehmen Sie den Fall des
früheren
israelischen Außenministers, jemand mit dem Namen Schlomo Ben-Ami.
Und Herr
Ami
hat vor kurzem ein Buch geschrieben. Das hieß „Narben des Kriegs,
Wunden des
Friedens“.
Und Herr Ami, Schlomo Ami schreibt: Es ist klar, dass das, was 1948
passierte, eine
ethnische
Säuberung war. Aber Herr Schlomo Ben-Ami, der frühere
Außenminister, schreibt:
Ich
stimme dem nicht zu, dass dies nur das Ergebnis des Krieges war. Er
sagt, wenn man sich
die
zionistische Ideologie anschaut, dann war es klar: Um einen jüdischen
Staats zu erzeugen, in
einem
Gebiet, dass überwiegend nicht jüdisch war, war die einzige
Methode, mit der man das
erreichen
konnte, die einheimische Bevölkerung hinaus zu befördern. Und dass
es während des
Krieges
eine Gelegenheit gab, dies zu tun. Und das ist, was der neugeborene
Staat Israel
durchgeführt
hat.
… Vor
kurzem hat einer von Israels besten Wissenschaftlern, er war der
Direktor eines großen Forschungsinstituts in Israel, des Jaffe
Zentrums für Strategische Studien – sein Name ist Zeev
Maoz
– und er schrieb dieses sehr dicke Buch, circa 800 Seiten, und es
heißt „Das Heilige Land
verteidigen“.
Und Herr Maoz sagte: Dies ist, was ich machen werde. Ich werde die
ganzen
wissenschaftlichen
Veröffentlichungen anschauen, die ganzen Forschungsergebnisse, die
geschrieben
wurden von allen anderen Historikern, über all die Kriege, den
1948er Krieg, den
56er,
den 67er, den 73er, den 82er usw.. Ich habe etliche weggelassen. Ich
habe nur die
aufgeführt,
die Sie wahrscheinlich kennen. Er sagte, ich werde mir alles
anschauen, alles was da
geschrieben
wurde von all den anderen Professoren und Forschern, was die
geschrieben haben
über
diese Kriege, um herauszufinden, wer für diese Kriege verantwortlich
war.
Dies
ist was er findet: Israels Kriegserfahrung ist eine Geschichte der
Torheit, der
Rücksichtslosigkeit
und selbst gestellten Fallen. Nicht einer, nicht einer der Kriege,
die Israel
gefochten
hat - mit der möglichen Ausnahme des Krieges von 1948 – nicht
einer war ein
Selbstverteidigungskrieg.
Sie waren alle Kriege der Wahl oder Torheit, Torheit im Sinne von
Dummheit,
Kriege der Wahl oder Torheit. Aber denken Sie daran, nicht einer
dieser Kriege, mit
der
möglichen Ausnahme des Krieges von 1948, war nach Aussage von Herrn
Maoz, nachdem
er
das alles durchgelesen hatte, keiner von ihnen war ein notwendiger
Krieg.
Das
ist die Kriegsseite. Aber wie sieht es mit der Friedensseite aus? So
viele Kriege. Wer war
nach
all diesen Kriegen verantwortlich für das Fehlen des Friedens? Wer
verhinderte den
Frieden?
Israels früherer Außenminister, ein sehr schlauer Mann mit Namen
Ebba Eban hat den
berühmten
Spruch geäußert, dass die Araber nie eine Gelegenheit auslassen,
eine Gelegenheit
für
Frieden auszulassen. Und viele Kommentatoren zitieren gerne diesen
Satz. Es ist sehr
geschickt:
Die Araber versäumen nie eine Gelegenheit, eine Gelegenheit für den
Frieden zu
versäumen.
Es ist sehr schlau, und er war ein sehr schlauer Mann. Das Problem
ist, wie bei den
meisten
seiner schlauen Sätze, sie hatten wenig mit der Realität zu tun.
Was
findet Herr Maoz? Nachdem er die ganze Literatur durchgelesen hatte,
fasste er zusammen
– und
jetzt zitiere ich ihn – „Israels Entscheidungsträger waren so
zögerlich, wenn es darum
ging,
Frieden zu machen, wie sie wagemutig und schießwütig waren, wenn es
darum ging in den
Krieg
zu ziehen. Die israelischen Führer haben typischerweise keine
Friedensangebote
angebahnt.
Die meisten Friedensangebote beim arabisch-israelischen Konflikt
kamen entweder
aus
der arabischen Welt, der internationalen Gemeinschaft oder von
lokalen Organisationen.“
Und
dann fährt er fort zu sagen: „Wenn Israel gewillt war, Risiken für
den Frieden einzugehen,
dann
hat sich das meistens ausgezahlt.“ Die Araber zeigten im
allgemeinen eine
bemerkenswerte
Tendenz zuzustimmen, zu akzeptieren, ihre Vertragsbedingungen zu
erfüllen.
In
einer Vielzahl von Fällen war es Israel und nicht die Araber, das
die Vereinbarungen
verletzte.“
Das
ist der historische Aspekt des Geschehens. Noch einmal, ich versuche
mich einzuschränken auf das, von dem behauptet wird, das es die am
stärksten umstrittenen Themen sind: Die
Flüchtlinge,
die Kriege und der Frieden. Wenn Sie sich die Gegenwart anschauen:
Der
bedeutendste
Aspekt der Gegenwart sind offensichtlich die Menschenrechtsthemen.
Wie das
Video
gezeigt hat, sind die meisten Medien vor allem beschäftigt mit Tod
und Zerstörung, denn
dass
ist, was eine Nachricht ausmacht. Und es wird uns oft gesagt, dass
was sich in den
besetzten
Gebieten abspielt sehr umstritten ist, sehr schwierig zu wissen, was
dort stattfindet.
Und
was typischerweise passiert - zumindest in der nordamerikanischen
Presse und in den Medien - ein Reporter fährt in die besetzten
Gebiete. Er fragt die Israelis was geschehen ist. Die Israelis sagen
X ist geschehen. Er fragt dann die Palästinenser was geschehen ist.
Die Palästinenser sagen Negativ-X ist geschehen. Und dann schlägt
der Reporter aus Verzweiflung
die
Hände überm Kopf zusammen und sagt: Wer kann wissen was geschehen
ist. Es ist sehr umstritten. Aber das Merkwürdige ist, so etwas
passiert an keiner anderen Stelle in dieser Welt. Denn an jeder
anderen Stelle fragt man nicht das Opfer was passiert ist, sie fragen
nicht den Angreifer was geschehen ist, denn jeder erwartet
vernünftigerweise, dass das Opfer
voreingenommen
ist als Opfer und der Angreifer voreingenommen ist als Angreifer.
Deshalb fragt man nicht das Opfer, man fragt nicht den Angreifer,
überall sonst in der Welt geht man zur lokalen
Menschenrechtsorganisation oder zum lokalen Repräsentanten einer
internationalen Menschenrechtsorganisation. Wenn Sie wissen wollen
was auf dem Balkan oder was im Sudan passiert ist oder was in Somalia
passiert ist oder was im Kongo passiert ist, typischerweise wird man
einen Repräsentanten einer lokalen Menschenrechtsorganisationen
fragen oder sie werden einen Repräsentanten von Human Rights Watch
oder Amnesty International fragen was geschehen ist.
Merkwürdigerweise wird im Zusammenhang mit dem
Israel-Palästina-Konflikt dieser Standard nie benutzt. Und der Grund
dafür ist ziemlich einfach.
… Herr
Goldstone erzeugt einen Bericht über das, was während der Gaza
Invasion passierte und da ist diese riesige Hysterie über diesen
Bericht und die Medien fangen sofort an, ihn Richard Goldstones
umstrittenen Bericht über Gaza zu nennen. Er ist umstritten. Dass es
eine merkwürdige Beschreibung. Warum ist es merkwürdig? Weil der
Bericht von Herrn Goldstone nicht der erste Menschenrechtsbericht ist
über das, was in Gaza passierte. Es war der letzte von ungefähr 12
Menschenrechtsberichten über Gaza. Es gab zwei sehr große Berichte
von Amnesty International, hervorragende Berichte, es gab fünf
Menschenrechtsberichte über Gaza von Human Rights Watch, es gab
einen großen Bericht von einem Komitee unter dem Vorsitz des
hervorragenden südafrikanischen Rechtswissenschaftlers John Dugard,
ein sehr großer Bericht; er war ungefähr 270 Seiten lang.
Es
gab Berichte von den Ärzten für Menschenrechte in Israel. Es gab
einen Bericht von einem
internationalen
Komitee von medizinischen Experten und es geht weiter und weiter. Da
war nichts, was Herr Goldstone in seinem Bericht geschlossen hat,
dass nicht schon von all den anderen Menschenrechtsorganisationen
geschlossen wurde. Bei allem Respekt für ihn - und ich glaube dass
sein Bericht ein hervorragender Bericht war - war er doch in vieler
Hinsicht der moderateste aller Menschenrechtsberichte. Um Ihnen ein
paar Beispiele zu geben:
Human
Rights Watch schloss, dass als Israel weißen Phosphor abwarf –
weißer Phosphor erreicht eine Temperatur von 800°C – als Israel
weißen Phosphor abwarf auf das Al Quds- Krankenhaus, als
es
weißen Phosphor abwarf auf die Beit Lahia-Schule, als es weißen
Phosphor abwarf auf das
wichtigste
humanitäre Lagerhaus der UN in Gaza, schrieb Human Rights Watch:
Dies waren
Kriegsverbrechen.
Herr Goldstone war vorsichtiger. Er nannte es nicht Kriegsverbrechen.
… Amnesty
International hat einen sehr umfangreichen Bericht
herausgegeben,
in dem es sagt: Israel ist ein derart konsistenter Verletzer der
Menschenrechte
geworden,
dass die Vereinten Nationen ein totales Waffenembargo durchsetzen
sollten gegenüber Israel und der Hamas. Hamas, natürlich, für sie
bedeutet das nicht viel. Ein Waffenembargo für Feuerwerkskörper
bedeutet nicht sehr viel, aber es wäre sehr bedeutsam zu sagen, die
gesamte Welt ... - und sie fokussierten besonders auf die Vereinigten
Staaten - all die Waffen mit weißem Phosphor, die in Gaza verwendet
wurden – der ganze weiße Phosphor -,und sie zeigten die Bilder.
Sie wurden alle in den Vereinigten Staaten hergestellt. Und Amnesty
sagte: Es sollte ein totales Waffenembargo gegenüber Israel geben.
Dass ist eine ernste Angelegenheit. Wieder bei aller Ehrerbietung
gegenüber dem Bericht von Herrn Goldstone, er ist nie so weit
gegangen.
… .
Und die Siedlungen müssen abgerissen werden. Und es muss für die
Flüchtlingsfrage eine Lösung geben auf der Basis der Prinzipien des
internationalen Rechts als da sind: Entweder man erlaubt den
Flüchtlingen in Ihre Heimat zurückzukehren, oder sie müssen für
ihren Verlust kompensiert werden. Das sind die Bedingungen, die den
Konflikt lösen. Und jedes Jahr in der
Generalversammlung
findet eine Abstimmung statt. Ich werde Ihnen die letzten
Abstimmergebnisse kurz vorlesen. Lassen Sie mich mit den letzten 13
Jahren anfangen – ich mache es kurz. 1997, das Abstimmungsergebnis
155 : 2, die ganze Welt auf der einen Seite, Israel und die
Vereinigten Staaten auf der anderen Seite. 1998, das
Abstimmungsergebnis 154 : 2. 2002, das Ergebnis 160 : 4. Die ganze
Welt auf der einen Seite, einschließlich Tschechien; auf der anderen
Seite Israel, die Vereinigten Staaten, die Marschall-Inseln und
Mikronesien. 2003, das Ergebnis 160 : 6, die ganze Welt auf der einen
Seite, Israel, die USA, die Marschall-Inseln, Mikronesien, Palau, und
Uganda auf der anderen Seite. Ich springe näher an die Gegenwart.
Ich mache es kurz. 2007, das Ergebnis 161 : 7. 2008, 164 : 7. Und
dann im letzten Jahr, vor einigen Monaten, das Ergebnis 164 : 7.
Die
ganze Welt auf der einen Seite im letzten Jahr, Israel, die
Vereinigten Staaten, Australien,
die
Marschall-Inseln, Mikronesien, Nauru und Palau auf der anderen Seite.
Hier
können Sie den gesamten Vortrag nachlesen
Quelle:
Munich American Peace Committee, Friedenssaktion Palästina, Münchner
Friedensbündnis
Eingestellt von PPD am Montag, April 09, 2012 Labels: Medien und Politik
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