Mittwoch, 11. August 2010

Extremforderung an die Regierung mittels Stellschrauben


Forderungen an die Regierung, vielleicht haben Sie es ja bemerkt, werden seit geraumer Zeit nicht mehr an die Regierung direkt gerichtet sondern der Systempresse vorgelegt. Damit läßt sich dann schon Propaganda für die eine oder andere Sache machen. Der gleichgeschalteten Systempresse bleibt nichts anderes übrig als das ohne sichtliche Hinterfragung zu veröffentlichen.
Vor kurzem haben wir bei PPD geschrieben: Mal sterben wir zu oft, mal leben wir zu lange
In dem Beitrag ging es um Statistiken. Jetzt leben wir gerade mal wieder zu lange. Denn nun wird die Geburtenrate-Statistik aus der Klamotten-Ecke hervorgeholt. Doch von vorne.
Jetzt ist also wieder „zu-lange-leben“ angesagt, bei gleichzeitigen Ausfall des Nachwuchs an Arbeitskräften. Interessant nicht. Etwa 15.000, noch mal, fünfzehntausend Lehrlingsstellen sind nicht besetzt. Die Arbeitskräfte dafür sind vorhanden, nicht das Sie glauben es fehlt an Auszubildenden. Was fehlt sind die Qualifikationen, was fehlt ist die Lust sich dem Leben durch Arbeit zu stellen, was fehlt ist eine grundsolide Schulausbildung (schreiben. Lesen und etwas Kopfrechnen), was fehlt ist ein Reizimpuls bei Ablehnung seine Brötchen selbst zu verdienen. Tausende von bestens ausgebildeten Ingenieure stehen auf der Straße. Es gibt Leiharbeit in der bunten Republik, sprich der Verleiher schiebt ohne zu arbeiten einen Teil des Lohnes sich in die Tasche. Fachkräfte kehren zu tausenden diesem Land den Rücken, weil sie hier mit Niedriglohn abgespeist werden. 6,55 Millionen Menschen sind Geringverdiener. 20% der Sozialleistungen werden erschlichen. Und dann kommt ein „Wirtschaftsexperte“ und sagt über RP online, die Rente muss auf 70 Jahre hoch gesetzt werden, am besten Ende offen.
Nach Meinung Herrn Hüther (Chef des IW – Institut der deutschen Wirtschaft) leben wir gerade mal wieder zu lange. Wenn es nach ihm und seinen Institut geht, müsste die Rente auf 70 Jahre und darüber hinaus erhöht werden. Diesen Blödsinn erklärt man nun mit abnehmender Geburtenrate (die sich statistisch gesehen so darstellt, sagt man uns). Und genau da hört man beim IW auf zu denken. Das die vielen zu uns eingewanderten Ausländer auch Arbeitskräfte sind und in den Arbeitsprozess eingegliedert werden müssen, davon spricht der Herr nicht. Übrigens auch nicht die Systempresse. Wenn also in Millionenstärke Zuwanderer herein strömen in all den Jahren, aber die Wirtschaft es nicht fertig bringt dieses Potential (das ja auch noch als Geburtenfreudig sich zeigt) der Wirtschaft einzugliedern und damit den Geburtenrückgang auszugleichen, was soll das Gerede von Rente jenseits von 67 denn sonst für einen Zweck haben? Andernfalls brauchen wir keine Zuwanderer in dieser Größenordnung nicht mehr. Darüber spricht der Herr nicht. Erstaunlicherweise ist die SPD mit dem Nachdenken über eine Kürzung beim Renteneintrittsalter auf dem richtigen Weg. Na ja, der Wähler hat da wohl etwas nachgeholfen das die Sozialdemokraten jetzt besser nachdenken.
Für Herrn Hüther, so stellt sich seine lapidare Forderung an die Regierung dar, ist der Mensch der unter Arbeit sein Leben ausrichtet nicht existent.
Wer soll denn mit 70 Jahren noch am Bau arbeiten, auf Dächer klettern oder im Pflegedienst Kranke und hilfsbedürftige Menschen betreuen, Schichtdienst leisten? Herr Hüther gehört zu einer bestens versorgten Spezies die mit Sicherheit nicht körperlich im Schichtdienst arbeiten muss. Es würde ihm zweifellos sicher gut tun so zu arbeiten, dann wird sich seine Forderung höchstwahrscheinlich erledigen.
Einfach mal den Mund halten und bei sich selbst anfangen etwas zu bewegen!
Die Schmutzigkeit zu sagen, wer früher aus dem Erwerbsleben ausscheiden wolle, könne dies mit Abschlägen tun, zeigt uns den wahren Grund dieser Forderung. Machen wir es doch mal anders herum. Wenn die deutsche Wirtschaft wirklich sich Gedanken macht über zukünftigen Arbeitsnachwuchs, dann sollte sie anfangen sich selbst zu bewegen. Bessere Löhne, besseres Arbeitsklima, besser Ausbildungsreize gerade bei Neueinsteigern. Einfach mit Elan und gutem Beispiel vorangehen und nicht den Schwächsten im Glied, den Arbeitern, alles aufbürden. Ihm auch noch seinen Lebensabend nehmen. Was für eine Schmutzigkeit!
Es gibt einige gute Beispiele im Bereich der Arbeitgeber, die leider niemals bei solchen gezielt installierten Themen auftauchen, genauso wenig wie man diesen feinen Herrn mit vorhandenen Widersprüchen seine Absurdität hätte offenlegen können. Unsere Forderung an das IW: Wenn die deutsche Wirtschaft ein Problem in diesem Bereich sieht, erst mal selber etwas auf die Beine stellen! Dazu gehört auch den älteren Arbeitnehmern, die freiwillig weiter Arbeiten wollen, dies auch zu ermöglichen. Das wäre doch mal ein Forderung an die Regierung. Der Experte spricht darüber nicht. Er stellt nur die unmenschliche Forderung an die Regierung, als wäre er Regierungsmitglied oder in der Opposition (hier können Sie sehen wo er noch dabei ist). Solange Herr Hüther und Co. Menschen dabei außer Acht lassen und die Menschlichkeit mit Füßen treten (Verweigerung des Lebensabend durch Arbeit bis zum Sarg) wird dies immer eine Schmutzigkeit bleiben. Die Flexibilität die dieser feine Herr einfordert ist keine Einbahnstraße. Diese Zeiten sind vorbei. Der Wähler ist im Begriff aufzuwachen und er wird sehr schnell feststellen, welche gigantische Macht er hat, wenn man sich einig ist.

Was soll man von eine „Wirtschaftsexperten“ a la Hüther halten, der von „Stellschrauben“ spricht, an denen die Politik drehen kann. STELLSCHRAUBEN und drehen ist ja dann wohl eindeutig.
Ja um Gottes Willen, dann fangen Sie und Ihre Klientel doch bei sich selbst an und sagen der Regierung nicht, im besten Ton der Schwarzmalerei, was sie zu tun hat, damit sich die deutsche Wirtschaft wieder hinlegen kann.

Ein Blick auf das genannte Institut:
Viele Menschen wie z.B. Geringqualifizierte fühlen sich als Verlierer der Globalisierung. Dabei wird die Schuld für Fehlentwicklungen oft voreilig der internationalen Arbeitsteilung zugeschrieben. Auf der anderen Seite blenden Kritiker die positiven Effekte der Globalisierung wie den Gewinn an Kaufkraft und das Zurückdrängen der weltweiten Armut gerne aus. Das neue IW-Dossier zeigt alle Facetten der Globalisierung:
Zitat Ende

Positive Effekte der Globalisierung wie den Gewinn an Kaufkraft und das Zurückdrängen der weltweiten Armut .... das schlägt dem Fass den Boden aus. Gewinn an Kaufkraft... aha... für wen? Doch nicht für jene die für Gewinne sorgen durch ihre Arbeit. Wissen sie was zwei belegte Brötchen kosten? Sechs Deutsche Mark. Rückgang der weltweiten Armut. Es ist eine Frechheit so etwas zu behaupten. Unglaublich. Wer über Arbeitnehmer spricht muss auch wissen was diese verdienen und sich davon leisten können. Kennt man dies nicht, ist man ein Schwätzer Herr Hüther.

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