Mittwoch, 16. März 2011

Tag der japanischen Helden


Die (noch) japanische Apokalypse

  • Die Hilflosigkeit des japanischen Krisenmanagement geht weiter. Jetzt werden uns Bilder gezeigt die stark an Tschernobyl erinnern. Mit Hubschraubern will man einen Reaktor bekämpfen, die Wasser aus dem Meer aufnehmen und am Reaktor in Fukushima ablassen. Mit „zwei“ Hubschraubern (später sollen noch zwei dazu kommen) soll der inzwischen (machen wir uns nichts mehr vor) eingetretene Super-GAU (Größter anzunehmender Atomunfall) bekämpft werden. Das hat schon in Tschernobyl nicht funktioniert. Man sieht es überdeutlich, die Herrschaften der Betreibergesellschaft zusammen mit den verantwortlichen der Politik, sind mit ihren „Weisheiten“ am Ende. Hätte man doch aus Tschernobyl Konsequenzen gezogen – Damals. Deshalb ist es wichtig, dass wir in Deutschland heute Konsequenzen aus Japan ziehen! So gesehen ist die Bundesregierung zunächst auf dem richtigen Weg mit der „Stilllegung“ der alten AKWs in Deutschland.
  • Im Trinkwasser, so wird gemeldet, sind Jod und Cäsium gemessen worden und natürlich mit dem Hinweis (es ist zum ko...), es bestehe keine Gefahr für die Bevölkerung (der Sprecher bei N24 verliest die Meldung als würde er das selbst glauben).
  • Cäsium ist ein chemisches Element und gehört zu den Alkalimetallen. Es kommt normalerweise nicht im menschlichen Körper vor. Natürliches Cäsium 133 kommt in geringen Mengen in der Natur vor. Das gefährliche Cäsium 137 (um das geht es hier) fällt bei der Kernspaltung an und kann über Abluft oder Abwasser aus Atomanlagen (oder eben bei Unfällen) gelangen. Dadurch kann es von Pflanzen und Tieren aufgenommen werden und kommt so in den menschlichen Nahrungsumlauf.. Cäsium 137 schädigt Nieren und Muskelgewebe beim Menschen, es verteilt sich bei Kontaminierung im ganzen Körper.
  • Nach sechs Tagen meldet sich endlich der japanische Kaiser. Er sei tief besorgt und spricht sein Beileid den Opfern aus. Man muss schon Japaner sein um das alles zu verstehen; gemeint ist: die Verharmlosung der Gefährdung für die Bevölkerung, die widersprüchlichen Aussagen von der japanischen Regierung und die stoische Hinnahme der Japaner. Aber vielleicht ist das alles nur Propaganda und die wirklichen Bilder sehen anders aus.
  • Die widersprüchlichen Meldungen über die Geschehnisse aus den unmittelbar betroffenen Notstandsgebieten und Atomanlagen, die ständig zum größten Teil intakt gezeigten AKW Blöcke, obwohl die meisten zerstört sind oder erheblich beschädigt, also Archivaufnahmen aus den ersten zwei/drei Tagen der Katastrophe. Dazu ein Beispiel: Dienstagnacht im BRD-TV wird über Skype eine junge deutsche Studentin über ihre Eindrücke von Frau Maischberger befragt. Die junge Frau war direkt in Sendai (Studentenwohnheim) untergebracht. In einem Nebensatz erfuhr der aufmerksame Zuseher, dass die Menschen die erste Explosion im AKW über das japanische Privatfernsehen überhaupt erfahren hätten.
  • Und ständig neue Erdbeben (zum Teil mit Magnitude 6 ) so als will uns die Natur sagen, lasst es endlich sein! Hört auf mit einer Technologie die ihr nicht vollständig beherrscht. Aber wer hört schon in dieser Zeit auf sein Inneres Wesen?
  • Es gibt nur wenige Bilder vom wirklichen Leid der japanischen Menschen, und glauben Sie mir, sie leiden. Haben Sie die alte Dame gesehen am Telefon mit ihrer zittrigen Hand? Warum werden uns solche Bilder nur vereinzelt gezeigt? Es ist alles so traurig. Warum versteckt man das Leiden der betroffenen japanischen Bevölkerung, der Überlebenden, vor den Augen der Welt? Propaganda, die uns fernab vom Geschehen etwas bestimmtes glauben lassen soll? Die Wahrheit wird ans Licht kommen, egal was noch alles passiert, man kann sie nicht verhindern. Noch nie! Japan werden wir mit unseren europäischen Augen nicht verstehen. Und das macht uns ungeduldig. Deshalb bitten wir um Nachsicht, wenn uns mal wieder beim berichten, vergleichen und aufzeigen, die Pferde durchgehen. Aber wir (die Schreiber) leiden mit Euch Japanern, eben auf unsere Weise.
  • 10:00 Uhr Die japanische Regierung erkennt die Sinnlosigkeit ihres Hubschraubereinsatzes und beruft sich auf die hohe Radioaktivität über dem Reaktor Block 3
  • 70% der Brennstäbe in Block 1 sind beschädigt, 33% der Brennstäbe in Block 2 sind beschädigt, sagt Tepco (Betreibergesellschaft)
  • In Block 4 und Block 3 brach Feuer aus. Bei Block 3 wurde die Reaktorhülle beschädigt. Fernsehbilder zeigen weißen aufsteigenden Rauch. Wasserdampf? Es gibt keine Information, wie gewohnt, was da vor Ort geschieht. Bei Block 4 befinden sich die Abkühlbecken und hier sind große Löcher an der Gebäudewand zu erkennen.
  • Der Wind, von dem Tokio gnädig abhängig ist, weht noch in Richtung Meer und soll dies noch länger tun, so die Wetterexperten.
  • Die berühmten 50! Fünfzig Menschen (Techniker oder Arbeiter oder ....?) werden ständig in den eingehenden Meldungen hin- und her geschickt. Einmal müssen sie weg, weil die Radioaktivität zu hoch ist, dann sind sie wieder plötzlich (eine Stunde später) am Reaktor. Mittwochmorgen wurden die wieder abgezogen und jetzt (10:40 Uhr) sollen sie wieder am Reaktor sein. Es sind Helden! Leider werden sie sterben. Tschernobyl hat uns das alles gezeigt.
  • 1 Millisievert pro Kalenderjahr ist die Dosisgrenze (künstliche Strahlenbelastung) in der BRD. Der Grenzwert bei beruflich strahlenexponierten Personen wurde (2001) von 50 mSv pro Jahr (Millisievert) auf 20 mSv gesenkt. Einbezogen ist auch ausdrücklich Flugpersonal hinsichtlich kosmischer Strahlung (20 mSv). In Japan wurden (es wurde nicht berichtet ob diese Werte öfter auftreten oder bereits dauernd auftreffen) um die Fukushima-Anlage 400 mSv gemessen pro Stunde.
  • Von 1 bis zu 6 mSv = Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Haarausfall // davon bis zu 20 mSv = Blutungen, Schock // mehr als 20 mSv = der Tod tritt innerhalb von 2 Tagen ein.
  • In Becquerel (Bq) wird gemessen, wie aktiv eine radioaktive Substanz ist.
  • Bis heute gibt es keine genauen Zahlen wie viel Menschen ums leben kamen durch den Super-GAU in Tschernobyl. Bis Ende 1987 wurden ca. 200.000 Aufräumarbeiter (Soldaten und Freiwillige) eingesetzt. Die WHO geht im Laufe der folgenden Jahre von bis zu 800.000 Aufräumarbeiter aus. Bis heute sind Klinken mit Strahlenopfer und behinderten Menschen durch Erbgutschäden, ausgehend vom Super-GAU, mit Patienten belegt und in ständiger Behandlung. 25 Jahre nach der Katastrophe.
  • 10:10 Uhr Die japanische Regierung behauptet, die in Fukushima I gewesene Strahlung (welche genauen Werte und wo wurde gemessen und wann?) stelle kein „unmittelbares“ Gesundheitsrisiko dar (also ein Risiko mit Spätfolgen). Entweder ist diese Regierung Menschenverachtend oder einfach Unfähig bis auf die Haarwurzeln. Die Strahlung außerhalb der 20 Kilometer-Zone um das Kraftwerk habe vor zwei Stunden (04:00 Uhr Ortszeit) 1500 mSv (!) ,andere deutsche Medien berichten von 1000 mSv, betragen.
  • Wann kommt der Sarkophag? Wie in Tschernobyl!
  • Der Gouverneur der Präfektur von Fukushima spricht klar aus: das Land erlebe eine nukleare Katastrophe.
  • Die Zahl der Toten steigt weiter.
  • Nun will Spanien alle Kernkraftwerke überprüfen und auch Venezuela will seine Atompolitik überdenken.
  • Frankreich widerspricht der „offiziellen“ japanischen Darstellung. Wirtschaftsminister Eric Benson: „Reden wir nicht drum herum, Sie haben offensichtlich die Kontrolle über die Situation verloren.“ Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet empfahl allen Franzosen Tokio sofort zu verlassen.
  • Entgegen den uns gezeigten gleichgeschalteten „ruhigen“ TV-Bilder des jap. Staatsfernsehen, gibt es wütende Menschen in der Region Fukushima (wer könnte es ihnen nicht verdenken). Der Gouverneur kritisiere nach wie vor, die sehr mangelhafte Versorgung mit Lebensmittel der Noteinrichtungen.
  • Jetzt gibt es einen neuen . . . Plan. Wasserwerfer sind nun gefragt. (wann kommt die Wassereimerkette vom Meer zum AKW – Tschuldigung). Und zwar Wasserwerfer der Polizei sollen zusätzliches Wasser in Block 4 spritzen. In der Luft hat man den Hubschrauber wegen zu hohen Strahlenwerten abgezogen, das gilt nicht für den Boden anscheinend. Sie sind schon sehr hilflos um auf solche . . . Dinge zu kommen.
  • Die Evakuierung um die Krisenanlage in Fukushima (Tag 5) wird ausgeweitet, nun sollen Busse kommen und die verbliebenen Menschen abholen.
  • Wikileaks: Im Dezember 2008 hat beim G8 Nuclear Safty and Security Group Gipfel ein Vertreter der IAEA die japanische Regierung aufmerksam gemacht, dass die japanischen Kernkraftanlagen in den vergangenen 35 Jahren „dreimal“ auf Erdbebenbelastung überprüft wurden.
  • Die japanische Regierung hat die Strahlenbelastung für die Mitarbeiter in Atomanlagen mehr als verdoppelt. Der Grenzwert wurde von 100 mSv auf 250 mSv erhöht! Und wieder wiederholt sich Tschernobyl. Dort waren die Menschen schnell verstrahlt, auch dann hat man einfach die Werte erhöht. Die Umstände lassen keine andere Möglichkeit zu.
  • Man zeigt heute eindrucksvolle Bilder (Fotografien, die schlecht aufgenommen wurden oder absichtlich retuschiert sind) aus der weitläufig zerstörten Atomanlage. Bilder die erheblichen Zweifel aufkommen lassen an das zu glauben was die japanische Regierung bisher sagte. Völlig zerstörte Bauteile und Anlagen, verbrannte Metallgerippe, zerbeulte Schutzabdeckungen, dunkle Löcher in Anlagen. Nichts was den Eindruck erwecken könnte, da funktioniert noch etwas.

Und seit der japanischen Apokalypse wurde jeder Tag schlechter als der Vorherige, so auch heute.
Hunderte von Millionen Menschen auf der Erde wünschen sich zunächst nur eines. Möge der neue Tag in Japan nicht schlechter werden als der Gestrige.
Und wir persönlich wünschen den Japanern einen Wind, der aufs Meer bläst – sorry Hawaii.

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