Dienstag, 3. August 2010

„Symptom des nicht funktionierenden Wettbewerbs“


Der Strom hat keine Farbe, der Strom ist zu teuer.
Nun sollen die Strompreise wieder steigen, weil der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) das macht was er seinen Verbandsmitgliedern schuldet, über die Tendenz zu weiter steigenden Strompreise reden. Begründung:
Die Umlage für die Einspeisung erneuerbarer Energien werde wohl weiter steigen. Dieser „Effekt“ werde voraussichtlich die sinkenden Einkaufspreise kompensieren.
Was für ein toller Effekt. Was also haben wir hier? Eine vermutende Tendenz, dies wird zusammen mit dem Wort „wohl“ in die gleiche Ecke gedrückt. Es wird wohl bald regnen, weil wir eine Tendenz zu schlechten Wetter haben, damit werden die Regenschirmpreise steigen. Dann kommt auch noch das Wort „voraussichtlich“ ins Spiel. Also alles feste Gewissheiten, die sofort nach höheren Strompreisen verlangen. Wie sieht es denn nun mit den im Jahre sehr starken Preissenkungen bei Strom aus? Schlecht für den Verbraucher, diese „Senkungen“ sind bis jetzt noch nicht angekommen. Also mit Tendenz und wohl und voraussichtlich, wird durch den BDEW die nächste Preistreiberei schon mal eingeläutet. Vielleicht um die Preissenkungen zu verhindern?
Die Gegenseite, immerhin ein Energiewirtschafter (Gunnar Harms) kommt in seiner Studie der Grünen, zu einem ganz anderen Werturteil. Die Energiewirtschaft würde in diesem Jahr bei ihren Kunden rund eine Milliarde Euro zu viel abkassieren.
Wie ist der Experte für seine Behauptung vorgegangen?
Durch einen Vergleich der Einkaufspreise an der Strombörse (EEX) in Leipzig mit den Tarifen der Stromkonzerne die diese ihren Kunden in Rechnung stellen. Ja, auch Strom ist eine Handelsware und auch damit kann spekuliert werden. Unsere freie Marktwirtschaft ist nichts als eine freie Gestaltungsmöglichkeit von Großkapital und Banken, das mit dem „Markt“ ist ihr Alibi. Wäre schön wenn Sie das bald auch so sehen, denn dann werden Sie auch verstehen warum es keine Regelung für Spekulanten (bis auf die Deutsche Minilösung die gerade Herrn Soro in Rage bringt) und Heuschrecken aller Art auf dem „freien Markt“ gibt.
Herr Harms hat festgestellt, dass die Strompreise an der Leipziger Strombörse seit 2008 um 30 bis 40% gesunken sind. Also Strom ist genug vorhanden, deshalb der Preisverfall. Der Verbraucher, wir werden also wieder verarscht, denn diese Preissenkung wurde nicht weitergegeben. Ganz im Gegenteil, die Strompreise zogen im gleichen Jahr um 7% an!
Die Stromkonzerne verdienen sich goldene Nasen, der Verbrauche bleibt als der Dumme zurück. Er, also der Verbraucher (wer mag das wohl sein?) ist ja auch ein ruhiges Schaf.
Wie nennen wir so ein Verhalten der Stromkonzerne?
„Abzocke“, nennt es die Sprecherin der Bündnis 90/ Die Grünen Ingrid Nestle. Der Chef vom Bund der Energieverbraucher Aribert Peters, rät den betroffenen Verbraucher, zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln oder sogar die Preisgestaltung des Anbieters gerichtlich überprüfen zu lassen. Und er spricht eine alte und immer noch vorhandene Beobachtung an: Die steigenden Kosten werden schneller an die Kunden weitergeleitet, als die sinkenden Preise.
Das nannte man früher eine Schmutzigkeit, also vor der Einführung der neuen Sprache der Gutmenschen.
Der BDEW argumentiert anders und weist die Studie zurück. Ein Großteil des Stroms für private Endverbraucher wird von den Konzernen bis zu drei Jahre im voraus beschafft. Deshalb sei der starke Preisrückgang aus 2008 noch nicht beim Kunden angekommen.
Diese Milchmädchen-Rechnung muss man nicht glauben. Zumal der gleiche Verband im Jahr 2009 sagte, die Konzerne beschaffen ihren Strom ein bis zwei Jahre im voraus. Also mal so und dann wieder so. Wahrscheinlich steigen jetzt die Beschaffungsjahre erheblich, dann brauchen die Konzerne mit dieser „Logik“ sich mit Preissenkungen nicht mehr herum ärgern.
Die Hauptgeschäftsführerin Hildegard Müller, vom gleichen vom BDEW sagte 2009: „Bleibt die Beschaffung jedoch günstig wie zuletzt“, könnten die Strompreise ab dem Jahresende sinken. Das haben sie nicht getan. Man spricht also von Tendenz, wohl und voraussichtlich um neue Preisanhebungen vorzubereiten. Wohlgemerkt, der starke Preisrückgang ist bis jetzt noch nicht angekommen, aber man sieht schon irgendwo neue Preisanhebungen. Wahre Künstler, sie produzieren Künst. So viel zu Wahrheit und Ehrlichkeit im Stromgeschäft.
Wie nennen wir so ein verhalten?
Lesen Sie bitte die Überschrift, denn dies sagte Frau Nestle.
Das Stromkonzerne von der EU Agrarsubventionen erhält, gehört wohl auch zur freien Marktwirtschaft.

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