Dienstag, 20. März 2012

Gezielte Irreführung über die Wahrheit im syrischen Volkskrieg

Ein einzelner Mann, sein Name ist Rami Abdul Rahman, mischt gerade die gesamte westliche Medienlandschaft auf mit abstrusen Behauptungen.  Seine One-Man-Show in dieser voll von Desinformation wimmelnden Veröffentlichungen führt er über einen hochtrabenden Titel: Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Coventry nördlich von London. Und davon schreiben einige der bekanntesten Nachrichtenagenturen ab, wie zum Beispiel AP oder Reuters usw. Ebenso könnte meine Oma Guste eine Beobachtungsstelle für Menschenrechte von verfolgten Bootsflüchtlingen im Internet platzieren und dann munter drauflos dichten. Schauen Sie sich die Beobachtungsstelle doch mal an und selbst wenn sie arabisch nicht beherrschen, so fällt Ihnen sicherlich sofort auf, keine Bilder, keine Videoberichte.
Dabei wimmelt es zum Beispiel auf You Tube vor syrischen Videofilmen die uns zeigen was wirklich dort gerade passiert. Sind Sie sicher dass diese Videofilmchen immer die Wahrheit zeigen? Inzwischen kommen Berichte von wirklichen Kennern und seriösen Journalisten, die sich vor Ort aufhalten, herein die uns aber ganz andere Dinge erzählen.
Jürgen Tödenhöfer gehört zweifellos zu dieser Spezies von Journalisten die einen unglaublich großen Erfahrungsschatz beherbergen und den Dingen immer aufs Maul schauen. In der gedruckten TAZ vom 20. März ist ein hervorragender Bericht zu lesen: “Der syrische Knoten“, die ein erhellendes Licht auf die angeblichen Massaker in Syrien werfen.
Wie groß diese Verdummungskampagne und Lügengeschichten im Ausmaß sich ausgebreitet haben, zeigt was Herr Tödenhöfer dazu sagt: nach der Münchhausen-Kampagne über die angeblichen Massenvernichtungswaffen des Irak erleben wir auch zu Syrien eine gigantische Desinformationskampagne (deshalb haben wir nie Videos aus Syrien veröffentlicht in diesen Bezug/Anm.PPD). Und Todenhöfer weiter, eine derart gezielte Irreführung habe er in den letzten Jahrzehnten in der arabischen Welt noch nie erlebt. Er schreibt sogar: die Wahrheit ist im syrischen Krieg gründlich massakriert worden. Deutlicher geht es nicht. So stellte er in über vier Wochen Aufenthalt in den syrischen Hochburgen der Revolution fest, dass über die Hälfte der Medienberichte (die er überprüfte!) falsch waren. So wurde durch die Weltpresse verbreitet das syrische Regime hätte alle iPhones verboten – ein Fake. Im November verbreitete al-Dschasira die Tötung von fünf Zivilisten in Homs. Tödenhöfer suchte sofort das Zentralkrankenhaus auf, es gab a diesem Tag weder Tote noch Verletzte und am folgenden Tag gab es auch keine Trauerfeiern. Danach wurde in Homs ein Kleinbus mit 13 Alewiten von Rebellen angehalten. Alle wurden durch gezielten Kopfschuss hingerichtet, bis auf einen. Man filmte die Leichen und den Ort genau und so konnte man später dann im Fernsehen die Mordtat sehen – verübt von Assad Truppen!
Selbst der Führer der innersyrischen Oppositionspartei SSNP Dr. Ali Haidar versteht nicht warum sich die westlichen Medien von den Rebellen und von al-Dschasira so leicht manipulieren lassen. Die Realität in Syrien sieht ganz anders aus.  So sagt Herr Haidar, viele der von al-Dschasira gezeigten Massaker an syrischen Zivilisten sind nicht von Assad-Truppen sondern von bewaffneten Rebellen begangen worden. Jene Rebellen werden gerade mit Waffen aus Saudi-Arabien ausgerüstet. Saudi-Arabien kauft seine Waffen im Westen ein. Sollte in Gesprächen mit mitdenkenden Menschen unsere Erkenntnis doch richtig sein? Erst muss Syrien fallen bevor der Iran angegriffen wird.
Wie auch immer, schon im eigenen Interesse gehen staatliche Sicherheitskräfte nicht gezielt gegen Zivilisten vor. So sagt Herr Haidar (Opposition, nicht vergessen), Assad habe nach schlimmen Fehlern einiger Kommandeure  zu Beginn der Aufstände, klare Befehle erlassen. Nur sie wurden nicht eingehalten. Natürlich bekämpfen sich die staatlichen Sicherheitskräfte und die Rebellen mit aller Härte die sie haben. Aber kein Staat der Welt würde tatenlos zusehen wenn seine Polizeikräfte und dutzende von Soldaten durch bewaffnete Rebellen angegriffen und getötet werden.
Zurück zur One-Man-Show Rami Abdul Rahman oder besser genannt alias Osama Ali Suleiman und seiner ehrenamtlichen Helferin, wie Herr Todenhöfer schreibt, dessen winzige Desinformationszentrale ganz in der Nähe des Bekleidungsladen seiner Frau sich befindet. Inzwischen distanzieren sich exilsyrische Menschenrechtsorganisatoren, die auch gegen das Assad-Regime kämpfen öffentlich von dieser „Beobachtungsstelle“. Nicht unsere Hauptmedien und ach so tollen alles durchschauende Schreibern. Fehlt nur noch das Totschlagargument Verschwörungstheorie.
CNN brachte im August eine tolle Meldung: Syrische Sicherheitskräfte hätten in einem Krankenhaus in Hama den Strom der Brutkästen abgestellt. Acht Babys hätten diese Barbarei mit dem Leben bezahlt. Ein AUFSCHREI ging durch die Medienwelt. Doch die ungeprüfte CNN Meldung war falsch. Sie stammte von Osama alias Rami. Das angebliche Beweisfoto stammte aus Ägypten und die angeblich toten Babys waren vergnügt lebendig. Hm… wo hatten wir das schon mal? Brutkästen und Fake und bestialische Regierungstruppen? Richtig! Im Irak-Krieg. Dort wurde uns auch so eine Lügennummer aufgetischt. Angeblich hätten Saddams Eliteeinheiten in einem Kuwaiter Krankenhaus die Brutkästen mit Babys herausgerissen und so weiter und so fort. Später stellte sich es als amerikanische Erfindung heraus, wir berichteten im Blog.
Am besten läuft Osama alias Rami auf, wenn wichtige politische Ereignisse sich anbahnen, schreibt Herr Todenhöfer. So am 3. Februar dem Vorabend der Abstimmung im Weltsicherheitsrat (schauen Sie sich dazu an was Westerwelle über Syrien sagte. Bezieht er seine Infos auch von Osama?) lieferte die Beobachtungsstelle ein Massaker in Homs mit 217 Toten. Nicht untätig erhöhte der oppositionelle „Syrische Nationalrat“ vom sicheren Ausland aus die Anzahl der Toten auf 260 – wer hat noch nicht, wer will noch mehr. Am nächsten Tag stellten die lokalen Koordinationskomitees (LCC) die Zahl richtig mit 55 Toten.
Zum Abschluss noch einen O-Ton Todenhöfer:
Den Chaosstrategen des Westens geht es in erster Linie um die Schwächung des Iran, der ihnen durch den törichten Irak-Krieg zu mächtig geworden ist. Mit Assad soll ein wichtiger Verbündeter des Iran weggeräumt werden. Das ist des Pudels Kern und sonst gar nichts. Solange Assad mit Iran verbündet bleibt, wird der Westen seinen Sturz betreiben. Selbst dann, wenn er in Syrien eine perfekte Westminster-Demokratie einführen würde.
So, und nun holen Sie sich bitte die Druckausgabe der taz von heute, denn im Artikel von Herrn Todenhöfer ist noch viel mehr zu lesen.

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