Dienstag, 3. Juli 2012

Das Finanzsystem hat sich kriminalisiert

Ich klage an: J'accuse
Oscar-Preisträger“ Charles Ferguson (DokuFilm: „Inside Job“), der nun mit einem neuen Buch auf sich aufmerksam macht: Predator Nation.
Ferguson spricht denn auch von einer „räuberischen Elite“ die über wesentliche Teile der Wirtschaft und des politischen Systems entscheiden und an sich gerissen haben. Im Zuge dessen sind große Teile der Wirtschaftsdisziplin aufgelöst worden. In dem Buch untersucht der Autor die Wirtschaftsverbrecher, die politische Korruption in Amerika.

Im Interview mit Paris Match, sagt Ferguson:
Es wäre keine Übertreibung zu sagen, dass seit den 80er Jahren die meisten Teile des Finanzsektor kriminalisiert sind. Es hat sich dort eine „Industrie-Kultur“ entwickelt, die den systematischen Betrug toleriert und sogar unterstützt. Dieses Verhalten sei auch die Ursache der Hypotheken Blase „Subprime“ in der Finanzkrise von 2008, und letzteres die direkte Folge daraus.
Dabei im gleichen Zeitraum, verstärken die USA die Deregulieren der Märkte (und um die geht es ja in der Schmierkomödie), die das Finanzsystem noch leistungsfähiger machen sollen in Hinsicht: Weniger Hindernisse und damit weniger Verantwortung (die hat man jetzt den Dienern in der Politik in die Schuhe geschoben), bedeutet auch weniger Regeln = Annäherung an die absolute Macht.

Dabei wird immer mehr sichtbar, die Akzeptanz sich unehrlich verhalten zu dürfen. Und der Autor sagt dazu, es geht hier nicht um kleine bürokratische Regelungen mit Texten oder deren Umleitungen. Es geht hier um das absichtliche Verschweigen von finanziellen Transaktionen, diese wiederum begünstigen Terrorismus, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und die Verbreitung von Atomwaffen auf der ganzen Welt. Denn ohne diese kriminelle Ausrichtung und Motivation, würden wir nicht diese Krise mit dieser globalen Auswirkung haben.
Der Autor zeigt sich überrascht, deshalb, weil diese Extreme keinen Aufschrei auslösten.
Auf die Frage von Paris Match: Die US-Behörden?
Ferguson erklärt dies so.
Die US-Weltmacht hat nach den Anschlägen vom 11. September alle Werkzeuge benutzt um die Täter zu jagen und anzugreifen. Man verwendete Abhörgeräte, Infiltration, es kam zu Anklagen, also alles was an Möglichkeiten zur Verfügung stand. Keine dieser konventionellen Methoden wurden jedoch implementiert, um dieses finanzielle Fehlverhalten, diese Machenschaften aufzudecken. Seit dem massiven Enron-Konkurs (2001), ist die Summe der Strafen für die wenigen führenden Unternehmen im Finanzsektor die in Frage kommen, weniger als 1 Prozent der gesamten Lohn-und Boni die bis jetzt bezahlt wurden.
Viele US-Banken sahen Madoff als Betrüger, aber sie haben mit ihm weitergearbeitet. Internet-Blase, Subprime, vorsätzlicher Bankrott von einigen US-Bundesländern – niemand wurde in diesen Fällen bis heute je verurteilt. Es ist ja diese Straflosigkeit, dieses grüne Licht für die Verletzungen von Regeln, die zu dieser Krise führten. (Dies wird leider in der Systempresse verschwiegen oder als Thema gemieden) Und Obama verteidigte noch im Oktober 2011 noch diese „Abwesenheit von Verfolgung“.
Als Beispiel führt der Autor an: Die finanzpolitischen Unterlagen preisen die Finanzderivate auf Hypotheken in den USA, die auf die Jahre 2005 bis 2008 basieren. Es sind jedoch ein Gewebe von Lügen. Die Täter wurden nie vor ein Gericht gebracht.
Charles Ferguson in Bezug auf die zwei Skandale an der Wall Street:
Bei JP Morgan, weiß man noch nicht genau, wie die endgültige Höhe des Schaden ausfallen wird. Es ist ein unheimliches Geheimnis. Noch vor kurzen wurde dieser Ort (Wall Street), als einstimmig der beste Platz in den USA genannt um Finanzprodukte zu verwalten. Dessen Präsident, Jamie Dimon (JP Morgan // Rockefeller), sitzt immer noch im Vorstand der Federal Reserve von New York, eine wichtige Tochtergesellschaft der Zentralbank der Vereinigten Staaten. Oder anders formuliert, gehört Dimon zur Elite und entscheidet unter anderem über die Geldpolitik des Landes. Wenn aber schon diese Art von „Unfällen“ eintritt (Skandale), sollen wir dann nicht auch die anderen (Unfälle) fürchten?

Auf die Frage der Beschuldigung, die Finanziers seien „Kriminelle“, antwortet Herr Ferguson.
Sie sind gleichgültig gegenüber dem Schicksal ihrer eigenen Institutionen, sie sind nur da um sich zu bereichern. Diese Geld und die Arroganz macht sie gefährlich. Deshalb will ich diese Diskussion in die Öffentlichkeit tragen. Und ich bin zumindest kurzfristig pessimistisch, doch auf lange Sicht gesehen denke ich und ich hoffe, dass die Amerikaner dann genug haben. Und das System wird sich ändern.

Das ausführliche Interview (was wir Ihnen empfehlen) können Sie im LINK oben bei Paris Match lesen.



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